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2016 Albayrak

Title Prävention von Knieverletzungen im Fußballsport durch Krafttraining

Autor Hüseyin Albayrak

Department FB 03 - Humanwissenschaften - Institut für Sportwissenschaften

Last Revision 26. Juni 2016

Einleitung

In der Gesellschaft zählt der Fußballsport seit vielen Jahren zu den populärsten Sportarten. Vergleicht man die Anforderungen an die Spieler vor zehn Jahren mit jenen von heute, ist zu erkennen dass sowohl die Erwartungen als auch die Anforderungen an die Spieler in den Trainingseinheiten und in den Wettkämpfen enorm gestiegen sind. In dem Fußballsport werden reichliche Aktionen wie beschleunigen, abbremsen, Richtungswechsel, gehen, unterschiedliche Laufintensitäten, Sprints, Sprünge, Dribbelaktionen, Zweikämpfe oder Torschüsse ausgeführt. Insgesamt können in einem Spiel bis zu 1431 Aktionen durchgeführt werden. Betrachtet man die Aktionen detailliert, so ändert der Spieler seine Aktion ca. alle 3,8 Sekunden. Eine erfolgreiche Bundesliga-Mannschaft bestreitet in einer Saison ca. 53 Pflichtspiele. Trainer wie Pep Guardiola -zu Bayern München Zeiten- oder Jürgen Klopp -zu Borussia Dortmund Zeiten- äußerten in den Medien, dass die Spieler durch zu viele Spiele in einer Saison überfordert seien. Die Anforderungen an die Spieler steigen stetig, die Verletzungshäufigkeiten stagnieren konstant über die Jahre hinweg. Wenngleich die Sportwissenschaft in mehreren Teildisziplinen tätig ist, ist die Anzahl der wissenschaftlichen Studien bezüglich Krafttrainings in dem Fußballsport überschaubar. Der Fußballsport ist gekennzeichnet durch seine vielfältigen Bewegungsaktionen und Zweikämpfe mit dem Gegenspieler. Demnach sind Verletzungen in dieser Sportart nahezu unvermeidbar. Die Knieverletzungen stellen mit 15,7% die zweithäufigste Verletzung dar. Meist sind Knieverletzungen mit langen Ausfalltagen und hohen Behandlungskosten verbunden. Eine mögliche Ursache für die Häufigkeit von Knieverletzungen können die langen Hebelarme des Skeletts oder die geringe Weichteilbedeckung des Kniegelenks darstellen (vgl. Wurzinger 2014, S. 363).

Inhalt

Das sich in der Mitte befindende Kniegelenk der unteren Extremität stellt das größte und zugleich auch das komplexeste Gelenk des menschlichen Organismus dar. Das Kniegelenk dient dem Oberschenkel als Bewegungsvermittler für den Unterschenkel, damit dieser gebeugt und gestreckt werden kann. Das Kniegelenk ist zusammengesetzt aus den langen Röhrenknochen und dem Sesambein (Kniescheibe, Patella). Die Kniescheibe hilft der Oberschenkelmuskulatur das Kniegelenk zu beugen und zu strecken. Zudem hilft die Kniescheibe bei Bremsbewegungen in dem Fußballsport. Die Kraft von der Oberschenkelmuskulatur wird über die Sehnen auf den Oberschenkelknochen weitergeleitet und verringert somit den Reibungswiderstand in dem Kniegelenk. Die Patella bringt demnach eine Schutzfunktion mit sich. Die verbindende Brücke zwischen den Knochen und den Muskeln stellen die Sehnen dar. In der Tiefe des Muskels sind Muskelsehnen mit den Sehnenfasern verbunden und diese wiederum mit den Knochen. Die hauptsächlich aus Kollagenfasern bestehenden Sehnen können sich um bis zu 150% ihrer Ausgangslage ausdehnen und kehren anschließend -nach der Beanspruchung- in ihre Ursprungslage zurück. Die Sehnen haben die bedeutsame Aufgabe die Muskelkraft auf die beanspruchten Knochenareale zu übertragen- Verstärkung oder Dämpfung der Kraftübertragung aus den hervorgehenden Bereichen, Speicherung der elastischen Energie und Beeinflussung des Muskeltonus. Sehnen passen sich ähnlich den Muskeln Belastungen an und können durch das Training den Querschnitt, die Zug- und Rissfestigkeit erhöhen. Die Sehnen um das Kniegelenk dienen dazu, das Kniegelenk stabil in seiner Lage halten zu können. Neben den Sehnen befinden sich gleichfalls Bänder in und um das Kniegelenk. Die Bänder verbinden in dem Gegensatz zu den Sehnen Knochen mit Knochen. Bänder tolerieren nur eine gewisse Dehnung. Die Bänder in und um das Kniegelenk herum beschränken sich auf das Stabilisieren der Gelenke. Die Stabilisierung des Kniegelenks erfolgt durch verschiedene Bänder, diese gliedern sich in (vordere und hintere) Kreuzbänder, Kollateralbänder und dorsale Bänder. Die Menisken, die aus hyalinen Gelenkknorpeln bestehen, sind ebenfalls in die Kniegelenke eingebettet. Da die Knochen in dem Kniegelenk inkongruent sind, gleichen diese die Menisken aus. Bei Druck- und Zugbewegungen geben die Menisken nach und kehren nach der Belastung in die Ursprungsform zurück. Durch die fehlenden Blutgefäße in den Menisken regenerieren diese bei Verletzungen lediglich sehr langsam. Zudem stellen die Menisken in dem Kniegelenk die anfälligsten Knorpeltypen dar. Die Knochen, Bänder, Sehnen und Knorpel stellen alle zusammen den passiven Bewegungsapparat des Menschen dar. Den aktiven Bewegungsapparat stellen die Muskeln dar. Die Muskeln sind jeweils an zwei Enden der Gelenke fixiert und stellen somit einen Muskel-Ursprung und einen Muskel-Ansatz dar. Werden die Muskeln kontrahiert, kommt es zu einer Bewegung. Bei einer Bewegung werden meist mehrere Muskeln gleichzeitig oder folgend aktiviert. Es zeigt sich ein Zusammenspiel von Agonisten, Antagonisten und Synergisten. Das Kniegelenk wird von rund 12 verschiedenen Muskeln gesteuert bzw. bewegt. Das Kniegelenk bringt zwei Funktionen mit sich. Das Kniegelenk kann lediglich eine Beugebewegung (Flexion) und eine gewisse Rotationsbewegung absolvieren. Das Kniegelenk ist bei einem Beugegrad von 50° am flexibelsten. Im Grunde ist die Innenrotation in dem Kniegelenk kleiner als die Außenrotation. Der Bewegungsablauf in dem Kniegelenk kann nicht pauschalisiert werden, da der Aufbau eines Menschen stets individuell ist. Zudem sind Faktoren wie Körpergröße, Gewicht, Geschlecht und Gelenkstellung zu beachten. Der Angriffspunkt ändert sich je nach Beugebewegung, Belastungssituation und Beinstellung. Bei dem Gehen oder Laufen dreht sich der Femur um die Tibialängsachse, wobei sich die beiden Berührungspunkte verschieben. Bei einem Sprung kommt es zu einem Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus (DVZ). In dem Fußballsport werden Verletzungen häufig durch einen Kopfballsprung verursacht, v. a. wenn die Spieler zu hart auf dem Boden aufkommen. Die entstehenden Kräfte können von den Sehnen nicht adäquat absorbiert und auf die Knochen übertragen werden. Das Anforderungsprofil der Spieler/des Spiels wird in mehrere Teildisziplinen differenziert und dementsprechend auch trainiert. Es ist von besonderer Bedeutung alle Teilbereiche des Trainings aufeinander abzustimmen und zu trainiert, da sie voneinander abhängig sind. Das Anforderungsprofil der Spieler/des Spiels wird in konditionelle, technische, taktische und psychische Einflussfaktoren unterschieden. Die vier eben genannten Einflussfaktoren stellen die Oberbegriffe in ihren Trainingsbereichen dar. In allen vier Trainingsbereichen kommt es zu weiteren Unterscheidungen. Die Kondition bildet den wichtigsten Einflussfaktor und besteht aus Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und zum Teil aus Flexibilität. Die Kraft kommt in dem Fußballsport nahezu in allen Aktionen vor, sei es bei dem Sprint, bei der Beschleunigung, bei dem Torschuss oder bei dem Kopfballsprung. Die Kraftausdauer bildet die Basis des konditionellen Einflussfaktors- sei es die Ausdauer zu verbessern oder die Schnelligkeit. In allen Bereichen der Kondition stellt die Kraftausdauer die Basis dar. In dem Fußballsport ist eine gut ausgeprägte Grundlagenausdauer von großer Bedeutung, um über 90 Minuten hinweg ohne Ermüdung die taktischen Vorgaben des Trainers einzuhalten. Der moderne Fußball ist geprägt von seinen vielen kleinen Sprints zwischen 10 und 30 Metern, daneben werden ebenfalls Seitwärtsläufe und Rückwärtsläufe absolviert. 96% der Sprints finden zwischen 10 und 30 Metern statt. Ein Spitzenspieler absolviert zwischen 100 und 300 Sprints in einem Fußballspiel. Demnach kommt der Schnelligkeit gleichfalls eine relevante Rolle zu. Mit Hilfe der einzelnen konditionellen Einflussfaktoren wird eine Bewegung realisiert und erst mit der Bewegung tritt die koordinative Fähigkeit in Erscheinung. Je höher die konditionelle Fähigkeit, umso besser kann die koordinative Fähigkeit werden. Das heißt die konditionelle Fähigkeit beeinflusst das Niveau der Koordination. Demnach wird Kraft benötigt um eine Bewegung energisch und schnellkräftig ausführen zu können. Die Schnelligkeit dient dazu Bewegungslösungen rasch umzusetzen. Die Flexibilität spielt bei der koordinativen Fähigkeit eine wichtige Rolle um Ausweichbewegungen mit größeren oder kleinen Schwingungsweiten besser anpassen zu können. Der Focus der konditionellen Fähigkeit Ausdauer liegt darin, die psychophysische Ermüdungsresistenz bei der Koordination zu verzögern. Je eher die Ermüdungsgrenze der Spieler erreicht wird, umso mehr baut die koordinative Fähigkeit ab und somit auch die Technik. Dies führt zu fehlerhaften Pässen, ungenauen Schüssen auf das Tor und auch die Wahrscheinlichkeit von Verletzungen erhöht sich rapide (vgl. Memmert et al. 2012, S. 31). Die Technik spielt eine wesentliche Rolle, um durch diese unnötige Fehlbelastungen in dem Kniegelenk zu vermeiden. Anfangs werden elementare Grundtechniken bei dem Passen, Laufen, Dribbeln, Schießen und vor allem bei den Zweikämpfen nahegelegt. Je nach persönlicher Geschicklichkeit werden die Spieler an die eigene, „ideale Technik“ herangeführt. Dadurch wird eine individuelle Zieltechnik entwickelt. Die Fußballtechnik wird aus zwei Blickpunkten betrachtet, zum einen sind es die Bewegungsfertigkeiten mit Ball/Angriff und zum anderen Bewegungsfertigkeiten ohne Ball/Angriff. Eine gut ausgeprägte Technik führt zudem zu einem ökonomischen Lauf- und Krafteinsatz während des Trainings und Wettkampfs. Kommt es während dem Wettkampf zur einer Abnahme von Kraft, ist eine Störung der Technik nachweisbar (vgl. Hoffmann 2005, S. 142). Bei dem Spitzenfußball ändern sich die taktischen Vorgaben des Trainers je nach Gegner. Um die Vorgaben des Trainers gut umsetzen zu können stellen die technischen Fähigkeiten in Kombination mit den konditionellen Fähigkeiten die Grundbasis der taktischen Vorgabe dar. Hierbei kommt es darauf an die Mannschaft optimal aufeinander abzustimmen. Demzufolge werden die Spieler in Individuell-, Gruppen- und Mannschafttaktik geschult. Neben den konditionellen, technischen und taktischen Einflussfaktoren dürfen die psychischen Einflussfaktoren nicht vernachlässigt werden. Durch geeignetes Mentaltraining werden die Spieler auf die bevorstehenden Spiele vorbereitet. Dies schwankt je nach Gegner (Angstgegner, Pokaleffekt oder Heim/Auswärtsspiel). Psychologen sehen die Motivation als das Antriebswerk für alle Handlungsvorgänge. Gerade bei Verletzungen spielt der psychische Einflussfaktor eine Schlüsselrolle. Demgemäß kann die Motivation zur Entstehung von Verletzungen führen und ebenfalls den Heilungsprozess positiv oder negativ beeinflussen. Um die Belastung eines Spielers zu ermitteln bzw. die Belastbarkeit zu steigern, müssen optimale Beanspruchungen eingehalten werde. Zwischen der Belastung und der Beanspruchung gibt es eine klare Trennlinie. Die Belastung stellt die äußere Einwirkung auf den menschlichen Organismus dar. Hierbei kommt es auf die Art und Größe der Belastung an. Auf eine Belastung reagiert der Körper mit der Beanspruchung. Jeder Spieler hat seine eigene individuelle Belastbarkeitsgrenze, diese hängt von dem Trainingszustand, Alter, Geschlecht, von körperlichen Voraussetzungen, Umweltbedingungen und dem aktuellen psychophysischen Zustand ab. Um die Belastbarkeitsgrenze jeden Spielers zu verbessern ist es von Bedeutung eine optimale Beanspruchung zu ermitteln und in diesem Bereich zu trainieren. Kommt es zu einer Unterforderung der Beanspruchung bildet sich die Belastbarkeit des Spielers zurück. Werden die Spieler überansprucht, kommt es ebenfalls zu einer Rückbildung der Belastbarkeit und in dem schlimmsten Falle tritt eine Verletzung auf. Ist die optimale Beanspruchung ermittelt, müssen erprobte Belastungsfaktoren und –kenngrößen, sowie bestimmte Beanspruchungsindikatoren eingehalten bzw. verwendet werden. Diese sind: Art der Trainingsübung, Belastungsintensität, Belastungsumfang, Belastungsdichte und die Qualität der Bewegungsausführung. Eine ausreichende Belastbarkeit der Spieler ist essentiell, denn in einem Fußballspiel von 90 Minuten kommt es zu einer Laufleistung zwischen 8 und 12 Kilometern. Zwar ist die Gesamtlaufleistung in dem Vergleich zu früher (1980) nicht signifikant angestiegen, allerdings hat sich die Spielintensität gesteigert. Die Laufleistungen werden zu 42,9% in geringer, 42,6% in mittlerer und 7,5% in hoher Intensität bewältigt (vgl. Düring 2011, S. 5, zitiert nach Meyhew, Wenger 1985). Die Laufintensität mit hohen Geschwindigkeiten ist von 12% auf 24-28% gestiegen. Durchschnittlich werden 19 Sprints pro Spiel absolviert, zwischen 2-4 Sekunden Sprintzeit. Gerade bei den Sprint- und Sprungbelastungen wird Schnelligkeitsanforderung beansprucht. Bei den Kopfballsprüngen spielt das Timing eine wichtige Rolle. Je nach Höhe des fliegenden Balls wird Kraft eingesetzt. Dabei kommt es bei der DVZ zu einer Beinstreckung in dem Fuß-, Knie- und Hüftgelenk. Gerade nach einem Kopfballspiel ist eine gut ausgeprägte Landetechnik notwendig um Verletzungen zu vermeiden. In allen Aktionen ist Kraft erforderlich. Vor diesem Hintergrund soll ein Einblick in die Grundlagen von Krafttraining gewährt werden, um herauszustellen durch welche Krafttrainingsmethoden die gewünschten Ziele in dem Fußballsport erreicht werden können. Obwohl das Krafttraining in dem Fußballsport zunehmend in den Vordergrund rückt, wird es von vielen Trainern, Therapeuten und Sportlern mit Skepsis betrachtet- v.a. vor dem Hintergrund der Annahme, dass das Krafttraining die Beweglichkeit beeinträchtige. Handfeste Studien über diese Annahme gibt es keine. Der Annahme gegenüberstehend wird aufgezeigt, dass es durch einen methodisch korrekt aufgebauten Trainingsplan zu einer positiven Einwirkung bezüglich der Beweglichkeit kommt. Freiwald (2013, S. 57 ff.) teilt die Meinung von Prentice (2001) und definiert in seinem Buch -vor dem Hintergrund von Beobachtungen und Messungen bei Turnern und Gewichthebern- eine hohe Beweglichkeit als Voraussetzung. Der genannte Personenkreis muss bei extremen Gelenkwinkeln hohe Kraftleistungen erbringen. Gut durchtrainierte Spieler, welche regelmäßig Krafttraining betreiben, sind in der Lage bei spieltechnischen Herausforderungen schneller zu handeln. Zudem führt Krafttraining zu einer höheren Sprungkraft, zu einer länger andauernden Kraftausdauer. Die Ermüdung tritt später ein und Verletzungen zeigen sich tendenziell weniger. Um Spieler langfristig vor Verletzungen zu schützen, sollte das Trainingsprogramm stetig progressiv gesteigert werden. Auch um die Belastbarkeit der Spieler zu steigern. Je nach Trainingsmethode werden in dem Krafttraining verschiedene Bewegungsformen mit unterschiedlichen Belastungsformen und Zusatzlasten überwunden. Ziel ist es, die Kraftfähigkeit für die Wettkampfleistungen zu erhöhen. Das Betreiben von Krafttraining steigert nicht nur die Leistung, sondern hilft dabei muskuläre Dysbalancen zu reduzieren die zu Fehlbelastungen führen können. Zudem bietet Krafttraining Schutz für den gesamten Körper. Folgenden Faktoren wird in dem Krafttraining eine wichtige Rolle zugeteilt: Muskelquerschnitt, Muskelfaserspektrum, intramuskuläre und intermuskuläre Koordination, volitive Steuerung und sporttechnisches Können. Bezüglich des Krafttrainings gibt es unterschiedliche Kraftarten, die spezifisch trainiert werden können. Die Abbildung (pdf) im Anhang, verdeutlicht die Hierarchie der Kraftarten in dem Krafttraining, wobei die Maximalkraft die Grundmauer für die darauf aufbauende Schnellkraft, Reaktivkraft und Kraftausdauer darstellt.

Abbildung

Inhalt 2

Die Maximalkraft kann auf zwei unterschiedliche Weisen trainiert werden. Wird mit den Trainingsgewichten zwischen 60-85% trainiert, auch Hypertrophietraining genannt, verfolgt man das Ziel den Muskelquerschnitt zu vergrößern. Werden jedoch 90-100% der Trainingsgewichte verwendet, wird im Wesentlichen die intra- und intermuskuläre Koordination trainiert (neuronale Aktivierungsmethode). Hierbei ist es notwendig mit einer maximal explosiven Kontraktionsgeschwindigkeit zu trainieren, um die Trainingsgewichte zu stemmen. Die Schnellkraftmethode soll durch das spezifische Training helfen die schnellzuckenden Fasern (FTO, FTG) zu trainieren. Je nach dem welches Ziel verfolgt wird, kann der Schwerpunkt der Schnellkraftmethode zwischen Start-, Explosiv- und Maximalkraft modifiziert werden. Die Kraftausdauermethode hingegen hilft durch viele Wiederholungsanzahlen (zwischen 20-40) bei einer Intensität zwischen 40-60% der Maximalkraft, sowohl die Kraft- als auch die Ausdauerfähigkeiten zu verbessern. Durch diese Trainingsmethode kann der Abfall der Kraftleistungskurve weiter nach hinten verschoben werden. Die Reaktivkraftmethode kann in Form zwei unterschiedlicher Methoden trainiert werden. Zum einen kann der lange Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus (DVZ) trainiert werden, darunter werden große Winkelbewegungen ausgeführt die länger als 250 ms dauern (z.B. Kopfballsprünge). Zum anderen gibt es die kurze DVZ Trainingsmethode. Dabei werden kurze und schnelle Winkelbewegungen ausgeführt die max. bis zur 250 ms andauern (z.B. Sprints). Wird Krafttraining langfristig betrieben, kommt es zu verschiedenen Anpassungen in dem Körper. Die schnellste Anpassung geschieht in dem neuronalen Bereich. Durch das trainieren der intra- und intermuskulären Koordination kann eine vollständige Aktivierung der Muskulatur erfolgen. Writh (2011, S. 36) unterstützt die Meinungen von Hering (2000), Christova, Kossev (1998), DeLuca (et al. 1982) und schreibt, dass bei einer geringeren Belastung weniger Muskelfasern aktiviert werden. Steigt die äußere Belastung werden auch dementsprechend mehr Muskelfasern zur Überwindung der Belastung aktiviert. Bei den morphologischen Anpassungen lässt sich dies anhand des Muskelquerschnitts, der Muskellänge, kontraktilen Eigenschaften (Veränderungen an den Myosinschwerketten) und der enzymatischen Anpassungen erkennen. Durch das Krafttraining profitiert zugleich der passive Bewegungsapparat. Stärkere Muskeln führen zu Knochenneubildung bzw. die Knochendichte wird erhöht. Die Sehnen hypertrophieren wie die Muskeln auch und die Zugfestigkeit wird erhöht. Bei Verletzungen zeigt sich eine deutlich schnellere Regeneration. Gleichfalls erhöht sich die Gelenkknorpelschicht durch das Krafttraining und kann bis zu 7-8 mm erweitert werden. In dem Gegensatz zu den neuronalen und morphologischen Anpassungen kann eine Anpassung des passiven Bewegungsapparats mehrere Jahre dauern (vgl. Haber, Tomatis 2005, S: 39). Eine optimale Beanspruchung ist vonnöten um die Belastung progressiv zu steigern. Wird in dem optimalen Bereich trainiert, sind Grundregeln der Trainingsprinzipien einzuhalten. Je nach Intensität der Belastung tritt zwischen 24-72 Stunden das Prinzip der Superkompensation ein. Nach einer Belastung fällt die Leistungsfähigkeit unter das Ausgangsniveau. Durch die Erholungsphase wird der Körper regeneriert. Nach Abschluss der Erholungsphase ist der Körper theoretisch wiederhergestellt (Kompensation). Dadurch, dass der Körper aus dem Gleichgewicht gebracht wurde und künftig neue Belastungen ökonomischer nutzen möchte, tritt nach Abschluss der Erholungsphase für eine kurze Zeit die Superkompensation ein. Das heißt der Körper ist stärker als zuvor. Es wird demnach empfohlen, den Körper während der Superkompensation neuen Reizen auszusetzen. Entsprechend der Intensität ist die Erholungsphase einzuhalten, um ein Übertraining durch einseitiges Krafttraining zu vermeiden. Bei einem Übertraining wird das Gegenteil des verfolgten Ziels eingeleitet und die Belastbarkeit bildet sich zurück. Bei einem Übertraining bzw. Überlastung kommt es im ungünstigsten Fall auch zu Verletzungen. Rund 80 % der Bundesligaspieler verletzen sich in der Saison mindestens einmal, dabei sind Knieverletzungen ziemlich weit oben angesiedelt auf der Statistikliste. Etwa 15.8 % der Spieler verletzen sich am Kniegelenk. Unterdessen tragen viele Spieler bei schweren Knieverletzungen Sportschaden davon. Es gibt zahlreiche Verletzungen im Knieareal, die am häufigsten auftretenden Verletzungen dabei sind: Innen- und Außenbänder, die für eine gute Stabilität im Kniegelenk sorgen. Die hinteren- und vorderen Kreuzbänder haben die bedeutungsvolle Aufgabe, dass die Tibia weder nach vorne noch nach hinten gleitet. Die vorderen Kreuzbänder sind tendenziell viel häufiger verletzt und treten meist bei plötzlichen oder unkontrollierten Bewegungen auf. Die Innen- und Außenmenisken helfen den Kniegelenken für weniger Reibung im Kniegelenk. Statistisch gesehen reißen die Außenbänder fünfmal Häufiger als die Innenbänder. Ein Symptom für eine Meniskusverletzung ist, dass das Beugen oder eine völlige Streckung des Kniegelenkes nicht ausgeführt werden kann. Knorpelschäden sind leicht zu Übersehen und dies kann wiederrum zur einen früheren Arthrosebildung führen. Des Weiteren gibt es auch Luxationen oder Sehnenabrisse im Kniegelenk, diese treten glücklicherweise jedoch selten auf. Um Fußball auf einem hohen Niveau spielen zu können, sind meist Operativeinsätze unumgänglich. Eine Studie von UEFA konnte protokollieren, dass eine Mannschaft durchschnittlich mit 50 Verletzungen pro Saison rechnen muss. Die Häufigkeit der Verletzungswahrscheinlichkeit hat sich in den Jahren konstant gleich gehalten. Auffällig ist jedoch, dass die Verletzungshäufigkeit in einem Wettkampf bzw. Fußballspiel neunmal höher ist als in einer Trainingseinheit. Die Tabelle im Anhang (ebenfalls pdf) zeigt die erfahrungsmäßigen Ausfalltage der Spieler nach Verletzungsart dar. Die Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlichte auf ihrer Internetseite, dass die Behandlungskosten für Knieverletzungen bei etwa 10 Millionen Euro liegen (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung 2016, o. S.). Unglücklicherweise gibt es keine pauschale Ursache für Knieverletzungen. Hierbei spielen mehrere Faktoren eine wesentliche Rolle die zur Verletzungen im Knieareal führen können. Zu den endogenen Verletzungen zählen plötzliche Richtungswechsel, falsche Landetechnik, Abbremsbewegung nach einem Sprint, Lebensalter, Ermüdung und Übertraining bzw. Fehlbelastung. Neben den endogenen- gibt es auch die exogenen Verletzungsursachen wie Gegnerkontakt, methodisch fehlerfreies Trainingsprogramm, muskuläre Dysbalancen, Koordination, warm-up und cool-down, Beschaffenheit des Fußballfeldes, Fußballschuhe, Wetterlage oder falsche Krafttrainingsmethode. Durch allgemeine Präventionsziele und Präventionsmaßnahmen sollen durch gezielte Übung das Wohlfühlen oder das bewältigen von Routineaktivitäten gesteigert werden. Die Präventionsmaßnahmen sollen auch zur Vorbeugung von Krankheiten und Verletzungen bei den Spielern führen. Hierzu wurden Präventionsprogramme wie das FIFA 11+ oder das PEP (Prevent Injury Enhance Performance)-Programm entwickelt und sollte zwei bis dreimal die Woche vor dem Training angewendet werden. Vor allem das PEP-Programm führt zur Stabilisierung des Kniegelenkes und beinhaltet Übungen wie das Aufwärmen, Dehnung, Muskelkräftigung und polymetrische Training. Wie bereits erwähnt wurde, hat das Krafttraining eine prophylaktische Wirkung auf den Organismus. Souid (2011, S. 116 ff.) publizierte, dass ein Zusammenhang zwischen der Kraft, Beweglichkeit, Schnelligkeit und der neuronalen Koordinationsfähigkeit in dem Bereich der unteren Extremität und der Verletzungsanfälligkeit in dem Kniegelenk herrscht. Demnach sollte bereits in den jungen Jahren (ca. mit 14 Jahren) mit dem Krafttraining begonnen und über die komplette Karriere hinweg Krafttraining betrieben werden. Da das außer Acht lassen des Krafttrainings ebenfalls zu negativen Effekten in den Bereichen Beweglichkeit, Schnelligkeit und in der neuromuskulären Koordinationsfähigkeit führen können und somit sich die Anfälligkeit für Knieverletzungen erhöhen. Um das Krafttraining vollständig auszuschöpfen, sind weitere Trainingsmaßnahmen nötig. Darunter darf auf das Training der Beweglichkeit nicht verzichtet werden. Eine gute Beweglichkeit trägt dazu bei, dass eine Ökonomisierung bei Bewegungen stattfindet und schützt ebenfalls vor Verletzungen. Zudem kann ein verkürzter Muskel nicht optimal seine Kraft entfalten. Weiterhin führt eine gute Beweglichkeit zu einer präziseren Ausführung von fußballtechnischen Handlungen wie das Dribbling. Eine bedeutungsvolle Aufgabe fällt dem sensomotorischen Training zu, das propriozeptive Training kann einen großen Einfluss zur Vermeidung von (Knie-) Verletzungen haben. Gerade wenn die Ermüdung sich langsam einschleicht, leidet meist die Technik darunter. Durch das propriozeptive Training können unbewusste efferente Antworten schneller zu afferenten Informationen umgewandelt werden. Somit können die umwandelten afferenten Informationen bei dynamischen Bewegungen zur Gelenkstabilisierung beitragen und eine Verletzung kann umgangen werden. Mit anderen Worten wird das Zusammenspiel der Muskeln und dem ZNS trainiert und es kommt zu einer Adaptation im neuromuskulären Bereich.

Fazit

Es steht außer Frage, dass das Kniegelenk in dem Fußballsport vielen Anforderungen gerecht werden muss. Das Kniegelenk muss gegen vielen Richtungswechsel, Abbremsbewegungen oder Torschussbewegungen standhalten. Es kann festgehalten werden, dass die konditionelle Fähigkeit nur im Zusammenspiel optimal funktioniert. Kommt es in einem Teilbereich der konditionellen Fähigkeit zur Ermüdung, stimmt das Zusammenspiel nicht mehr und die Verletzungswahrscheinlichkeit erhöht sich. Je ausgeprägter die Kondition ist, umso positiver ist der Effekt auf die Koordination. Methodisch korrekt aufgebautes Krafttraining führt in allen Bereichen der Kondition zu positiven Effekten. Krafttraining gehört im Spitzenfußball jedoch immer noch nicht zum festen Trainingsplan. Lediglich jeder zweite Fußballspieler in der Bundesliga nimmt sich die Zeit Krafttraining zu betreiben. Wie Souid (2011) bereits offen legte, sollte Krafttraining bereits in den jungen Jahren angefangen werden zu trainieren um Verletzungen vorzubeugen. Da Knieverletzungen meist lange Ausfalltage verbunden mit hohen Behandlungskosten mit sich bringen und auch zu früheren „Karriere-Aus“ führen, ist ein methodisch korrekt aufgebautes Krafttraining in meinen Augen unverzichtbar sowohl in den Profiligen als auch in den Amateurligen.

Literatur

Bundeszentrale für politische Bildung. (2016). Welche Arten von Verletzungen treten im Profifußball am häufigsten auf?. Zugriff am 18.6.2016 unter http://www.bpb.de/gesellschaft/sport/bundesliga/179410/welche-arten-von-verletzungen-treten-im-profifussball-am-haeufigsten-auf

Düring, Manfred: Profifußball. Wettkampfleistungsstruktur und konditionelle Leistungsvoraussetzung. München: Martin Meidenbauer Verlagsbuchhandlung, 2011

Freiwald, Jürgen: Optimales Dehnen, Sport-Prävention-Rehabilitation. Balingen: Spitta Verlag GmbH & Co. KG, 2013

Gießing, Jürgen; Schohl, Manuel: Krafttraining für Fußballer? Marburg: Tectum Verlag, 2009

Haber, Paul; Tomasits, Josef: Leistungsphysiologie Grundlagen für Trainer, Physiotherapeuten und Maaseure. Wien: Springer Verlag, 2005

Lensch, Jochen Frederick: Auswirkungen einer verkürtzten Winterpause auf die Verletzungshäufigkeit und Verletzungsschwere im deutschen Profifußball. unv. Diss. Universität des Saarlandes (Hambrurg/Saar), 2012

Wurzinger, Laurenz J. (2014). Hüfte, Oberschenkel und Knie. In Bob, Alexander; Bob, Konstantin (Hrsg.), Anatomie (S. 363-377). Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG.

Memmert, Daniel; Uhing, Matthias; Weineck, Jürgen: Optimales Koordinationstraining im Fußball. Balingen: Spitta Verlag GmbH & Co. KG, 2012

Hoffmann, Lutz: Die Auswirkungen differenzieller Ermüdungskonzepte (Synergisten, Agonisten, Antagonisten) der unteren Extremitäten auf Parameter der sportlichen Leistung und der intermuskulären Koordination. unv. Diss., Friedrich-Schiller-Universität Jena, 2005

Souid, Khaled: Zum Einfluss von Muskelkraft, Beweglichkeit und Schnelligkeit sowie neuromuskuläre Koordinationsfähigkeit auf die Verletzungsanfälligkeit des Kniegelenkes- Grundlagen zu präventiven Maßnahmen im Elitefußball. unv. Diss. Deutsche Sporthochschule Köln, 2011

Wirth, Klaus: Exzentrisches Krafttraining, Auswirkungen auf unterschiedliche Maximal- und Schnellkraftparameter. Köln: SPORTVERLAG Strauß, 2011



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