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ATSB1705 Funktionelles Training und seine Entwicklung [Institut für Sportwissenschaft]

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ATSB1705 Funktionelles Training und seine Entwicklung

Modul-Icon Functional Training
Modulname ATSB1705 Funktionelles Training und seine Entwicklung
Veranstaltung Aktuelle Themen der Sportbiomechanik
Autor Tessa Mertens, Denise Rosenzweig
Bearbeitungsdauer 30 min.
Präsentationstermin 05.07.2017
Zuletzt geändert 26.06.2017

1. Einführung und Entwicklung des Funktionellen Trainings

Wird die Historie der Sport- und Trainingskonzepte im Allgemeinen betrachtet, so erstreckt sich der Wandel von einer Zeit turnerischen Leibesübungen aus dem 18. Jahrhundert über Pilates Kräftigungsübungen aus dem späten 19. Jahrhundert, sowie Bodybuilding und Aerobic aus den 1980er Jahren bis hin zum funktionellen Training.

Was in den USA seit den 1980er Jahren aus der Physiotherapie hervorging und zu einer ganzheitlichen funktionellen Bewegungstherapie ausgebaut wurde, ist Mitte der 1990er Jahre von heute bedeutsamen Therapeuten und Trainern wie beispielsweise Gray Cook und Michael Boyle weiter ausgearbeitet worden. Zunächst wurde es im amerikanischen Spitzensport angewendet, bevor es den Zug nach Europa machte.
Im Jahr 2006 wurde das sogenannte „Functional Training“ erstmals während der Fußballweltmeisterschaft kritisch ins Auge gefasst. Der damalige Head Coach der deutschen Nationalmannschaft Jürgen Klinsmann ergänzte das sportartspezifische Fußballtraining mit funktionellem Training um der Mannschaft einerseits neuen sportwissenschaftlichen Input zu geben und um sie andererseits ganzheitlich auf die Fußball WM vorzubereiten. Dabei sollte nicht nur die Verletzungsprophylaxe im Vordergrund stehen, sondern auch der Weltmeistertitel.
Seit 2012 revolutioniert das „Functional Training“ die Fitnessbranche und wird darüber hinaus vielseitig eingesetzt. Ist das funktionelle Training tatsächlich nur Fitnesstrend ist oder hat es eine Zukunftsperspektive in der Sportbranche und manifestiert sich als nachhaltiges Trainingskonzept? Probleme, die sich hieraus ergeben, sind, dass Trends nur kurzzeitig existieren und dann entweder durch andere Trends abgelöst werden oder langsam aus der Branche schleichen. Nicht nur durch den vielseitigen Einsatz von funktionellem Training, sondern auch durch biomechanische Einflüsse hinsichtlich des Kleinequipments und der Übungsausführung könnte dem Problem des kurzzeitigen Trends entgegengearbeiten werden.

verfasst von Tessa Mertens

1.1 Definition

„Functional Training involves movements that are specific- in terms of mechanics, coordination and/or energetic- to one´s activities of daily living” (Kafka/Jenewein, 2012 S. 13)

[„Funktionelles Training (FT) beinhaltet Bewegungen in Mechanik, Koordination und Energetik- für die Aktivitäten des alltäglichen Lebens der betreffenden Person”]

Laut der National Strength and Conditioning Associoation (NSCA) ist das funktionelle Training ein zielgerichtetes Training, welches Alltagsreize reproduziert, um eine körperliche Belastungsfähigkeit nicht nur zu generieren und die Leistungsfähigkeit zu optimieren (Ehrhardt, 2012 S.2). Das Training ist ein mehrdimensionales Training mit multidirektionalen Bewegungen an Kleingeräten, wie beispielsweise an Medizinbällen oder Gummibändern und kann auf alle Körperteile übertragen werden (Boyle, 2011, S. 19).



verfasst von Tessa Mertens

1.2 Beispiel: Funktionelles Training in freier Natur


Weltweit treffen sich mehr als 300.000 Menschen um 3x die Woche Sport zu machen: zu jeder Zeit, an jedem Ort, zu jedem Wetter.
Im Folgenden wird ein Ausschnitt aus einer Outdoor-Functional Trainingseinheit bei Original Bootcamp gezeigt, bei dem Kleinequipment zum Einsatz kommt.

Video. 1: Functional Training

Für mehr Informationen zu Outdoorfitness und Original Bootcamp: Original Bootcamp

verfasst von Tessa Mertens

2. Basis und Schwerpunkte

Das FT findet in fünf Dimensionen statt: Kraft, Ausdauer, Koordination, Beweglichkeit und Schnelligkeit. Darüber hinaus basiert es auf den drei Hauptkörperebenen: Sagittal-, Frontal- und Transversalebene. Diese Ebenen sind wichtig, da Trainingsprogramme im FT immer mehrdimensional konzipiert sind um ganzheitliche Muskelketten anzusprechen und natürliche Bewegungsmuster zu schaffen. Das FT findet in fünf Dimensionen statt: Kraft, Ausdauer, Koordination, Beweglichkeit und Schnelligkeit.
Darüber hinaus basiert es auf den drei Hauptkörperebenen: Sagittal-, Frontal- und Transversalebene. Diese Ebenen sind wichtig, da Trainingsprogramme im FT immer mehrdimensional konzipiert sind, um ganzheitliche Muskelketten anzusprechen und natürliche Bewegungsmuster zu schaffen (Trainer 3/2012, S. 6f).
Das funktionelle Konzept setzt 4 Schwerpunkte fest.

Abb. 1: Schwerpunkte im funktionellen Training

Die Schwerpunkte des funktionellen Trainings sind während des Trainings miteinander verbunden. Sie greifen ineinander und sind bei vielen Übungen kombinierbar. Beispiel: Squatjump auf instabilem Untergrund mit Miniband.
Abb. 2: Ausführung des Squatjumps

Durch Mobilität sollen effiziente Bewegungen ermöglicht werden, wie beispielsweise das Berühren des Bodens / der Fersen beim Ausüben der Kniebeuge (Cook, 2011 S. 58f.).
Durch Core Training soll Rumpfstabilität geschaffen werden, die als Grundlage für Maximalkrafttraining, Kraftausdauertraining, Schnelligkeits- und Koordinationstraining dienen soll (Boyle, 2011 S. 25f.).
Sensomotorisches Training soll als koordinatives Training die Körperhaltung und Bewegungsabläufe verbessern. Propriozeption dient als Schulung des Gleichgewichtssinns (Häflinger/ Schuba, 2010 S. 52).
Durch Schulung von komplexen Bewegungsabläufen und Assessments, die zur Analyse von Dysfunktionen und Defiziten herangezogen werden, kann die Verletzungsprophylaxe optimiert und individueller gestaltet werden (Cook, 2011 S. 63).
Ein Beispiel hierfür ist der Functional Movement Screen (FMS).



verfasst von Tessa Mertens

3. Anatomie und Physiologie

3.1 Anatomische und biomechanische Grundlagen

Im Folgenden soll ein Einblick in die allgemeine Anatomie gegeben werden. Um später einen Überblick über die physiologischen Wirkungen des Funktionellen Trainings zu bekommen, ist es wichtig den aktiven und passiven Bewegungsapparat zu kennen. Zum passiven Bewegungsapparat zählen Knochen, Gelenke und die Wirbelsäule. Der aktive Bewegungsapparat wiederum bezieht sich ausschließlich auf die Muskulatur.

Des Weiteren spielen die neuromuskulären und hormonellen Steuerungsprozesse eine entscheidende Rolle. Im Sport und speziell beim Training mit dem eigenen Körpergewicht oder Kleinequipment, wie es beim FT zum Einsatz kommt, ist das Zusammenspiel dieser Komponenten für einen reibungslosen motorischen Bewegungsablauf entscheidend (Marées, 2003, S. 49). Abweichungen einer motorischen Bewegung von der Idealbewegung können anhand verschiedener Messverfahren festgestellt werden. Eines davon wird im weiteren Verlauf vorgestellt.
Der menschliche Körper wird bei sportlicher Betätigung durch äußere Widerstände stark beeinflusst. Diese können beispielsweise die Schwerkraft, Gewichtskräfte, Zugwiderstände oder auch Druckwiderstände sein (Schaar, 2016). Die Auswirkungen dieser Kräfte auf den aktiven und passiven Bewegungsapparat hängen zum Großteil von Hebelgesetzen ab. Entscheidend dabei ist das Drehmoment. Hierbei gilt folgendes:
<note tip> * Drehmoment = Kraft x Hebelarm (Marées, 2003, S. 187)

* Kraft = Masse x Beschleunigung (Steinhöfer, 2003, S.64) </note>

Im FT kann daher die Schwierigkeitsstufe oft beliebig stark erhöht werden, indem das Drehmoment, die Masse oder der Beschleunigungsweg verändert wird.


Die Muskelpartien, die hauptsächlich durch das FT trainiert werden sollen sind vorrangig die Bauchmuskulatur, die Abduktoren und Rotatoren in der Hüfte sowie die Stabilisatoren in der Schulter (vgl.Sanndig, D.). Allerdings sind die zu schwachen Muskelgruppen mit Stabilisationsfunktion, diejenigen, die verantwortlich für die Überreizung oder Überlastung anliegender Muskelgruppen sind (Boyle, 2011, S. 17).
Gary Gray, einer der Mitbegründer des FT, widersetzte sich jedoch der Annahme, dass Bewegungen im aktiven und passiven Bewegungsapparat lediglich auf die einzelnen Funktionen Flexion, Extension, Adduktion und Abduktion reduziert werden. Vielmehr beschreibt er die Anatomie bei sportlicher Betätigung durch kinetische Ketten. Ein funktionelles ganzheitliches Krafttraining sollte laut Gray aus Bewegungen in den Bereichen dorsale, ventrale und laterale Kette bestehen (vgl.Sanndig, D.).

3.2 Physiologische Adaptionen

Generell soll durch das Krafttraining eine Anpassung der Maximalkraft, der Schnellkraft, der Kontraktionsgeschwindigkeit, der sportartspezifischen Koordination, der lokalen Ausdauer, einer erhöhten Verkürzungsgeschwindigkeit sowie einer verbesserten muskulären Ermüdungswiderstandsfähigkeit erzielt werden. Dies beschreibt die Anpassungen des aktiven Bewegungsapparates (Marées, 2003 S. 175).

Beim passiven Bewegungsapparat kann auch eine Anpassung der Mineraldichte im Knochen festgestellt werden. Dadurch wird das knöcherne Skelett fester und stabiler. Eine Anpassung der Knochendichte kann einige Monate dauern und kann aber dann auch langfristig aufrecht erhalten werden. Ähnliches lässt sich auf Sehnen, Bänder und Gelenkkapseln übertragen. Sie weisen nach mehrmonatigem Krafttraining eine signifikant höhere Dichte auf. Durch ein Krafttraining kann das Knorpelgewebe an seiner Zahl und der Größe zunehmen, dies wiederum begünstigt die Druckumverteilung bei körperlicher Belastung und hilft dadurch das Gelenk zu schützen.
Im Vergleich zu traditionellem Ausdauertraining lassen sich im Krafttraining nur geringe Adaptionen im Herz-Kreislaufsystem finden. Entscheidend ist dabei immer, wie viele Muskelgruppen an einer Bewegung beteiligt sind. Da das FT meist ein mehrgelenkiges Training ist, kann dies als Zwischenstufe zwischen Kraft- und Ausdauertraining platziert werden. Nach einigen Trainingseinheiten sinken somit die Herzfrequenz- und Blutdruckwerte. Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Gehirn und die Psyche. Durch eine stärkere Durchblutung steigt die Gehirnaktivität deutlich an, was zu einer erhöhten Leistungsfähigkeit besonders im Alter führen kann. Das Training kann sich durch die erhöhte Ausschüttung von Katecholaminen, Dopamin, Serotonin, Adrenalin und Noradrenalin auf die Stimmung und das Wohlbefinden ausschlagen. So zeigen Studien einen positiven Effekt bei Depressionen oder Angststörungen (Pauls, 2015, S. 40 ff.).

Das Krafttraining wirkt sich allerdings nicht nur auf den aktiven und passiven Bewegungsapparat aus, sondern verbessert eine Vielzahl an Prozessen. Beim isolierten Krafttraining werden die Kraftfähigkeiten lediglich auf neuromuskulärer oder auf tendomuskulärer Ebene verbessert. Im Gegensatz dazu trainiert man durch FT eher die koordinative und sensomotorische Ebene.
Somit verbessern sich durch funktionelles Training vorrangig die stabilisierenden Funktionen des sensomotorischen Systems. Dies hat das Ziel die intra- und intermuskuläre Interaktion der Muskulatur zu verbessern (Ehrhardt, 2012, S. 2). Weitere wichtige Faktoren, die durch das FT verbessert werden sollen, sind die propriozeptiven Aspekte (vgl.Sanndig, D.). Dadurch wird die eigene Körperwahrnehmung und vor allem auch die Verletzungsprophylaxe trainiert. Dies gelingt hauptsächlich durch Training auf unebenen Untergründen (vgl.Kürmer, G.).

verfasst von Denise Rosenzweig

4. Functional Movement Screen

<note important> “Eine Kette ist nur so stark wie Ihr schwächstes Glied.” (Autor unbekannt) </note>



Dieses Sprichwort lässt sich sehr gut auf das FT übertragen, da dies immer aus mehrdimensionalen und mehrachsigen Bewegungen besteht. Somit ist es wichtig, herauszufinden, warum einige Bewegungen oder Übungen nicht perfekt beherrscht werden. Dafür existiert eine Reihe an Verfahren zur Überprüfung von motorischen Bewegungen. Eines dieser Verfahren, der Functional Movement Screen, soll nun genauer vorgestellt werden. Der FMS wurde von Dr. Lee Burton und Gray Cook 1997 in den United States of America veröffentlicht. Burton und Cook sind bekannte Physiotherapeuten und Sportwissenschaftler.

Mithilfe des FMS sollen Bewegungseinbußen in Bezug auf Beweglichkeit, Stabilität und Haltung festgestellt werden, um dadurch ein besserer Athlet zu werden und schließlich zur Verletzungsprophylaxe beizutragen. Zudem können Dysbalancen und Seitenunterschiede erkannt werden (vgl.Nothdurfter, C.). Laut Gray kann ein beständiges Problem einer Bewegung ein eindeutiger Hinweis für die fehlende Mobilität und ein nicht beständiges Problem ein Indiz für mangelnde Stabilität sein (Boyle, 2011, S. 29).

Die Leistungsfähigkeit des Athleten wird durch sieben verschiedene Übungen ermittelt. Dazu zählen die tiefe Kniebeuge, der Hürdenschritt, ein Ausfallschritt auf einem Balken, die Schulterbeweglichkeit, das Anheben eines gestreckten Beines, der Rumpfstabilitätsliegestütz, sowie die Rotationsstabilität (siehe Bilder unten).
Diese Übungen sollen ohne Instruktion vom Athleten mehrmalig durchgeführt werden. Der Trainer notiert dabei mögliche Bewegungseinschränkungen und bewertet die getätigte Übung mit Hilfe des FMS Score. Dabei können 3 Punkte für eine perfekt ausgeführte Übung erreicht werden, 2 Punkte erhält der Athlet bei der Durchführung mit geringen Kompensationsbewegungen, 1 Punkt wird bei einer nicht möglichen Durchführung erteilt und schließlich 0 Punkte, wenn die Bewegung dem Athleten Schmerzen bereitet. Somit können insgesamt 21 Punkte für 7 Übungen erreicht werden. Bei einem Gesamtergebnis unter 14 Punkten ist im Sport generell eine erhöhte Verletzungsgefahr gegeben.
Anschließend an die Testreihe soll vom Trainer ein individueller Plan zur Verbesserung dieser Bewegungsmuster erstellt werden. Nach einigen Wochen empfiehlt sich die Wiederholung des Tests, um mögliche Fortschritte zu erkennen und die Trainingsimpulse erneut anzupassen.

Der FMS weist somit eine Reihe von Vorteilen auf: einfache Durchführung, geringer Zeitaufwand, jedes Trainingsniveau möglich, einfache Dokumentation und Auswertung. Jedoch kennt der Durchführende nicht die erforderlichen Anforderungen an die Bewegung, dadurch kann eine erhöhte Fehlerquote entstehen. Außerdem ist die Vorerfahrung des Testers von entscheidender Bedeutung (vgl.Nothdurfter, C.).

Abb. 3: Kniebeuge
Abb. 4: Kniebeuge
Abb. 5: Hürdenschritt
Abb. 6: Ausfallschritt
Abb. 7: Schulterbeweglichkeit
Abb. 8: Anheben eines gestreckten Beines
Abb. 9: Schulterstabilität
Abb. 10: Rotationstabilität



Für weiterführende Informationen zum FMS ist nachfolgend eine Studie von J. Schagemann und S. König (2017) in Bezug auf die „Effekte eines functional training auf den FMS-Score“ dargestellt. Die zentrale Frage der Studie lautet, wie sich ein funktionelles Trainingsprogramm im Vergleich zu einem standardisierten, gerätegestützten Zirkelkrafttraining auf die Bewertung des FMS-Score auswirkt.
<spoiler |> Insgesamt nahmen an der Untersuchung 36 Personen teil, davon 22 in der Interventionsgruppe (funktionelles Training) und 14 in der Kontrollgruppe (gerätegestütztes Zirkeltraining). Die Verteilung des Geschlechts gilt als gleichmäßig. Der Altersmittelwert der Interventionsgruppe liegt bei 46,55 Jahren, bei der Vergleichsgruppe bei 47,14 Jahren. Bei beiden Gruppen wurden mindestens zwei Einheiten, mit jeweils einer Trainingsstunde absolviert. Bestandteil des Trainings bei der Interventionsgruppe war zunächst ein Aufwärmprogramm (Hüftrollen, Wadendehnung, seitlicher Ausfallschritt, gekreuzter Ausfallschritt, Dehnung aus der Sumo-Hocke sowie „toe-touch“) und der Hauptteil (5-7 Übungen, die individuell anhand des FMS-Score ausgewählt wurden). Im Vergleich dazu absolvierten die Personen der Kontrollgruppe ein Training mit 2 Durchgängen am Milon-Kraftzirkel, nachdem sie ein 10-minütiges Aufwärmprogramm (Fahrradergometer oder Crosstrainer) durchführten. Zusätzlich übte die Vergleichsgruppe ein eigenständiges Dehnprogramm aus. Insgesamt dauerte die Intervention 6 Wochen, der FMS wurde dabei im Vorfeld sowie im Nachhinein durchgeführt. Die Auswertung dieser Ergebnisse erfolgte mit Hilfe einer deskriptiven Statistik und der Durchführung des t-Tests für unabhängige Stichproben.

Schagemann und König fanden heraus, dass für beide Gruppen ein Trainingseffekt gegeben ist. Wobei die Interventionsgruppe einen deutlich höheren Effekt erzielt hat (Interventionsgruppe d = 0,98; Kontrollgruppe d = 0,01). Das Geschlecht spielte bei der Effektstärke keine Rolle. Somit ergaben sich durch das 6-wöchige Training bereits signifikant höhere Effekte auf den FMS-Score (1,85 Punkte höher als beim Prätest) bei der Gruppe, die das funktionelle Training durchführte. Zudem waren die Probanden der Interventionsgruppe deutlich zufriedener mit der Trainingsgestaltung als die der Vergleichsgruppe (Schagemann & König, 2017, S. xx) </spoiler>

verfasst von Denise Rosenzweig

5. Vor- und Nachteile


<note important> „Einachsige oder eindimensionale Bewegungen kommen im Alltag nicht vor.“ (Ehrhardt, 2012, S. 1) </note>

Generell sollen durch funktionelles Trainings Alltagsreize reproduziert werden, damit die physiologische Leistungsfähigkeit verbessert, bzw. im Alter gehalten werden kann. Im Gegensatz zum klassischen Krafttraining werden beim funktionellen Training sensorische Reize geschaffen, die ebenfalls beispielsweise beim Treppensteigen entstehen. Fehlen diese sensorischen Reize, sinkt die Funktion des Bindegewebes, der Trainingszustand der stabilisierenden Muskulatur verschlechtert sich und kann zu Rückenschmerzen oder Arthrose führen. Referenz
Im Zeitalter der Bequemlichkeit und der Technisierung erfahren unsere Faszien durch natürliche Bewegungen kaum noch mehrdimensionale Reize. Daher gilt es diese durch funktionelles Training mit Kleingeräten wiederherzustellen, ganz nach dem Motto: Use it or loose it (Ehrhardt, 2012, S. 2).
Neben der Verbesserung der Belastungsfähigkeit und der Leistungsoptimierung, insbesondere im Leistungsport, erzielt das funktionelle Training auch die Förderung der Gleichgewichtsfähigkeit sowie der allgemeinen Koordination. Eine Studie, die die physiologische Wirkung von Aerobictraining mit funktionellem Training vergleicht, zeigt, dass ebenfalls die Flexibilität und die Schrittgeschwindigkeit durch funktionelles Training optimiert werden (Sannicandro, 2015, S. 375).

Dadurch, dass das Training immer Alltagsnah ist, kann der eigene Körper als Trainingsgerät für ein einheitliches Ganzkörpertraining eingesetzt werden. Demnach kann das funktionelle Training überall, einfach und mit vielen Bewegungsvariationen durchgeführt werden, ohne dass ein Studio oder eine Sporthalle benötigt wird.
Oftmals werden die funktionellen Übungen in Intervalleinheiten durchgeführt. Dies spart Zeit, da durch kurze Übungspausen die Muskulatur und das cardiovaskulären Systems schnell in die Auslastung kommt. Außerdem werden durch ein Intervalltraining viele Komponenten gleichzeitig trainiert. So setzt das funktionelle Training nicht nur körperliche Stärke voraus, sondern vielmehr ist auch mentale Stärke, wie Durchhaltevermögen und auch die geistige Aufmerksamkeit von Bedeutung. Diese Eigenschaft kann dazu beitragen, bei bestimmten Aufgaben eine höhere Stressresistenz zu bilden (Langer, 1997, S. 48). Viele Übungen, die am Gerät durch Polster und Halterungen gestützt werden, werden in der freien Variante im funktionellen Training deutlich intensiver und schwieriger, da die Rumpfmuskulatur mehr Halte- und Stabilisationsarbeit leisten muss. Dies führt aber auch dazu, dass die eigenen körperlichen Grenzen nicht zu schnell überschritten werden und dient folglich der Verletzungsprophylaxe.

Das funktionelle Training ist im Hochleistungssport bereits seit einigen Jahren fester Bestandteil des Trainings. Im so genannten Athletiktraining werden motorische Anforderungen im Hinblick auf die Zielsportart trainiert. Das Athletiktraining soll „eine Scharnierfunktion zwischen den Kraftfähigkeiten und Zielbewegungen mithilfe schneller Bewegungen und niedriger Widerstände auf höchstem technischen Niveau einnehmen“ (te Poel, Hyballa & Dost, 2015, S. 17). Gerade im Hochleistungssport ist das Verletzungsrisiko durch lange und kräftezehrende Trainingseinheiten besonders hoch. Daher ist im Athletiktraining der Aufbau von Binde- und Stützgewebe besonders wichtig und die Regenerationszeiten können mithilfe des Faszientrainings verkürzt werden. (vgl.Rogel, S.).

Es lassen sich trotz großer Reihe an Vorteilen auch einige Nachteile aufzeigen. Das FT ist für Trainingseinsteiger oft schwierig und der Trainierende ist schnell überfordert, da man die eigenen Kräfte erst lernen muss richtig einzuschätzen. Zudem ist eine Einweisung von geschultem Fachpersonal zwingend nötig, um vor Verletzungen zu schützen. Man ist also bei Beginn auf die Hilfe anderer angewiesen. Gerade nach Verletzungen oder Erkrankungen ist ein funktionelles Training nicht ratsam. Hierbei sollte zunächst ein isoliertes Krafttraining erfolgen, um die eigentliche Funktion der betroffenen Körperpartie wiederherzustellen (vgl.Pilkahn, J.).

verfasst von Tessa Mertens und Denise Rosenzweig

6. Fazit und Ausblick


Werden Historie und Zukunft des funktionellen Trainings betrachtet, so hat dieses Trainingskonzept definitiv eine Zukunftsperspektive. Das Training kann vielseitig und flexibel eingesetzt werden. Es kommt nicht nur im Gesundheitssport, sondern auch im Leistungs- und Freizeitsport zum Einsatz. Darüber hinaus dient es als Verletzungsprophylaxe und als Mittel, um im Arbeitsalltag Fehlhaltungen vorzubeugen.
Durch sein rasches Etablieren auf dem Fitnessmarkt und seinen vielseitigen Einsatz hat sich ebenfalls das Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung verbessert. Damit einher geht auch die Veränderung des Körperideals von einer dünnen Figur zu einer athletischen Figur, welches auf das Zusammenspiel von klassischem Kraft- und Ausdauertraining zurückzuführen ist.

Das funktionelle Training wird ständig weiter ausgebaut und verändert. Spezialisierungen des Kleinequipments machen das Training komfortabler aber auch herausfordernder. Medizinbälle werden handlicher; der TRX wird durch eine eingebaute Rollwende zum Aerosling, damit die Faszien mehr Trainingsreize erfahren.
Diese Veränderungen können jährlich auf den Sport- und Fitnessmessen beobachten werden. Neue Trainingsgeräte und –trends für den Bereich Functional Training werden entwickelt. Einzelne Elemente des funktionellen Trainings werden verwendet und weiter fantasiert. Das Fundament dieser Trendsportarten bleibt jedoch immer das funktionelles Training. In diesem Zusammenhang kann auf das Wiki ATSB1702 Parkour Landungen verwiesen werden, welches in Punkt 1.2 allgemein die Entwicklung von Sportgeräten darstellt.

Einige Beispiele für die Entwicklung von Sportgeräten im funktionellen Training sind unter anderem folgende:
<note> * Faszientraining

* 4D-Pro-Bungee-Training

* Crossfit

* Jumping Fitness

* Functional Fighting Fitness

* Kangaroo Jump Training
</note>

Abschließend kann gesagt werden, dass das funktionelle Training langfristig gesehen ein fester Bestandteil im Sport sein kann. Nicht nur durch die positiven und nachhaltigen physiologischen Wirkungen, sondern auch durch den facettenreichen Einsatzbereich sowie die stetige Weiterentwicklung der Kleingeräte beweist das Functional Training seine Beständigkeit.
Durch die Entwicklung der Technik ist zu erwarten, dass noch viele innovative Sportgeräte geschaffen werden, die einzelne Aspekte im funktionellen Training weiter in den Vordergrund stellen (Beispiel: Zur Spezialisierung der Plyometrie: Kagaroo Jump Fitness).

In diesem Kontext muss allerdings die Entwicklung des Sport- und Fitnessbereichs auch kritisch betrachtet werden, da oft das Motto „höher, schneller, weiter“ zum Tragen kommt. Dies kann somit auch Nachteile mit sich ziehen und überschreitet womöglich irgendwann die Grenzen der körperlichen Leistungsfähigkeit.

verfasst von Tessa Mertens und Denise Rosenzweig


7. Fragen

<spoiler | 1. Frage: Aus welchen Bereichen hat sich das funktionelle Training entwickelt?> Kraft, Ausdauer, Koordination, Beweglichkeit. </spoiler>

<spoiler | 2. Frage: Welche Vorteile auf physiologischer Ebene hat das FT gegenüber klassischem Krafttraining?> Durch das FT wird zusätzlich die Koordination, Sensomotorik und Propriozeption trainiert. Dadurch verbessert sich die intra- und intermuskuläre Interaktion. </spoiler>

<spoiler | 3. Frage: Welches Verfahren zur Überprüfung von Bewegungseinbußen kennen Sie? Wie wird dieses durchgeführt?> Der Functional Movement Screen ist ein Testverfahren zur Überprüfung von Bewegungseinbußen. Es besteht aus 7 Testreihen, bei denen jeweils zwischen 0-3 Punkte vom Trainer an den Übenden vergeben werden. Diese Übungen sind die tiefe Kniebeuge, der Hürdenschritt, ein Ausfallschritt auf einem Balken, die Schulterbeweglichkeit, das Anheben eines gestreckten Beines, der Rumpfstabilitätsliegestütz, sowie die Rotationsstabilität. Nach einigen Wochen ist ein Posttest zur Überprüfung des Trainingserfolges zu empfehlen. </spoiler>

Ideen für weitere Wiki-Projekte

  • Die Biomechanik beim Schlingentraining
  • Die Entwicklung des Medizinballtrainings und seine physiologischen Wirkungen durch die Veränderung des Sportgeräts
  • Vergleich von funktionellem und sportartspezifischem Training hinsichtlich der biomechanischen Funktion (Beispielhaft dargestellt an Mannschafts- oder Individualsportarten)
  • Virtual Training (Training vor dem Bildschirm)
  • EMS- und Vibrationstraining (Vergleich und Unterschied zum Functional Training)

Literaturverzeichnis

Bücher:

Boyle, M. (2009): Fortschritte im Functional Training. Neue Trainingstechniken für Trainer und Athleten. In: Advances in Functional Training. Training Techniques for Coaches, Personal Trainers and Athletes. 1. Auflage. München: Riva Verlag.

Boyle, M. (2011): Fortschritte im Functional Training. Neue Trainingstechniken für Trainer und Athleten. 2. Auflage. München: Riva Verlag.

Cook, G. (2011): Der perfekte Athlet. Spitzenleistungen durch Functional Training. In: Athletic Body in Balance. 2. Auflage. München: Riva Verlag.

Ehrhardt, D. (2012). Praxishandbuch funktionelles Training. Stuttgart: Thieme Verlag.

Häfelinger, U. & Schuba, V. (2010): Koordinationstherapie. Propriozeptives Training. In: Anatomy Trains – Myofascial Meridians for Manual and Movement Therapists. 5. Auflage. München: Meyer & Meyer Verlag.

Kafka, B. & Jenewein, O. (2012): Functional Fitness. Einfach/effektiv/zeitsparend. 2. Auflage. Bielefeld: Delius-Klasing Verlag.

Langer, J. (1997). Sport und Arbeitsleistung bei Führungskräften in Wirtschaftsorganisationen. Hamburg: Diplomica-Verlag.

Pauls, J. (2014). Das große Buch vom Krafttraining. 2. Auflage. München: Stiebner-Verlag.

Sannicandro, I. (2015). Functional Training versus aerobic training: effects on the motor skills of sedentary adults. In: Medicina della sport: Rivista trimestrale della Federazione Medico-sportiva Italiana. 3. Auflage, S. 375ff.

Steinhöfer, D. (2003). Grundlagen des Athletiktrainings. Münster: Philippka-Sportverlag.

Te Poel, H.-D., Hyballa, P. & Dost, H. (2015). Fußballfitness: Athletiktraining. München: Meyer & Meyer Verlag.


Zeitschriften / Vortragsmanuskripte:

Schaar, H. (2016, Mai): Biomechanik und biomechanische Betrachtungsweise im Sport. Eine Fitnesstrainerschulung der Meridian Acamdemy, Hamburg.

Schagemann, J. & König, S. (2017). Effekte eines „functional training auf den FMS-Score. Prävention und Gesundheitsförderung 2017 (11. Mai). doi: 10.1007/s11553-017-0588-z.

Schuhn, J. (2012): Functional Training: Der neue Trend als Kurskonzept. In: Trainer-Professional, Nr. 3, 6-8.


Internetquellen:

Funk, W. & Steinle, T. (2017). Functional Fighting Fitness. Zugriff am 14.06.2017 unter https://www.xbt-fitness.com/.


Gharavi, H. & Höhl, H. (2017). 4DPro. Zugriff am 14.06.2017 unter http://www.4dpro.de/.


Inc. CrossFit (2017). CrossFit. Zugriff am 14.06.2017 unter https://www.crossfit.com/.


Jungnickel, M. (2017). Kangaroo Jump Fitness. Zugriff am 14.06.2017 unter http://jump-dich-fit.de/.


Pilkahn, J. (2014-2017). Functionl Training vs. Traditionelles Krafttraining. Zugriff am 20.06.2017 unter http://www.functionaltraining24.com/functional-training-vs-traditionelles-krafttraining/.


Kürmer, G. (2017). Funktional Training. Zugriff am 13.06.2017 unter http://www.fitnessacademy.at/download/skripte/MODULC--FUNKTIONELLES-TRAINING_5568.pdf.


Nothdurfter, C. (2014-2017). Functional Movement Screen. Zugriff am 13.06.2017 unter http://www.functionaltraining24.com/functional-movement-screen/.


Rogel, S. (2017). Gesunde Faszien. Zugriff am 20.06.2017 unter http://www.faszien-rolle.net/gruende-eine-faszienrolle-zu-nutzen/.


Sandig, D. (2017). Funktionelles Training als Krafttraining. Zugriff am 13.06.2017 unter https://www.trainingsworld.com/training/functional-training/fitness-funktionelles-training-krafttraining-2916415.


Ulrich, J.-P. (2017). Jumping Fitness. Zugriff am 14.06.2017 unter https://www.jumping.fitness/.


Abbildungs- und Videoverzeichnis

Abb. 1: Schwerpunkte im funktionellen Training, eigene Darstellung, T. Mertens, 2017

Abb. 2: Ausführung des Squatjumps, eigene Darstellung, T. Mertens, 2017

Abb. 3: FMS Kniebeuge, eigene Darstellung, D. Rosenzweig, 2017

Abb. 4: FMS Kniebeuge, eigene Darstellung, D. Rosenzweig, 2017

Abb. 5: FMS Hürdenschritt, eigene Darstellung, D. Rosenzweig, 2017

Abb. 6: FMS Ausfallschritt, eigene Darstellung, D. Rosenzweig, 2017

Abb. 7: FMS Schulterbeweglichkeit, eigene Darstellung, D. Rosenzweig, 2017

Abb. 8: FMS Anheben eines gestreckten Beines, eigene Darstellung, D. Rosenzweig, 2017

Abb. 9: FMS Stabilitätsliegestütz, eigene Darstellung, D. Rosenzweig, 2017

Abb. 10: FMS Rotationsstabilität, eigene Darstellung, D. Rosenzweig, 2017

Video 1: Functional Training, eigene Darstellung, D. Rosenzweig, 2017

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