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biomechanik:aktuelle_themen:projekte_ss21:atsb2101

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biomechanik:aktuelle_themen:projekte_ss21:atsb2101 [26.07.2021 22:13] – [4.1. Der Verletzungsmechanismus bei Verletzungen des vorderen Kreuzbandes] Annika Stoevekenbiomechanik:aktuelle_themen:projekte_ss21:atsb2101 [28.11.2022 00:58] (aktuell) – Externe Bearbeitung 127.0.0.1
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-Das vordere Kreuzband (VKB) ist etwa drei bis vier Zentimeter lang und bis zu einem Zentimeter breit (Petersen & Tillmann, 2002). Bei einer Messung von Davis et al. (1999) betrug die durchschnittliche VKB-Breite 5,7 mm bei Frauen und 7,1 mm bei Männern. Es hält im Durchschnitt einer maximalen Belastung von ca. 2500 Newton stand (Pötzel & Steinbeck, 2001). Die Hauptfunktion des VKB ist es, **die Tibia gegen die Verschiebung nach vorne zu sichern**. Am wirksamsten erfüllt das VKB diese Aufgabe zwischen 20° und 30° Beugung. Da es in diesem Winkel maximal gespannt ist, ist das VKB im Umkehrschluss in dieser Position gleichzeitig am auch am anfälligsten. In dieser Gelenkstellung lässt sich die Tibia nach Durchtrennung des VKB um ca. 5–10 mm weiter nach vorne ziehen als bei einem Kniegelenk mit intaktem Kreuzband (Petersen & Tillmann, 2002). Diesem Phänomen bedient sich der Lachman-Test, um zu testen, ob ein VKB-Riss vorliegt. Zur Veranschaulichung des Lachman-Tests dient das nachfolgende Video.+Das vordere Kreuzband (VKB) ist etwa drei bis vier Zentimeter lang und bis zu einem Zentimeter breit (Petersen & Tillmann, 2002). Bei einer Messung von Davis et al. (1999) betrug die durchschnittliche VKB-Breite 5,7 mm bei Frauen und 7,1 mm bei Männern. Es hält im Durchschnitt einer maximalen Belastung von ca. 2500 Newton stand (Pötzl & Steinbeck, 2001). Die Hauptfunktion des VKB ist es, **die Tibia gegen die Verschiebung nach vorne zu sichern**. Am wirksamsten erfüllt das VKB diese Aufgabe zwischen 20° und 30° Beugung. Da es in diesem Winkel maximal gespannt ist, ist das VKB im Umkehrschluss in dieser Position gleichzeitig am auch am anfälligsten. In dieser Gelenkstellung lässt sich die Tibia nach Durchtrennung des VKB um ca. 5–10 mm weiter nach vorne ziehen als bei einem Kniegelenk mit intaktem Kreuzband (Petersen & Tillmann, 2002). Diesem Phänomen bedient sich der Lachman-Test, um zu testen, ob ein VKB-Riss vorliegt. Zur Veranschaulichung des Lachman-Tests dient das nachfolgende Video.
  
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 ====== 5. Vorbeugungsmaßnahmen/Ideen für die Praxis ====== ====== 5. Vorbeugungsmaßnahmen/Ideen für die Praxis ======
-Zur Prävention von VKB-Verletzungen gibt es bereits unterschiedliche Ansätze. Diese können entweder die Veränderung der intrinsischen oder der extrinsischen Faktoren zum Ziel haben. Intrinsische Faktoren sind auf den Menschen direkt bezogen (Jöllenbeck et al., 2010). Dazu zählen zum Beispiel die in Kapitel 4.3 behandelten anatomischen und biomechanischen Aspekte. Extrinsische Faktoren hingegen sind auf äußere Bedingungen, wie zum Beispiel die Sportausstattung und Wetterbedingungen bezogen (Jöllenbeck et al., 2010). Mögliche präventive Maßnahmen sind zum Beispiel Trainingsprogramme, die an den modifizierbaren Risikofaktoren arbeiten. Des weiteren ist die Untersuchung und Anwendung von Screening-Tests zur individuellen Zustandseinschätzung sinnvoll (Jöllenbeck et al., 2010). Dadurch ist eine frühzeitige Risikoerkennung möglich und einer Verletzung kann rechtzeitig mit entsprechenden Übungen entgegengewirkt werden. +Zur Prävention von VKB-Verletzungen gibt es bereits unterschiedliche Ansätze. Diese können entweder die Veränderung der intrinsischen oder der extrinsischen Faktoren zum Ziel haben. Intrinsische Faktoren sind auf den Menschen direkt bezogen (Jöllenbeck et al., 2010). Dazu zählen zum Beispiel die in Kapitel 4.3 behandelten anatomischen und biomechanischen Aspekte. Extrinsische Faktoren hingegen sind auf äußere Bedingungen, wie zum Beispiel die Sportausstattung und Wetterbedingungenbezogen (Jöllenbeck et al., 2010). Mögliche präventive Maßnahmen sind zum Beispiel Trainingsprogramme, die an den modifizierbaren Risikofaktoren arbeiten. Des weiteren ist die Untersuchung und Anwendung von Screening-Tests zur individuellen Zustandseinschätzung sinnvoll (Jöllenbeck et al., 2010). Dadurch ist eine frühzeitige Risikoerkennung möglich und einer Verletzung kann rechtzeitig mit entsprechenden Übungen entgegengewirkt werden. 
  
 Im folgenden wird der Fokus auf präventive Maßnahmen, die auf eine Veränderung der intrinsischen Faktoren abzielt, gelegt. Vor allem die intrinsischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen spielen in den folgenden Maßnahmen eine Rolle. In den vergangenen Jahren wurden bereits verschiedene Strategien zur Prävention von Kreuzbandrissen entwickelt (Mehl et al., 2018). Alle erfolgreichen Programme beinhalten die folgenden Schlüsselelemente (Hewett & Johnson, 2010): Im folgenden wird der Fokus auf präventive Maßnahmen, die auf eine Veränderung der intrinsischen Faktoren abzielt, gelegt. Vor allem die intrinsischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen spielen in den folgenden Maßnahmen eine Rolle. In den vergangenen Jahren wurden bereits verschiedene Strategien zur Prävention von Kreuzbandrissen entwickelt (Mehl et al., 2018). Alle erfolgreichen Programme beinhalten die folgenden Schlüsselelemente (Hewett & Johnson, 2010):
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   * Trainingsprogramme vor und während der Saison, die strikt befolgt werden   * Trainingsprogramme vor und während der Saison, die strikt befolgt werden
  
-Aufgrund der erhöhten Kreuzband-Verletzungsrate bei Frauen scheint es sinnvoll die genannten Risikofaktoren, die sie aufweisen, in der Praxis gesondert zu berücksichtigen. Zu den Maßnahmen, die bisher entwickelt wurden zählen die Aufklärung über typische Verletzungsmechanismen, die Anpassung gefährdender Bewegungen, Übungen zur Verbesserung des Gleichgewichts und der Propriozeption, neuromuskuläres Training, Krafttraining der ischiokruralen und hüftstabilsierenden Muskulatur sowie Laufübungen (Mehl et al., 2018). Hewett und Johnson (2010) betonen, dass neuromuskuläres Training einen signifikanten Effekt auf die Reduzierung des relativen VKB-Verletzungsrisikos bei Sportlerinnen aus Risikosportarten hat. Nehrer (2013) empfiehlt vor allem im leistungsorientierten Sport den Unterschieden zwischen den Geschlechtern mehr Beachtung zu schenken. Vorgeschlagen werden Regelanpassungen und die Entwicklung von angepassten Trainingsgeräten beziehungsweise die Anpassung der Sportausrüstung. Orthesen oder externe Unterstützung sieht er hingegen zur Reduktion von Bandverletzungen als weniger geeignet. Teilweise reagieren die ersten Sportarten auf die beobachtete Entwicklung. So wird in den USA zum Beispiel bereits bei Fußballerinnen ein passendes Koordinations- und Kräftigungsprogramm in den Trainingsalltag integriert, um die Verletzungshäufigkeit im Frauenfußball zu reduzieren (Nehrer, 2013). Heidt et al. (2000) haben in ihrer Untersuchung ein 7-wöchiges Präventionsprogramm bei 300 Fußballerinnen vor dem Beginn der Saison getestet. Das Programm umfasste sportspezifisches kardiovaskuläres Konditionstraining, plyometrische Übungen (Sprungübungen), Krafttraining und Flexibilitätsübungen. Das Ergebnis zeigte, dass die Spielerinnen der untrainierten Gruppe sich deutlich häufiger verletzten, als Spielerinnen in der Trainingsgruppe. Auch wenn das Programm nicht speziell zur Prävention von VKB-Verletzungen ausgelegt war, ist aus den Ergebnissen deutlich erkennbar, dass das Programm gerade im Bereich der Kreuzbänder Wirkung zeigte.+Aufgrund der erhöhten Kreuzband-Verletzungsrate bei Frauen scheint es sinnvoll die genannten Risikofaktoren, die sie aufweisen, in der Praxis gesondert zu berücksichtigen. Zu den Maßnahmen, die bisher entwickelt wurden zählen die Aufklärung über typische Verletzungsmechanismen, die Anpassung gefährdender Bewegungen, Übungen zur Verbesserung des Gleichgewichts und der Propriozeption, neuromuskuläres Training, Krafttraining der ischiokruralen und hüftstabilisierenden Muskulatur sowie Laufübungen (Mehl et al., 2018). Hewett und Johnson (2010) betonen, dass neuromuskuläres Training einen signifikanten Effekt auf die Reduzierung des relativen VKB-Verletzungsrisikos bei Sportlerinnen aus Risikosportarten hat. Nehrer (2013) empfiehlt vor allem im leistungsorientierten Sport den Unterschieden zwischen den Geschlechtern mehr Beachtung zu schenken. Vorgeschlagen werden Regelanpassungen und die Entwicklung von angepassten Trainingsgeräten beziehungsweise die Anpassung der Sportausrüstung. Orthesen oder externe Unterstützung sieht er hingegen zur Reduktion von Bandverletzungen als weniger geeignet. Teilweise reagieren die ersten Sportarten auf die beobachtete Entwicklung. So wird in den USA zum Beispiel bereits bei Fußballerinnen ein passendes Koordinations- und Kräftigungsprogramm in den Trainingsalltag integriert, um die Verletzungshäufigkeit im Frauenfußball zu reduzieren (Nehrer, 2013). Heidt et al. (2000) haben in ihrer Untersuchung ein 7-wöchiges Präventionsprogramm bei 300 Fußballerinnen vor dem Beginn der Saison getestet. Das Programm umfasste sportspezifisches kardiovaskuläres Konditionstraining, plyometrische Übungen (Sprungübungen), Krafttraining und Flexibilitätsübungen. Das Ergebnis zeigte, dass die Spielerinnen der untrainierten Gruppe sich deutlich häufiger verletzten, als Spielerinnen in der Trainingsgruppe. Auch wenn das Programm nicht speziell zur Prävention von VKB-Verletzungen ausgelegt war, ist aus den Ergebnissen deutlich erkennbar, dass das Programm gerade im Bereich der Kreuzbänder Wirkung zeigte.
  
 [Tabelle 3 aus Heidt et al.] [Tabelle 3 aus Heidt et al.]
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 +===== Bildnachweise =====
  
 +^ Abbildung  ^ Rechte  ^ Verwendet von                                              ^
 +| 1          | C   | Annika Stoeveken  |
 +| 2          | B   | Jonas Kadel, Annika Stoeveken  |
 +| 3          | B   | Jonas Kadel, Annika Stoeveken  |
 +| 4          | C   | Annika Stoeveken  |
 +| 5          | B   | Jonas Kadel, Annika Stoeveken  |
 +| 6          | C   | Annika Stoeveken  |
 +| 7          | C   | Annika Stoeveken  |
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 +Bildnachweise ergänzt am: 25.10.2021
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biomechanik/aktuelle_themen/projekte_ss21/atsb2101.1627330383.txt.gz · Zuletzt geändert: 28.11.2022 00:55 (Externe Bearbeitung)


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