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biomechanik:projekte:ss2013:snowboarden

WP1301 Snowboarden

Snowboard FS 360
Kategorie Biomechanik> Snowboarden
Autor Thomas Hopes, Marc Hertzer, Jana Boog, Pierre Heidicker
Voraussetzung Grundlagen des Proseminar der Biomechanik
Seminar PS Grundlagen der Biomechanik
Semester SS 2013
Bearbeitungsdauer 70 Min
Präsentationstermin 10.06.2013
Zuletzt geändert am



Einleitung

Die Wurzeln des Snowboardens liegen im Surfsport. Es begann in den 70er Jahren damit, dass der Amerikaner Sherwin Popper so etwas wie ein Surfbrett für den Schnee entwickelte. Es waren im Grunde zwei aneinander gedübelte Skier. Dieses Gefährt besaß den Namen „Snurfer“. Durch andere Personen wie Burton und Sims wurde der Snurfer bis zum heutigen Snowboard weiterentwickelt.

Im Jahr 1982 wurde die erste Snowsurfing-Meisterschaft ausgetragen. Bei ihr traten zum ersten Mal Snowboarder aus ganz Amerika gegeneinander an. Darauf wurden auch die Medien aufmerksam und das Thema „Snowboard“ wurde zum ersten Mal in der landesweiten Berichterstattung behandelt. Der erste Wettbewerb in Europa fand erst drei Jahre später statt und erst 1995 beschloss das Internationale Olympische Komitee, dass Snowboarden in das Wettkampfprogramm aufgenommen wird.

Das Snowboarden erfreut sich seit Jahren immer größerer Beliebtheit bei den Wintersportlern. Auch die Wintersportgebiete werden immer snowboard-freundlicher und in vielen Orten gibt es nun spezielle Funparks mit Kickern und Rails für Tricks. Ein Trick soll in diesem Wiki vorgestellt werden, der Frontside 360.

(Vgl. Andreas Beraz,2013)

Autor: Jana Boog

Material

Aufbau eines Snowboards

Abbildung 2: Boardbeschreibung, seitlich (Goldman, 2002, S.14)

Abbildung 1: Boardbeschreibung, frontal (Goldman, 2002, S.14)

  • Die Schaufel (Nose) ist das vordere Ende des Snowboards. Je nach Einsatzzweck ist dieses stärker oder schwächer nach oben aufgebogen, damit das Board über die Schneefläche gleiten kann.
  • Das Heck (Tail) ist das Pendant zur Nose, also das hintere Ende des Boards. Für manche Zwecke ist es nicht nötig, dass dieses Ende aufgebogen ist.
  • Die Lauffläche (Base) ist die Unterseite des Boards.
  • An der Oberseite werden die Bindungen montiert.
  • Die Kante des Snowboard ist wichtig, um das Board abzubremsen, da sie sich in den Schnee schneidet.

(Goldmann, 2002, S.16)


Konstruktion

Es gibt ein paar Konstruktionsarten von Snowboards: die Schalenkonstruktion (Cap) und die Sandwichkonstrukion.

  • Bei der Cap Bauweise bildet der Obergurt und die Seitenwange eine Einheit, die so genannte Schale. Der Kern (Schaum, Holz oder eine Kombination), der Untergurt, die Kanten und die Laufflächen werden in die Schale eingelegt und verleimt. Diese Bauweise ist billiger und leichter als die Sandwichkonstruktion. Sie verwindungsärmer also hat eine direktere Kraftverteilung. Ein großer Nachteil ist jedoch die erhöhte Kantenempfindlichkeit.
    Abbildung 3: Cap- Konstruktion (Water Colors, http://www.water-colors.de/blog/snowboard-wissen/konstruktion/932/konstruktionsarten (02.06.2013).)













  • Anders bei der Sandwichkonstruktion hier werden die einzelnen Schichten (Polyester, Karbon etc.) übereinander gelegt, mit Epoxidharz verleimt und anschließen unter hohen Druck in Form gepresst und unter großer Hitze verschmolzen. Dadurch ergibt sich eine weitaus bessere Qualität und Haltbarkeit als bei der Cap Bauweise, jedoch ist sie auch teurer.
    Abbildung 4: Seitenwangen-Konstruktion (Water Colors, http://www.water-colors.de/blog/snowboard-wissen/konstruktion/932/konstruktionsarten (02.06.2013).)

Mechanische Kenngrößen

Die Beschaffenheit des Snowboards hat einen starken Einfluss auf das geplante Einsatzgebiet und somit ist es wichtig, dass man vor dem Kauf eines Boards die Grundbegriffe kennt und welchen Einfluss diese auf das Fahrverhalten haben.

Die Biegelinie

Darunter versteht man die senkrechte Biegung zur Lauffläche. Das Board kann entweder weich oder stufenweise härter in seiner Biegelinie sein.

  • weiche Biegelinie = sehr drehfreudig, aber schlechte Laufruhe bei höheren Geschwindigkeiten
  • mittelharte Biegelinie = Laufruhe und guten Eisgriff
  • harte Biegelinie = sehr gute Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten, jedoch nicht so wendig

Torsionsverhalten

Unter Torsion versteht man die Körpereigene Verdrehung um die Längsachse, dass heißt Heck und Schaufel drehen sich entgegengesetzt. Konstruktionsbedingt hängen die Torsion und die Biegelinie sehr eng zusammen.

  • hohe Torsionssteifheit = guter Kantengriff, zudem sehr gutmütig
  • niedrige Torsionssteifheit = gut geeignet für den Freestyle, kann Turns exakt ausführen

Vorspannung

Jedes Board besitzt eine eingebaute Vorspannung, die je nach Material und Bauart größer oder kleiner ist. Dieses kann man sehr gut daran erkennen, dass das Board, wenn man es auf dem Boden legt, in der Mitte nach oben gebogen ist. Zweck dieser Vorspannung ist es, dass Turns besser ausgeführt werden können.

Abbildung 5: Veranschaulichung der Vorspannung (Hallbauer, http://www.sport.uni-augsburg.de/studium/skripten/praxis/stillger/snowboard/SnobMaterial.pdf (02.06.2013).)

Taillierung

In der Regel sind Snowboards nicht gerade, sondern sie sind in der Mitte schmaler als an der Schaufel oder am Heck. Auch die Tailierung hat einen signifikanten Einfluss auf das Drehverhalten des Boards - je kleiner die Taillierung, desto enger können die Turns gefahren werden. Allerdings wird bei einer schmalere Tailierung auch das Verhalten bei schnellen Fahrten verschlechtert.

Flex

Der Grad an Flex(ibilität) sagt nix anderes, als etwas über die Härte des Boards aus. Er wird in Stufen von 1 - 10 dargestellt, wobei 1 sehr weich und 10 sehr hart ist.

  • Wichtig: Die Flex steht immer im Bezug zum Körpergewicht.

Breite

Die Breite des Boards richtet sich einmal nach der Schuhgröße des Fahrers, aber auch nach dem Einsatzzweck. Ein schmales Board ist schwer zu kontrollieren, wobei ein breites Board träge wirken kann.

Länge

Die Länge des Boards ist abhängig von der Körpergröße. Als Richtwert kann genannt werden, dass das Board 90% der Körpergröße hat. Abweichungen gibt es jedoch ebenfalls durch unterschiedliche Verwendungen. Bei Freestyle sollte es kürzer sein, bei Geländefahrten eher etwas länger.

Helbauer, http://www.sport.uni-augsburg.de/studium/skripten/praxis/stillger/snowboard/SnobMaterial.pdf am 03.03.2014

Verbindung mit dem Board

Bindung und Schuh

Elementar wichtig für den Snowboarder ist seine Verbindung mit dem Board, also die benutzen Schuhe sowie die verwendete Bindung. Es gibt zwei unterschiedliche Bindungssysteme. Keines der beiden Systeme kann eine Sicherheitslösung anbieten. Dass heißt, dass bei einem Sturz der Schuh in der Bindung bleibt und sich nicht löst. Die Plattenbindung wurde entwickelt, um den Skifahrer auf das Snowboard zu locken, denn diese kann auch mit den gewohnten Hartschalenschuhen benutzt werden. Ihr Vorteil liegt darin, dass die Körperbewegung exakt übertragen wird. Die zweite Verbindungsart ist die Schalenverbindung, die als Vorbild die lockere Schlaufenverbindung der Surfer hatte. Besonders geeignet ist diese Verbindung bei dem Freestyle, dem Halfpipe oder Tiefschneefahrten, da diese Bindung mehr Bewegungsfreiraum bietet.

(Goldmann, 2002, S.18)

Position der Bindung

Grundlegend gibt es zwei Arten der Bindungspositionen. Regular, dass heißt der linke Fuß steht in der vorderen Bindung und Goofy, der rechte Fuß steht vorne. Um herauszufinden, ob man Regular oder Goofy auf dem Board steht, stellt man sich locker hin und wird leicht nach vorne gestoßen. Das Bein mit dem man sich abfängt, steht dann auf Board vorne.

(Goldmann, 2002, S.24)

Verschiedene Boardtypen

Race

  • Eigenschaften: sehr harte Biegelinie, vorne weichere Flex als hinten, wenig Schaufel und kaum Tail, sehr schmal, sehr torsionssteif, für Hardboots
  • Einsatzgebiet: Für sehr harte und glatte Pisten, zum Renneinsatz, für fortgeschrittene Fahrer

Freecarve

  • Eigenschaften: weichere Biegelinie, vorne weichere Flex als hinten, mehr Schaufel und ein wenig Tailaufbiegung, das Board ist breiter und ist nicht ganz so torsionssteif, für Hardboots
  • Einsatzgebiet: Piste und ein wenig Gelände, für alle Fahrer geeignet

Freeride

  • Eigenschaften: weichere Biegelinie als die Freecarve-Boards, vorne ist die Flex weicher als hinten, Besitzt eine große Schaufel und viel Tail, sehr breites Board (geeignet für Tiefschnee), nicht sehr torsionssteif, für Softboots
  • Einsatzgebiet: Auf und Abseits der Piste mit ein wenig Freestyle, alle Pisten, ist für Anfänger und Vorgeschrittene geeignet

Freestyle

  • Eigenschaften: sehr weiche Biegelinie, vorne und hinten gleich hart, ebenfalls eine große Schaufel und viel Tail, das Board ist sehr breit und ist nicht ganz so torsionssteif, für Softboots
  • Einsatzgebiet: Halfpipe und Kicker, Freestyle, ist für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet

Boardcross

  • Eigenschaften: sehr harte Biegelinie, vorne ist es weicher als hinten, Besitzt eine leichte Schaufel und leichte Tail, etwas breiter als Freecarve, sehr torsionssteif, für Softboots
  • Einsatzgebiet: unebene Pisten, Sprünge, für fortgeschrittene Fahrer

(Goldmann, 2002, S.12-15)

Autor: Marc Hertzer

Grundlagen der Snowboardtechnik

Eine gute Snowboardtechnik ist der Schlüssel zum Erfolg, und dient der optimalen und souveränen Bewältigung der Situation. Es gibt für das Snowboarden kein allgemein gültiges Technikschema. Die Bewegungsausführung muss entsprechend den situativen Gegebenheiten angepasst werden. Es findet somit jeder seine individuelle Lösung. Allerdings wird der Spielraum für wirksame und zielführende Bewegungen umso enger, je schwieriger die Situation ist!

Das Bewegungsmodell des Snowboardens stützt sich auf zwei Säulen:

Die grundsätzlichen Bewegungsmöglichkeiten

4 grundsätzliche Bewegungsmöglichkeiten

  • Sprunggelenk strecken oder beugen
  • Knie einwärts oder auswärts drehen
  • Bein strecken oder beugen
  • Rumpf drehen oder verdrehen

Diese Vier Bewegungsmöglichkeiten besitzen eine zentrale Bedeutung für die Snowboardtechnik,es gibt noch mehr, aber durch diese Vier sind fast alle Techniken durchführbar.Über diese Bewegungen können gewünschte Positionen eingenommen (Positionieren), Bewegungen bewusst ausgeführt( Agieren)und notwendige Anpassungen vorgenommen werden (Regulieren). (Vgl. Deutscher Skiverband (Hrsg.), 2012, S.23)

Das Zusammenspiel aus Positionieren, Agieren und Regulieren

Positionieren

Die Position beschreibt die Lage des KSP und die Orientierung des Rumpfes relativ zum Board. Ziel ist es, für die entscheidenden Aktionen eine optimale Bewegungsbereitschaft herzustellen. Die Position wird in drei Richtungen beschrieben:

  • ListenpunktVertikale Richtung
  • Horizontale Richtung
  • Rotatorische Richtung
Abbildung 6: Position des Boarders (Deutscher Skiverband (Hrsg.), 2012, S.25)

Unterschiedliche Positionen auf dem Snowboard ermöglichen unterschiedliche Bewegungsrichtungen und Bewegungsumfänge. In einer neutralen Position kann der Snowboarder seinen KSP in alle Richtungen bewegen

Bei fahren auf hohem Niveau (besonders beim Freestyle), sind oft zu Beginn oder am Ende eines Tricks veränderte bestimmte Positionen erforderlich.

(Vgl. Deutscher Skiverband (Hrsg.), 2012, S.24,25)

Agieren

Wenn der Snowboarder entsprechend dem Ziel positioniert ist, können die entscheidenden 4 Bewegungsmöglichkeiten ausgeführt werden. Um diese Bewegungen detailliert beschreiben zu können werden drei Bewegungsspielräume benötigt:

  • Der Umfang, also wie nutzt man den Bewegungsspielraum mit den Gelenken aus
  • Die Richtung, also in welche Richtung geht meine Bewegung
  • Die Intensität, also wie schnell, kraftvoll, dynamisch führt man die Bewegung aus

(Vgl. Deutscher Skiverband (Hrsg.), 2012, S.26,27)

Regulieren

Beim Snowboarden befindet man sich in einem labilen Gleichgewicht und die äußeren Kräfte verändern sich im Laufe der Fahrt ständig. Das heißt, dass man um das Gleichgewicht und die gewünschte Position zu kontrollieren und zu halten ständig regulative Anpassungsbewegungen durchführen muss. Der Unterschied zum Agieren ist der, dass Regulationsbewegungen keine grundsätzlichen Veränderungen des geplanten Bewegungsablaufs bewirken, sie stellen nur sicher, dass das Bewegungsziel auch erreicht wird. Es bedeutet:

  • Korrekturen vornehmen, um die gewünschte bewegungsbereite Position zu erhalten
  • Anpassung der Aktionen mit dem Ziel das Gleichgewicht zu halten

Einsteiger benötigen häufig noch große Ausgleichsbewegungen. Je kleiner die Ausgleichsbewegungen werden, desto besser ist die Technik.

Wenn das Zusammenspiel zwischen Positionieren, Agieren und Regulieren funktioniert, steigt die Qualität der Gesamtbewegung beim Snowboarden an. Von außen sehen die Bewegungen fließend und störungsfrei aus

(Vgl. Deutscher Skiverband (Hrsg.), 2012, S.28,29)

Bewegungszustand

Der Bewegungszustand eines Snowboarders wird durch Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung beschrieben und kann durch Agieren verändert oder durch Regulieren aufrechterhalten werden.

Beispiel: Nimmt der Snowboarder bei Rotationsprüngen am Kicker in der Luft beide Arme an den, dreht er sich schneller, da das Massenträgheitsmoment verringert wird ( DYN4 Rotation ) und verändert damit seinen Bewegungszustand.

(Vgl. Deutscher Skiverband (Hrsg.), 2012, S.30,31)

Aktion und Funktion

Die Kräfte zwischen Board und Schnee bestimmen das Snowboarden. Diese Kräfte können durch Bewegungen (Aktionen) beeinflusst werden und deren Wirkungen nennt man Funktionen. Das Board reagiert auf jede Bewegungen auf eine ganze bestimmte Art und Weise und die Reaktionen (Funktionen) sind die konkreten Ergebnisse der Aktionen. Im optimalen Fall entsteht durch eine Aktion genau die Funktion, die zur Zielbewegung führt, d.h. man benutzt eine funktionelle Technik. Falls es nicht zur Ausführung der Zielbewegung kommt, spricht man von eine unfunktionellen Technik.

Beispiel:

Beim sportlichen Carven Frontside Aktion: Beugen der Knie beim steuern Richtung Kurvenmittelpunkt Funktion: Der Aufkantwinkel vergrößert sich und das Board fährt geschnitten auf der Kante

(Vgl. Deutscher Skiverband (Hrsg.), 2012, S.31,32)

Timing

Um eine komplexe Gesamtbewegungen sauber auszuführen muss die zeitliche Abfolge der Bewegungen genau stimmen. Zu beachten sind dabei zwei Komponenten:

  • Zeitl. Komponente:

Die nächste Bewegung muss zu einem bestimmten Zeitpunkt beginnen

  • Räuml. Komponente:

Die nächste Bewegung muss zu einem bestimmten Punkt erfolgen

Beispiel: Wenn man am Kicker aktiv abspringen will, muss die Streckbewegung in den Beinen genau an der Absprungkante des Kicker erfolgen (zeitl. & räuml.)

(Vgl. Deutscher Skiverband (Hrsg.), 2012, S.37)

Autor: Jana Boog

Ausführung und Biomechanik eines Frontside 360 Sprungs

Im nächsten Hauptaspekt des Wiki's wird zunächst die Ausführung eines Frontside 360 Sprungs erläutert. Im folgenden zweiten Abschnitt kommen wir dann zur biomechanischen Analyse des Tricks.

Ausführungsbeschreibung

Die Ausführung eines Frontside 360 Sprungs kann man nun in drei Phasen gliedern. Es beginnt mit der Anfahrtsphase, welche den Absprung mit beinhaltet, geht über in die Flugphase und endet mit der Landungsphase.

Die Anfahrt des Frontside 360°s auf den Kicker, erfolgt über ein Set-Up-Turn, eine wellenförmige Fahrtbewegung. Hierbei muss darauf geachtet werden, dass durch ancarven über den Kicker das Brett (Goldmann, 2002, S.54ff):

  1. ins Tal zeigt und
  2. auf der genwünschten Kante steht.

Die gewünschte Kante kann nun entweder die Zehenkante (für Backside-Rotation) oder die Fersenkante (für Frontside-Rotation) sein. Im Folgenden beziehen wir uns auf die Fersenkante. Des Weiteren muss für den Absprung eine Wind-Up Körperhaltung eingenommen werden. Der Rumpf wird gegen das Brett gedreht.

Nachdem im letzten Moment vor dem Absprung das Wind-Up aufgelöst wurde, beginnt auch schon die Flugphase. Diese wird mit der Kopfsteuerung eingeleitet. Es wird nun der Kopf in die Richtung gedreht, in welche auch gespinnt wird. Zudem muss eine kompakte Körperhaltung eingenommen werden, um eine stabile und sichere Flugphase zu haben. (Kaffenberger, Baier & Gramsch, 2013, S.110)

Um nun die Landung einzuleiten, wird zunächst die verdrehte Körperhaltung geöffnet und die Kopfsteuerung aufgelöst. Damit der Sprung sanft abgefangen wird, werden die Beine zur Landung hin leicht gestreckt und mit Beginn des Bodenkontaktes eine Abfederbewegung durchgeführt. (Kaffenberger, Baier & Gramsch, 2013, S.110)

Autor: Pierre Heidicker

Biomechanik Set-Up Turn

Um eine Rotationsbewegung sauber und optimal ausführen zu können, benötigt man einen Set-up-Turn. Dieser Turn dient dazu, am Ende mit der Nose im 90° Winkel zur Lip des Kickers zu stehen.

Abbildung 7: Veranschaulichung der Kräfte (Poo/Semadeni, 2006, S.3)

Das Set-Up entsteht durch ancarven und beschreibt den Fahrverlauf der Anfahrt. Des Weiteren kann man den Turn in die Vorbereitungsphase und Schwungphase unterteilen.

Die Vorbereitungsphase beschreibt den Anfahrtsweg auf den Kicker. Hierbei spielen die Erdanziehungskraft, der Luftwiderstand, die Gleitreibung am Boden und die Hangabtriebskraft eine Rolle.

Durch die Erdanziehungskraft (s.Bild Gewichtskraft) wird der Fahrer beschleunigt. Normalerweise würde sie den Snowboardfahrer, auf einer waagrechten Ebene, senkrecht nach unten ziehen. Da er sich aber auf einer schiefen Ebene befindet, dient sie ihm als Beschleunigung und bewirkt eine Zunahme der Hangabtriebskraft. Die Hangabtriebskraft, welche auch eine wichtige Rolle für die Geschwindigkeitszunahme spielt, entsteht durch eine Veränderung der Hangneigung, der Gleitreibung am Boden und der Gewichtskraft. (Poo & Semadeni, 2006, S.4)

Die Schwungphase wird nun dazu genutzt, um auf optimale Weise den Kicker hinaufzufahren. Die Überquerung des Kickers, erfolgt nun durch drei verschieden gefahrene Kurven.

Es beginnt mit einer kleinen elipsenartigen Kurve. Diese wird gefahren, um einen Frontside 360 Sprung durchzuführen.Angefahren wird sie mit der Fersenkante, am Übergang von Hang zu Kicker wird auf die Zehenkante gewechselt. Dadurch wird die zweite Kurve, eine Viertelkreisbahn, eingeleitet und der Kicker hinaufgefahren. Da diese Kurve einen sehr engen Radius besitzt, um eine hohe Geschwindigkeit mitzunehmen, muss der Snowboarder dem Druck der entstehenden Zentripetalkraft zusätzlich entgegenwirken, damit er mit seinem Board nicht wegrutscht. Zum Ende der Schwungphase switcht der Boarder noch mal auf die Fersenkante zurück, leitet dadurch den letzten Viertelkreis ein und kann so perfekt auf die Lip zusteuern, um im 90° Winkel abspringen zu können. (Goldmann, 2002, S. 54ff)

Abbildung 8: Set-Up-Turn (Snowboard Addiction, http://www.snowboardaddiction.com (02.06.2013).)
  • Grün: perfekt ausgeführter Set-Up-Turn
  • Rot: schlecht gesetzter Turn, falscher Winkel an der Lip

Sollte nun all dies sauber ausgeführt werden, hat man gute Voraussetzungen für einen schönen Frontside 360 Sprung.

Autor: Pierre Heidicker

Biomechanik Transition Windup

Abbildung 9: Wind-Up (Trusnow,http://www.youtube.com/watch?v=A8V1qQJLTrU (02.06.2013).)

Der Set-Up-Turn alleine reicht nicht aus, um einen sauberen Absprung vorzubereiten und auszuführen. Hierzu benötigt der Snowboarder ein geeignetes Wind-Up. Kurz gefasst ist es eine Gegendrehung des Rumpfes zum Brett und erfolgt entgegen der Rotationsbewegung. (Kaffenberger, Baier & Gramsch, 2013, S.110)

Durch die vorhandene Gegendrehung entsteht im Oberkörper eine Spannung. Je nach Anzahl der Drehungen wird mehr oder weniger Spannung benötigt. Die aufgebaute Spannung wandelt sich beim Absprung, durch auflösen der Gegendrehung, in einen Drehimpuls um. (Kaffenberger, Baier & Gramsch, 2013, S.110)

Hat man nun einen gut gesetzten Set-Up-Turn in Kombination, kann man sauber und optimal vom Kicker abspringen.

Autor: Pierre Heidicker

Biomechanik Absprung

Für einen optimalen Absprung muss man kurz vor dem Verlassen des Kicker sein Wind-Up auflösen. Wie oben beschrieben entsteht dadurch ein Drehimpuls und zusammen mit der Drehung des Kopfes in Richtung Rotationsbewegung, wird die komplette Drehung um die Körperlängsachse eingeleitet. Es ist eine komplette Oberkörperbewegung, durch Hüfte, Knie und Füße eingeleitet (Kaffenberger, Baier & Gramsch, 2013, S.110). Bei unserem Fall in Frontsiderichtung.

Um nun noch an Höhe zu gewinnen, wird eine explosive Streckung der etwas angewinkelten Beine durchgeführt und als nächstes folgt die Flugphase. (Disler, 1991, S. 152)

Autor: Pierre Heidicker

Airtime & Impulse

Vor dem Absprung ist der Körperschwerpunkt so tief wie möglich, um kurz vor dem Verlassen des Kickers sich in die Höhe katapultieren zu können. Die Vorspannung, also das Winde-Up wird direkt beim verlassen des Kickers gelöst, um die Rotation einzuleiten.

Abbildung 10: Rotationsbewegung (Trusnow,http://www.youtube.com/watch?v=A8V1qQJLTrU (02.06.2013).)

Dieser Rotationsimpuls wird durch Hüfte, Knie und Füße initiiert und mit dem Oberkörper aktiv in die gewünschte Drehrichtung ausgelöst. Während der Flugphase kann nur die Drehgeschwindigkeit, sowie die Körperposition zur Drehachse verändert werden. Skiakrobaten oder Turmspringern nutzen gezielte Armbewegungen und Zusammenklappen und Öffnen des Oberkörpers und der Beine, um die Figuren zu verändern. Beim Half-Pipe Snowboarden wird durch aktives Strecken des Körpers und ausstrecken der Arme, der Kraft-Rotations-Angriffspunkt (Momentum) verändert um die Geschwindigkeit zu erhöhen (Pumping).

Abbildung 11: Körperhaltung während der Flugphase (Trusnow,http://www.youtube.com/watch?v=nS9B7yTLXiM (02.06.2013).)

Die Flugphase ist eine Kombination aus Translation und Rotationsbewegung. Die translatorische Bewegung ist eine geradlinige Bewegung des Körpers in Sprungrichtung und durch die Gewichtskraft nach unten ziehend. Während des Sprungs dreht sich der Boarder um die Längsachse, die zentral durch den Körper führt. Während der Flugphase sollte eine leichte Rückenlage eingenommen werden, um einen geringeren Luftwiderstand zu erzielen und um die Landung besser einleiten zu können.

Autor: Thomas Hopes

Landung

Mit Auflösen des Wind-Up beginnt die Kopfsteuerung. Der Kopf dreht zuerst in Spinnn-Richtung, in userem Fall Frontside über die vordere Schulter. Der Kopf ist dem Körper ein kleines Stück voraus.

Abbildung 12: Kopfsteuerung (Trusnow, http://www.youtube.com/watch?v=nS9B7yTLXiM (02.06.2013).)

Um die Rotation zu stoppen, wird die Körperposition geöffnet und die Kopfsteuerung beendet. Der Blick richtet sich auf die Landefläche und die Beine strecken sich leicht, um am Ende den Sprung sanft über einen größeren Federweg abgefangen zu können.

Äußere Kräfte - Erdanziehung, Landung → Aktio-Reaktion Kräfte auf Brett

Autor: Thomas Hopes

Kräfte

Die beim Snowboarden eingeleiteten Bewegungen wie Orientieren und Drehen sind innere Kräfte, erzeugt durch Bewegungen von Körperteilen. Diese Bewegungen bewirken Drehimpulse, welche zur Drehung des Körpers oder Teile davon führen. Da wir – ausser in der Luft – immer mit dem Schnee in Kontakt sind, bestimmt schlussendlich der Schneewiderstand (äussere Kraft), wie groß die Drehung des Gerätes infolge des Drehimpulses ist. Die Kernbewegungen Beugen-Strecken und Kippen-Knicken werden normalerweise auch durch innere Kräfte erzeugt. Sie dienen der Veränderung der Körperposition.

Autor: Thomas Hopes

Kickerwinkel, Flugbahn, Landungswinkel

Die Flugbahn wird bestimmt durch den Schanzenwinkel, die Absprunggeschwindigkeit, die Olliebewegung (Winkelvergrösserung) und den Luftwiderstand. Die Sprunghöhe und –weite kann über die Energieerhaltung berechnet werden.

Kräfte während der Landung: Hauptsächlich wirkende Kräfte sind einerseits die Gewichtskraft und die Trägheitskraft. Der Rider muss Muskelkraft aufbringen, die verhindert, dass seine Knie sowie Hüfte einklappen und er dadurch stürzt.

Für den Absprungwinkel und die Landung und die dabei entstehenden Kräfte ist die Kickerform ausschlaggebend. Generell kann man sagen das je steiler die Landefläche desto angenehmer die Landung für den Rider, da die auftretenden Kräfte nicht direkt auf den Körper wirken. Zusätzlich ermöglicht die steilere Landung ein grösseres Spektrum an Sprunghöhen , d. h. es kann auf weniger Platz mehr variiert werden.

Man kann die Unterschiedlichen Kicker in vier Typen aufteilen. Flacher Absprung / flache Landung, flacher Absprung / steile Landung, steiler Absprung / steile Landung, steiler Absprung / flache Landung.

Als Beispiel hier an den zwei gegensätzlichsten Formen.

Flacher Absprung / flache Landung

Die resultierende Kraft R setzt sich zusammen aus der Trägheitskraft Ftr und der Gewichtskraft G. Die Höhe der Belastung, die auf den Rider während der Landung wirkt, hängt vom Winkel zwischen der Resultierenden R und der Unterlage ab. In diesem Fall ist der Rider einer mittleren Belastung und einer schmalen Variationsbreite ausgesetzt, da die Flugbahn relativ lang und flach ist.

Abbildung 13: Flacher Absprung (Poo/Semadeni, 2006, S.7)

Steiler Absprung / flache Landung

Da hier die Winkelverhältnisse nicht zueinanderpassen, erhöht sich die Belastung während der Landung für den Rider drastisch. Der Winkel zwischen Resultierenden R und Landefläche ist in diesem Fall am grössten. Die Landing zone ist zu Flach.

Abbildung 14: Steiler Absprung (Poo/Semadeni, 2006, S.7)



Autor: Thomas Hopes

Fazit

Das Snowboarden zu erlernen erfordert gerade zu Beginn wesentlich mehr Motivation, Durchhaltevermögen und Ehrgeiz als zum Beispiel das Skifahren. Anfänger haben viel mit dem Gleichgewicht zu kämpfen und müssen sich häufig neu Aufrichten, was sehr viel Energie kostet. Das Regulieren der Fahrposition erfordert wiederholtes Training und das ohne Hilfsmittel, wie zum Beispiel beim Skifahren die Skistöcke. Die genaue zeitliche Abfolge der Bewegungen ist wichtig, da ein Missachten zum Verkanten führt und somit zu unangenehmen Stürzen. Eine gute Grundlage und Fahrerfahrung ist essenziell wenn man den Schritt vom einfachen Snowboard fahren zum Springen machen will. Ohne eine umfangreiche Basis an Fahrkönnen sind die meisten Tricks nicht möglich. Betrachtet man eine 180 Grad Drehung, merkt man schnell, dass man beide Fahrtrichtungen erlernt haben muß. Komplexere Tricktechniken erfordern zudem noch die Kniffe des technischen Know-Hows, wie z.B in unserem Fall bei einem 360 ist das Anfahr- und Absprungtechnikwissen genauso wichtig wie das praktische Fahrkönnen. Beim Erlernen von Tricks lohnt es immer theoretisches Wissen von anderen Ridern einzuholen, sowie die Tricks erst im Flachen oder in Teilen zu Üben.

Autor: Thomas Hopes

Fragen

1. Beschreiben Sie die Anfahrt und erklären sie dabei alle wichtigen Komponenten, um einen Absprung vorzubereiten.

2. Welche beiden Snowboard Konstruktionen gibt es? Erkläre ihre Bauart.

Literaturverzeichnis

- Deutscher Skiverband (Hrsg.) (2012): Offizieller DSV-Lehrplan Snowboard: Technik, Unterrichten, Praxis. Stuttgart : Pietsch.

- Deutscher Skilehrerverband (Hrsg.) (2012): Snowboarden einfach: mit 3D-Brille und 3D-Bildern. München: blv.

- Disler P. (1991): Snowboard: Vom Anfänger zum Könner. Reinbek: Rowohlt Taschenbuch Verlag.

- Goldman G. (2002): Snowboarding: Ratgeber zu Ausrüstung und Technik. 1.Aufl., Bielefeld: Delius Klasing Verlag.

- Kaffenberger N., Baier M. & Gramsch T. (2013): Snowboard: Praxiswissen vom Profi zu Ausrüstung, Technik und Sicherheit. München: Bruckmann Verlag.

- Poo A., Semadeni R. (01/2006): Academy. Praxis im Schneesport. In: Swiss Snowsports, Jg.6, H.1.

- Schewe H. (2000): Biomechanik - wie geht das?. Stuttgart [u.a.] : Thieme.

Internetquellen

- Hallbauer S. (2003): Material und Ausrüstung. http://www.sport.uni-augsburg.de/studium/skripten/praxis/stillger/snowboard/SnobMaterial.pdf (02.06.2013).

- Real World Physics Problem (2009): The Physics Of Snowboarding. http://www.real-world-physics-problems.com/physics-of-snowboarding.html (02.06.2013).

- Andreas Beraz (2013): Geschichte des Snowboards. http://www.snowboardeverest.com/geschichte-des-snowboards (02.06.2013).

Autor: Pierre Heidicker

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Goldman G. (2002): Snowboarding: Ratgeber zu Ausrüstung und Technik. 1.Aufl., Bielefeld: Delius Klasing Verlag, S.14.

Abbildung 2: Goldman G. (2002): Snowboarding: Ratgeber zu Ausrüstung und Technik. 1.Aufl., Bielefeld: Delius Klasing Verlag, S.14.

Abbildung 3: Water Colors (2011): Konstruktionsarten. http://www.water-colors.de/blog/snowboard-wissen/konstruktion/932/konstruktionsarten (02.06.2013).

Abbildung 4: Water Colors (2011): Konstruktionsarten. http://www.water-colors.de/blog/snowboard-wissen/konstruktion/932/konstruktionsarten (02.06.2013).

Abbildung 5: Hallbauer S. (2003): Material und Ausrüstung. http://www.sport.uni-augsburg.de/studium/skripten/praxis/stillger/snowboard/SnobMaterial.pdf (02.06.2013).

Abbildung 6: Deutscher Skiverband (Hrsg.) (2012): Offizieller DSV-Lehrplan Snowboard: Technik, Unterrichten, Praxis. Stuttgart : Pietsch, S.25.

Abbildung 7: Poo A., Semadeni R. (2006): Academy. Praxis im Schneesport. In: Swiss Snowsports, Jg.6, H.1, S.3.

Abbildung 8: Snowboard Addiction (2007): How to 360 Fronside/Backside. http://www.snowboardaddiction.com (02.06.2013).

Abbildung 9: Trusnow (2010): Buttered Pretzel. http://www.youtube.com/watch?v=A8V1qQJLTrU (02.06.2013).

Abbildung 10: Trusnow (2010): Buttered Pretzel. http://www.youtube.com/watch?v=A8V1qQJLTrU (02.06.2013).

Abbildung 11: Trusnow (2010): Backside 360. http://www.youtube.com/watch?v=nS9B7yTLXiM (02.06.2013).

Abbildung 12: Trusnow (2010): Backside 360, http://www.youtube.com/watch?v=nS9B7yTLXiM (02.06.2013).

Abbildung 13: Poo A., Semadeni R. (2006): Academy. Praxis im Schneesport. In: Swiss Snowsports, Jg.6, H.1, S.7.

Abbildung 14: Poo A., Semadeni R. (2006): Academy. Praxis im Schneesport. In: Swiss Snowsports, Jg.6, H.1, S.7.

Autor: Pierre Heidicker


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