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biomechanik:projekte:ss2015:faszienrollen

WP1504 Faszienrollen

WP1504 Faszienrollen
Veranstaltung PS Biomechanik
Autor Marco Schmeikal, Michael Holljes
Bearbeitungsdauer ca. 30 min
Fertigstellung 17.06.2015
Seite in Bearbeitung

Einführung

Im Sport spielt das Thema Regeneration eine wichtige Rolle, gerade wenn es sich um mehrtägige Wettkämpfe oder Trainingslager handelt. Doch was kann man außer ausreichender Nachführung von Energie und Ruhephasen für den Körper tun? Das Stichwort lautet aktive Regeneration; ein Trend der in Deutschland im Läuferbereich seinen Anfang genommen hat heißt Faszienbehandlung durch Massagerollen. Diese Art der Regeneration und Selbstmassage nutzt technisch-mechanische Lagerwirkungen aus, um einen Einfluss auf die Biologie des Körpers zu nehmen; sie schließt zeitnah an die Belastung (Zeitraum von bis zu 24 Stunden nach der Belastung) an und soll im Folgenden näher beleuchtet und demonstriert werden. Andere Formen der Massage haben ihren berechtigten und auch lange bewährten Stellenwert in der Regeneration, sollen hier aber nicht betrachtet werden. Für viele Inhalte und Informationen dieses Wikis dienen die eigenen Erfahrungen durch insgesamt anderthalb Jahre Physiotherapiebehandlungen, Rehamaßnahmen (Holljes acht Monate, Schmeikal zehn Monate) sowie Gesprächen mit Physiotherapeuten als Quellen.

verfasst von M. Holljes

Grundlagen

Anatomische Grundlagen

Faszien durchziehen spinnennetzartig den Körper von der untersten Hautschicht bis zum Knochen und sind mit Flüssigkeit gefüllt; dabei versorgen sie unter anderem die Muskulatur (der Aufbau der Muskulatur ist nachzulesen unter MUS1) mit Nährstoffen. Eine Definition aus einem Anatomielehrbuch sagt folgendes: „Muskelfaszien (bindegewebige Hüllen) bestehen aus straffem kollagenem Bindegewebe. Sie sichern Form und Lage der Muskeln und ermöglichen ein relativ reibungsloses Aneinandergleiten benachbarter Muskeln oder Muskelgruppen (möglichst wenig Kraftverlust durch möglichst wenig Reibung)“ (Schünke, Schulte, Schumacher, Voll & Wesker, 2005, S. 43). Die Hauptaufgabe der Faszien ist somit klar: Sie sollen für reibungsarmes Gleiten der Muskelstränge sorgen. Diese Aufgabe können sie aber nur bedingt erfüllen, wenn sie verklebt und/oder verhärtet sind und/oder unter Spannung stehen. Solche Verklebungen oder Verhärtungen der Faszien können durch lange Ruhezeiten wie z.B. Verletzungen entstehen, wenn ein Körperteil lange ruhiggestellt werden muss. Verspannungen können durch beschleunigte Bewegungen beim Sport ausgelöst werden; die Spinnennetzstruktur verschiebt sich und kann nicht mehr optimal arbeiten. Diese Veränderungen der Faszienstruktur sorgen für eine erhöhte Reibung der Muskelstränge bei Bewegungen, was zu einem Schmerzreiz führen kann. Um solchen Problemen vorzubeugen bzw. sie zu behandeln, macht man sich die mechanischen Wirkungen einer Faszienrolle zu nutze um die Physiologie des Körpers gezielt zu beeinflussen.

verfasst von M. Schmeikal

Mechanische Grundlagen

Eine Faszienrolle besteht meist entweder aus einem harten Styropor oder hartem Schaumstoff. Je nach Hersteller unterscheiden sich die Oberflächen voneinander. Ob diese unterschiedlichen Oberflächen zu unterschiedlichen Wirkungen führen, ist nicht bekannt. Aus technisch-mechanischer Sicht betrachtet handelt es sich bei einer Faszienrolle um ein Rolllager, über das eine Last geschoben wird. Im folgenden Video wird die Behandlung einer Wade gezeigt, um die mechanische Sicht zu verdeutlichen. Nicht zu sehen ist, dass der Anwender seinen Körper mit beiden Händen nach oben stemmt und Spannung in der Rumpfmuskulatur aufbaut, bevor er seinen Körper über die Rolle schiebt.





Dabei wird das Gewicht des Durchführenden gleichmäßig auf die Hände und die Rolle verteilt, die durch das Körpergewicht der Person ihre physiologische Wirkung entfalten kann.

Video gedreht und verfasst von M. Holljes

Physiologische Wirkung

Durch den Druck, den die Rolle und das Körpergewicht auf die Faszienstruktur ausüben, wird das Gewebe wieder in seine Ursprüngliche Position verschoben, die Flüssigkeit der Faszien wird zum Transport angeregt. Nährstoffe können durch die Pumpwirkung der Behandlung schneller und besser durch das Gewebe transportiert werden, gleichzeitig wird auch die Blutzirkulation in dem Muskelgewebe selbst angeregt.

verfasst von M. Schmeikal

Anwendung

Die eigene Erfahrung durch fast zweijährigen Einsatz dieser Rollen führt zu folgenden Aussagen:

Faszienroller sind am Körper vielseitig einsetzbar; das obige Video zeigt nur eine Übung von vielen, die alle in der einschlägigen Literatur nachzulesen sind (zum Beispiel hier). Die besten Ergebnisse können bei Anwendungen in den Beinen oder dem Rücken erzielt werden, da hier während sportlichen Betätigungen die meisten Verspannungen auftreten können.

Damit ein langfristiger Erfolg erzielt werden kann, muss die Rolle natürlich regelmäßig nach dem Sport benutzt werden, je nach Intensität der sportlichen Belastung können mehrere Anwendungen nötig sein. Folgendes funktioniert als Faustformel aus eigener Erfahrung sehr gut: pro 90 Minuten Belastung eine Anwendung mit der Rolle in 24 Stunden, wobei eine Anwendung aus 2-3 „Rollouts“ der verspannten Muskulatur besteht.

Die größten Fehler in der Anwendung sind Rollouts, die über Gelenke durchgeführt werden. Die Rollen sind relativ hart und nur für die Anwendung in muskulären Bereichen gedacht.

verfasst von M. Holljes

Vorteile/Nutzen für den Anwender

Die Vorteile der Nutzung von Faszienrollen sieht Keckeisen (2015) unter anderem in folgenden Punkten:

  • Gezielte Regeneration der Muskulatur
  • Muskelschmerzen werden durch Entspannung der Faszien reduziert
  • Blutzirkulation wird gezielt in der behandelten Muskulatur gesteigert (Pumpwirkung der Rolle)
  • Verbesserung einer schlechten Körperhaltung durch Balancearbeit und Stärkung des Kerns (Bauchmuskulatur) während der Rollouts

verfasst von M. Schmeikal

Diskussion

Die Anwendung dieser Art der Muskelbehandlung wird unter Physiotherapeuten kontrovers diskutiert. Nach einigen Gesprächen mit Physiotherapeuten hat sich herausgestellt, dass es zwei Meinungen zu diesem Thema gibt. Eine Gruppe der Therapeuten ist der Überzeugung, dass diese Art der Behandlung ihren Patienten hilft und Rehabilitationsphasen verkürzt bzw. qualitativ verbessert. Die andere Gruppe vertritt die Ansicht, dass diese Art der Massage nur ein Trend ist, der in den nächsten Jahren wieder versiegen wird. Welche Gruppe am Ende Recht behält, wird die Zeit zeigen. Für die erste Gruppe spricht, dass mehrere Nationalmannschaften (Volleyballnationalmannschaften A-Kader und Jugendnationalmannschaften sowie die Fußballnationalmannschaften) diesem Trend folgen und die Rollen zur aktiven Regeneration nutzen. Für die zweite Gruppe spricht, dass der Anwenderkreis bisher sehr beschränkt ist und die Verbreitung mehr über Mundpropaganda als andere Kanäle verläuft und somit nicht eine breite Masse anspricht.

verfasst von M. Schmeikal

Fragen

<spoiler| 1. Was sind Faszien und was ist ihre Funktion?> Muskelfaszien (bindegewebige Hüllen) bestehen aus straffem kollagenem Bindegewebe. Sie sichern Form und Lage der Muskeln und ermöglichen ein relativ reibungsloses Aneinandergleiten benachbarter Muskeln oder Muskelgruppen (möglichst wenig Kraftverlust durch möglichst wenig Reibung). </spoiler> <spoiler| 2. In welchem Zeitraum nach einer Belastung sollte die Faszienrolle benutzt werden?> Die Rolle sollte innerhalb von 24 Stunden nach der Belstung benutzt werden. </spoiler>

<spoiler| 3. Was ist die technisch-mechanische Funktion einer Faszienrolle?> Die technisch-mechanische Funktion einer Faszienrolle entspricht der eines Rolllagers. </spoiler>

Literatur

Keckeisen, M. (2015). Über BLACKROLL®. Zugriff am 30. Juni 2015 unter http://blackroll.de/pages/about

Schünke M., Schulte E., Schumacher U., Voll M., Wesker K. (2005). Prometheus Lernatlas der Anatomie. Stuttgart: Georg Thieme Verlag

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