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WP1802

Modul-Icon
Modul-Titel WP1802 Körpergesten
Veranstaltung Körperinszenierung und Biomechanik
Autor Gheleyemi-Hovizavi, Saara; Ott, Sebastian H.; Wehr, Laura
Bearbeitungsdauer 45 min
Präsentationstermin 28. Januar 2019
Status In Bearbeitung
Zuletzt geändert 14.02.19

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Gesten als Kommunikationsmittel im täglichen Gebrauch digitaler Medien



Unterpunkt 1










Sport- & Siegesposen: Nonverbale Kommunikation über Gesten

Hochgereckte Arme, geschwellte Brust, der Kopf nach hinten geworfen- all die Merkmale zeigen eine „typische“ Sport-Siegespose dar. WissenschaftlerInnen der kanadischen Universität „University of British Columbia“ sind davon überzeugt, dass Körpergesten des Schams und des Jubels angeboren sind. Aufgrund einer Beobachtung von Olympischen und Paraolympischen Spielen im Jahr 2004 werden Sehende und Blinde SportlerInnen beobachtet. Es stellt sich heraus, dass in beiden Fällen die Körpergesten gleich ausfallen (Vgl. PNAS, 2008). Nun stellt sich die Frage, was für Körpergesten bzw. Sieges- und Verlierergesten im Sport bekannt sind. Welche Bedeutung wird ihnen zugeschrieben? Und vor allem welche Hintergründe verbergen sich hinter diesen Körpergesten? Diesen Fragen werden im Laufe des Artikels versucht zu beantworten und anhand von Schaubildern erklärt. Bei Bekannten Siegesgesten (Abb. 1) handelt es sich um sehr schnelle, unmittelbare und universelle Ausdrucke, die kulturüberspannend produziert werden. Die Arme werden in die Höhe geschossen und es wird Freude ausgestrahlt, Freude über den Sieg den man für sich, die Mannschaft oder ggf. für das Land ein hergeholt hat. „Körpersprache ist die fortwährend stattfindende äußere Darstellung des inneren Befindens. Dazu gehören alle bewusst oder unbewusst ausgeführten ebenso wie alle bewusst oder unbewusst unterlassenen Bewegungen und körpersprachlichen Äußerungen. Dabei ist es gleichgültig, ob deren Umfang von anderen Menschen wahr- oder zur Kenntnis genommen wird oder nicht“ (Sentürk, 2012, S.18). Somit senden Menschen Signale nach außen, dessen sie sich in erster Linie nicht bewusst sind. Die Freude und der Jubel, sind Darstellungen des inneren Befindens, welcher meist unbewusst stattfindet. Doch ist zu beachten, dass die im Sport eingesetzten Gesten auch Inszenierungen der Sporter_Innen sind. Es ist nicht zu bestreiten, dass der Jubel auch unbewusst auftreten kann, jedoch wird am nächsten Beispiel deutlich, inwiefern man sich selbst darstellen kann. Auf Abbildung 3 ist Christiano Ronaldo zu sehen, ein Fußballspieler, der im Profi-Fußball sehr gute Leistungen aufweist. Nach einem Tor wurde dieses Bild geschossen, dieses Bild soll ebenso eine Siegerpose darstellen. Interessant ist jedoch, dass es sich von den üblichen und hier aufgezeigten Bildern unterscheidet. Christiano Ronaldo hat seine Arme nicht in die Höhe geworfen, sondern sein Arme sind nach unten gebeugt und seine Hände zu Fäusten geballt. Sein Körper zeigt eine starke und aggressive Haltung. Die Körpersprache ist hier eine andere wie auf Abbildung 1. Sein offener Mund der einen Schrei loslässt, zeugen von Bildern aus dem Kampfsport. Vor allem der entblößte Körper und die dadurch erkennbaren Muskeln und Sehnen, wecken bei den Fans aus der gegnerischen Mannschaft ein Signal der Provokation und der Kampflust aus. In Abbildung 4 erkennt man die hervorgehobene Hüfte, die das Genital des Sportlers in den Vordergrund stellt. „Im Sport ist der Körper das privilegierte Medium der Handlung, des kommunikativen Austausches, des Bedeutens, Verstehens und der Darstellung“ (Alkmeyer. 1997, S.273) Der Austausch, der in dieser Art stattfindet, findet zwischen dem Sportler und dem Zuschauer statt, die Darstellung kann provozieren, aber auch faszinieren, je nachdem aus welcher Sich betrachtet wird. „Die Gesten des Sports sind denen eines Schauspielers vergleichbar, die an eine bereits existierende Praxis erinnern.“ (Alkmeyer,1997, S.372). Die Frage, die hierbei aufkommt, ist, inwieweit die Gesten im Sport als unbewusste Handlungen der Emotionen stattfinden oder ob dies teilweise gezielte Marketing- und Inszenierungsstrategien sind, um den Zuschauer anhand von Emotionen an sich zu binden.

Verfasst von Saara Gheleyemi Hovizavi

Bilder

Literaturverzeichnis

https://www.pnas.org/content/105/33/11655 (zuletzt aufgerufen am 15.01.19) • Jan Sentürk „Schulterblick und Stöckelschuh- Wie Haltung, Gestik und Mimik über unseren Erfolg entscheiden“, • Alkemeyer, Thomas: „Zeitschrift für Semiotik“, Band 19- Heft 4 (1997), Stauffenberg Verlag Tübingen

Gesten im politischen Kontext!

Abb.1: Willy Brandts Kniefall. 7.12.1970. Warschau/ Polen.
AP-Archiv

Bilder sagen mehr als 1000 Worte – Sagen Bilder mehr als 1000 Worte?

Gesten begleiten unser tägliches Miteinander ständig. In jeder direkten und indirekten Konversation sind sie meist vorhanden. Gesten beeinflussen unser emotionales Auffassen der Kommunikation, im Alltäglichen, im Sport sowie auch in politischen Kontexten. Warum sind jedoch auch in der Politik Gesten von Bedeutung?

Anhand des Beispiels des Willy Brandts Kniefall vor dem Denkmal für die ermordeten Juden in Warschau 1970 lässt sich wohl eine der emotionalsten und bedeutungsvollsten Gesten der Nachkriegsgeschichte beschreiben. Nach der Kranzniederlegung kniete Willy Brandt vor dem Denkmal und schwieg. (Behrens 2010, S. 9–11) Was bewegte diesen symbolischen Akt und warum hielt Willy Brandt nicht lediglich eine angemessene Rede?

In der Politik ist die Übermittlung von politischen Inhalten und Standpunkten ein wichtiger Punkt. Um Emotionen und Sachverhalte einem/r Rezipienten_in zu übermitteln, bedienen sich Politiker_innen emotionaler Gesten. Bereits die Geste der Kranzniederlegung symbolisiert Respekt und Anteilnahme am Geschehenen. Durch den Kniefall verstärkt sich die emotionale und persönliche Anteilnahme Brandts, die dem „Urteilenden“ eventuell zuvor nicht bekannt gewesen war und unterstützt die Aussage Maurers, dass Gestik eine Urteilsgrundlage sei. Sie soll das Meinungsbild über den Sachverhalt sowie die Meinung des/r Politiker_in beeinflussen. (Maurer 2016, S. 80) Eine Sichtbarmachung von persuasiven Emotionen? Nicht nur in dem stark medialen Zeitalter des 20. und 21. Jahrhundert waren/ sind Gesten von Bedeutung einer schnellen opportunen Darstellungsweise. Bereits bei den Römern waren Gesten kulturell kodiert und mit einer bestimmten Emotion behaftet. „Politische Emotionen in Rom waren daher der rationalen Politik nicht entgegengesetzt. Sie waren deren Basis.“ (Flaig 2004, S. 121) Durch die Selbstinszenierung der Herrscher oder auch der Ergebenen und Besiegten wurden allgemeine emotionale Botschaften nur durch das Gesehene verbreitet und fungierten als Bestärkung des eigentlich geschehen. (Flaig 2004, S. 121) Ein Sieg wird als Sieg bereits durch den Sieg klar, jedoch durch eine Gestik aufgewertet. Politiker_innen sind bestenfalls vom Volke gewählt worden, Bedürfnisse, Wünsche und Hoffnungen der Bevölkerung umzusetzen und in die Gemeinschaft einzubauen. Symbolisch gesehen sind Politiker_innen „eine Projektionsleinwand für kollektive Erwartungen […]“.(Laux und Schütz 1996, S. 146) Wo möglich nimmt der/ die Betrachter_in die Inszenierung eines/r Politiker_in als realer wahr, da das künstlich erzeugte Bild mit eigenen Augen gesehen und empfunden wurde. Eine weitere Anziehungskraft liegt eventuell auch in der zeitlichen Wahrnehmung zwischen nonverbaler und verbaler Wahrnehmung. Dem Gesagten steht oft das Gesehene davor. Nonverbale Informationen verbleiben zudem meist länger in Erinnerung. (Maurer 2016, S. 122) Durch Gesten soll somit eine persuasive Botschaft übermittelt werden und Sachverhalte durch visuelle Darstellung ‚eindeutig‘ veranschaulicht werden. (Maurer 2016, S. 122)

Neben der direkten nonverbalen politischen Kommunikation eines/r Politikers_in, beschreibt Maurer des Weiteren auch die Wichtigkeit der Gestik und Mimik eventueller Dritter des Geschehens, die die Rezipienten beim ersten Blick eine Situation noch stärker beeinflussen soll. (Maurer 2016, S. 122) Neben der Bedeutung Dritter an einem Geschehen, deren Gestik und Mimik die Rezipienten beeinflussen, ist auch der Handlungsort von Bedeutung und kann einer Gestik eine andere Wirkung vermitteln: Eine Begrüßung zweier Präsidenten_innen bei einem internationalen Kongress lässt eine andere Emotion entstehen, wie im Gegensatz das Händeschütteln eines Präsidenten_innen in einem ländlichen Wählerkreis einer bestimmten Partei. (Flaig 2004, S. 120–121) Eventuell spielt die Komplexität der Auftritte, wie von Siller beschrieben, in der inszenierten Darstellung von Politiker_innen eine große Rolle. Große oder kleine Reden und bestimmte Themen könnten den Wähler_innen viel abverlangen und sind nur beding kurz verbal übermittelbar. Ein Bild, demnach eine Geste des/r jeweiligen Politiker_in „führt damit zu einer Reduzierung von politischer Komplexität“ da sie als Inbegriff des eigentlich gesagten gelten kann und von möglichen Rezipienten_innen schneller implizit gedeutet werden können. Siller spricht hier von einer Entlastung von komplizierten Fakten und Argumenten. (Siller 2000, S. 11)

Zur Gestik gehörend wird Mimik oft vereinnahmt. Die Mimik kann zudem auch als „der wichtigste Bereich der Körpers für nonverbale Signale“ beschrieben werden. Anzunehmen ist auch, dass durch die schwer kontrollierbaren Eigenschaften des Gesichtes, wie das Augenzucken und Blinzeln in bestimmten Momenten der Grund dafür ist. (Argyle 2013, S. 201–202) In Anbetracht Willy Brandts Gesichtsausdruck beim Kniefall ist eine Unterstreichung der Gesamtsituation zu bemerken. Sein Gesichtsausdruck beeinflusst maßgeblich die Ernsthaftigkeit der Situation und das Mitgefühl. Durch eine veränderte Mimik hätte die Botschaft verändert werden können. Auf den Psychologen Prof. Albert Mehrabian geht die Annahme zurück, dass 55% der Kommunikation zwischen zwei Menschen die Körpersprache ausmacht, 38% über Ton und Stimme transportiert wird und nur 7% über den Inhalt. Durch Inkonsistenzstudien konnte man in den 1960 und 1970 Jahren die Dominanz der Mimik und Gestik gegenüber dem gesprochenen Inhalt aufführen. Hierbei wurden Studien durchgeführt bei welchen ein positives Wort mit einem negativen Gesichtsausdruck gesagt wurde, sowie auch umgekehrt. Bei der beschriebenen Studie wurde demnach die Dominanz der Mimik bestätigt. (Maurer 2016, S. 111) Die Inkonsistenzstudien Mehrabians werden jedoch auf Grund von Beeinflussung der Teilnehmer_innen sehr kritisiert. Lässt sich die Kraft der Körpersprache und der damit zusammenhängende Emotions- und Inhaltsübermittlung von Gesten überhaupt messen?

Wie jedoch in Freys Forschungen festgestellt wurde, sind übermäßig häufige Gesten in einem bestimmten Zeitraum negativ für das Empfinden der Rezipienten festgestellt worden. Speziell die Arm- und Handbewegung ließ die Rezipienten die für sie nonverbale Rede als weniger verträglich wirken. Hingegen zur Verträglichkeit wurde jedoch „die Wahrnehmung von Gewissenhaftigkeit wurde von den Bewegungsmustern dagegen nicht beeinflusst“. (Frey 1999, S. 137) Dies könnte ein Grund für spezielle symbolische Gesten von Politiker_innen sein. Im 21. Jahrhundert sind Medien jeglicher Form von enormer Bedeutet in der Politik geworden. Das Weiterreichen von Botschaften gilt als elementar für das Erreichen von politischen Entscheidungen. Könnte die wie bei Siller beschriebene „Mediendemokratie“ eine Beeinflussung auf die politischen Gesten im Sinne von als Werbe-/ Auftragsmedium soll haben? Es kann auf jedenfall von einer großen Bedeutung diverser Medien im politischen Kontext ausgegangen werden. Medien wie Online-Zeitschriften, Fernsehen, Facebook und dem rein visuellen Instagram bedingen schon fast einer Selbstinszenierung der politischen Persönlichkeit, um einer wie von Siller beschriebenen „Machtmaximierung“ nachzukommen. „Mediengeschicklichkeit und Medienpräsenz sind zu zentralen Voraussetzungen politischer Einflussnahme geworden.“ (Siller 2000, S. 14)

verfasst von Sebastian H. Ott

Themenvorschläge für Folge-Wikis

  1. Biomechanische Analyse bestimmter Gestenkombinationen


verfasst von Gheleyemi-Hovizavi; Ott; Wehr;


Literaturverzeichnis

Literatur: Gesten im politischen Kontext!

Argyle, Michael (2013): Körpersprache Kommunikation. Nonverbaler Ausdruck und soziale Interaktion. 1. Aufl. s.l.: Junfermann. Online verfügbar unter http://gbv.eblib.com/patron/FullRecord.aspx?p=1605000.

Behrens, Alexander (2010): „Durfte Brandt knien?“. Der Kniefall in Warschau und der deutsch-polnische Vertrag ; eine Dokumentation der Meinungen. Bonn: Dietz.

Flaig, Egon (2004): Ritualisierte Politik. Zeichen, Gesten und Herrschaft im Alten Rom. 2. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (Historische Semantik, 1).

Frey, Siegfried (1999): Die Macht des Bildes. Der Einfluss der nonverbalen Kommunikation auf Kultur und Politik. 1. Aufl. Bern, Seattle: H. Huber.

Laux, Lothar; Schütz, Astrid (1996): „Wir, die wir gut sind“. Die Selbstdarstellung von Politikern zwischen Glorifizierung und Glaubwürdigkeit. Orig.-Ausg. München: Dt. Taschenbuch-Verl. (Dtv, 4683).

Maurer, Marcus (2016): Nonverbale politische Kommunikation. Wiesbaden: Springer VS (Lehrbuch).

Meyer, Thomas (2006): Populismus und Medien. In: Frank Decker (Hg.): Populismus. Gefahr für die Demokratie oder nützliches korrektiv? Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Siller, Peter (Hg.) (2000): Politik als Inszenierung. Zur Ästhetik des Politischen im Medienzeitalter. Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg; Kongress „Politik als Inszenierung - Darstellung und Wahrnehmung des Politischen in einer veränderten Gesellschaft“. Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges.



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