biomechanik:projekte:ws2018:wp1802
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biomechanik:projekte:ws2018:wp1802 [14.02.2019 13:45] – [Unterpunkt 1] mustermann | biomechanik:projekte:ws2018:wp1802 [28.11.2022 00:58] (aktuell) – Externe Bearbeitung 127.0.0.1 | ||
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+ | ===== Nonverbal kommunizieren? | ||
+ | Menschen kommunizieren wortlos, doch welche Rolle spielt unser Körper dabei? | ||
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+ | Beim ersten Gedanken an den Begriff Kommunikation, | ||
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+ | Welchen Beitrag leistet der Einsatz von Gestik zu nonverbaler Kommunikation? | ||
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+ | Zu Gestikulieren kann als eigenständiges Kommunikationsmittel erfolgreich sein oder auch mimische Botschaften einer Person verstärken und umgekehrt. Wann also können Körpergesten unabhängig von mimischer Untermalung funktionieren? | ||
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+ | Daher soll nachstehend erörtert werden inwiefern der menschliche Körper an der Kommunikation im Alltag, Sport und Politik partizipiert und wie sich dieses in den verschiedenen Gebieten ausdrückt. Zu Beginn wird die Kommunikation im Alltag, mit Varianten der modernen Kommunikation wie Whatsapp analysiert und betrachtet. Danach verschiedenen nonverbale Gesten im Sport mit Beispielen bekannter Sportler. Zum Schluss wird eine im Kalten Krieg sehr bedeutende Geste Willy Brandts in Warschau betrachtet und auf die Bedeutung von nonverbalen Gesten im politischen Kontext analysiert. | ||
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===== Gesten als Kommunikationsmittel im täglichen Gebrauch digitaler Medien ===== | ===== Gesten als Kommunikationsmittel im täglichen Gebrauch digitaler Medien ===== | ||
+ | Bisherige Grundlage für nahezu jegliche Kommunikationsforschung in der Psychologie oder Soziologie basieren auf der sogenannten Kanaltheorie, | ||
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+ | Unser Körper ist demnach ein Kommunikationsmittel, | ||
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+ | 1969 stellen Paul Ekman und Wallace V. Friesen ein Modell vor, welches nonverbales Verhalten unter Menschen klassifiziert und auch auf unsere heutige digitale Kommunikationsformen angewendet werden kann. In Bezug auf vermeintlich sprachliche Kommunikation – heute in Form von sogenannten Emojis oder Emoticons – sind die sogenannten Embleme diejenigen Zeichen, die sich direkt auf körperliche Kommunikation übertragen lassen.((4)) Sie können als ikonische Bildzeichen gelesen werden, was bedeutet, sie haben einen semantischen Inhalt der kulturell bedingt und meist bereits in frühester Kindheit erlernt ist. Hierbei handelt es sich um verbildlichte nonverbale Zeichen, die | ||
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+ | Der Bedeutungsinhalt muss jedoch von Sender und Empfänger gleichwertig verstanden werden können. Das Emblem kann also in seiner Bedeutung auf zwei Wegen eingesetzt werden. Ein Emoji wie z.B. der angespannte, | ||
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+ | Die Socialmedia-Plattform Instagram oder auch der Instant-Messenger Whats App bieten dem/r NutzerIn die Möglichkeit via Text, Foto, Video, GIF (Graphic Interchange format) oder Sprachaufnahme mit Menschen weltweit in Kontakt zu treten und dessen ‚Identität‘ auf einem eigenen Profil zu inszenieren. Diese Form der Kommunikation ist weitverbreitet und weist einige Parallelen zur verbalen, interpersonellen Kommunikation auf. Das alles wird vereinfacht durch die mobile Nutzung von Smartphones die es auf Grund ihrer Tastatur und wiederum deren Analogie zu einer Computer-Tastatur ermöglichen, | ||
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+ | In Abb.1 wird ein Auszug einer Unterhaltung zwischen zwei Familienmitgliedern Smiley versehen, die Senderin Mimi möchte ihre Botschaft somit als positives oder freudiges Ereignis mitteilen. Anita antwortet hierauf ohne Text und bewertet diese Aussage nur mit zwei Emojis. Eine Hand mit ausgestreckten Daumen der nach oben zeigt ist bereits für Kleinkinder ein Zeichen für: Gut; gut gemacht oder weiter so. Die Körpergeste ersetzt eine Antwort in Form von Text, da die beiden Kommunikationspartnerinnen den gleichen kulturellen Zeicheninhalt dieses gestreckten Daumens gelernt haben und verstehen. | ||
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+ | Die Nutzerin Lenka Minarikova die hinter dem Profilnamen zgung ((7)) steht, ist Yoga-Lehrerin und der Inhalt ihres Profils und Feeds auf Instagram beinhaltet ausschließlich Posts zu dieser Sportart. Die beiden oben abgebildeten Screenshots sind ein Ausschnitt zweier Videos welche sie in ihrer Story – eine temporäre Sammlung von Posts die nach 24 Stunden automatisch gelöscht werden – veröffentlichte. Den linken Ausschnitt von Abb.2 dieser kurzen Videos (jeweils 5 Sekunden) versah sie mit einer Erklärung oder fast schon Rechtfertigung in Form eines Textes der übersetzt aus dem Englischen lautet: „Versagen ist Teil des Prozesses, eine/n LehrerIn zu finden ist essentiell, wenn du Angst hast zu versagen und Beratung brauchst.“ Am Ende des Textes ist ein Emoji abgebildet. Es bildet einen digital gezeichneten, | ||
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+ | Der rechte Screenshot (Abb.3) bildet eine Weiterführung ab. Zu sehen ist ebenfalls eine Momentaufnahme des Kurzvideos mit Unterschrift. Hier steht Minarikova weiterhin im Handstand und untertitelt ihre Aufnahme mit der Aufforderung: | ||
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+ | Eine signifikante Gemeinsamkeit, | ||
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+ | Im Folgenden werden einige Beispiele untersucht und Körpergesten vorgestellt, | ||
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+ | __Fußnoten__ \\ | ||
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+ | 1 Vgl.: Storch, Maja; Tschacher, Wolfgang: Embodied Communication. Kommunikation beginnt im Körper, nicht im Kopf. Bern: Hans Huber, 2014. S. 10. | ||
+ | 2 Ebd.: S. 9 \\ | ||
+ | 3 Ebd.: S. 28 ff\\ | ||
+ | 4 Vgl.: Schönherr, Beatrix: Syntax, Prosodie, nonverbale Kommunikation. Empirische Untersuchungen zur Interaktion sprachlicher und parasprachlicher Ausdrucksmittel im Gespräch. S. 35\\ | ||
+ | 5 Schönherr, Beatrix: Syntax, Prosodie, nonverbale Kommunikation. Empirische Untersuchungen zur Interaktionsprachlicher und paarsprachlicher Ausdrucksmittel im Gespräch. In: Henne, Helmut; Sitta, Horst; Wiegand, Herbert Ernst (Hrsg.): Germanistische Linguistik, Band 182. Tubingen: Niemeyer, 1997 S. 35\\ | ||
+ | 6 Vgl.: Ebd. S. 35\\ | ||
+ | 7 https:// | ||
+ | 8 Schlenzig Button, Nina: Das Fenster zum Geist. In: Zeit Online: Wissen. 2010. https:// | ||
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+ | ===== Nonverbale Kommunikation im Sport ===== | ||
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+ | Die nonverbale Kommunikation hat auch im Sport eine vielsagende Bedeutung. Siegerposen im Sport können unterschiedlich gedeutet und aufgeladen werden. Hochgereckte Arme, ein offener Brustkorb oder gar den Kopf nach hinten werfen¬– all diese Merkmale stellen eine ‚typische‘ Siegespose dar. Die Siegerpose deutet auf die Emotion Stolz hin. In ähnlicher Weise deutet die Forschung darauf hin, dass es die Emotion stolz über die Kulturen hinweg gibt. | ||
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+ | „Bei Stolz handelt es sich um eine besonders interessante Erscheinungsform von Emotionen, weil es hier nicht nur um einen Gesichtsausdruck geht, sondern auch um eine Körperhaltung und den Einsatz von Gesten. Zum prototypischen Ausdruck von Stolz gehört insbesondere ein leichtes Lächeln, ein etwas nach hinten geneigter Kopf, ein sichtbar erweiterter Brustkorb und eine hochtrabende Haltung sowie Arme, die über dem Kopf ausgestreckt werden, oder Hände, die an den Hüften aufliegen.“ ((9)) | ||
+ | Wissenschaftler aus den USA und aus Italien haben Fotos einiger UntersuchungsteilnehmerInnen beobachtet und ihr Verhalten im Vergleich zum Verhalten eines isolierten Stammes ohne Schriftsprache in Burkina Faso in Westafrika beobachtet und treffsicher dekodiert und keine auffallenden Unterschiede festgestellt.((10)) | ||
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+ | Auf Abbildung 4, sieht man den spanischen Radrennfahrer Alberto Contador, der 2017 das Rennen Vuelta a Espana gewonnen hat. ((11)) Seine Haltung beinhaltet hochgestreckte Arme, ein offener Brustkorb und den Kopf leicht nach hinten verlegt. Diese erwähnte Geste symbolisiert die Emotion Stolz wieder. | ||
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+ | Jessica Tracy und David Matsumoto haben zwei Emotionen erforscht: Stolz und Scham, indem sie im Jahr 2004 während der Olympischen Spielen und den Paraolympischen Spielen die Teilnehmer beobachtet haben. ((12)) Sie haben die zwei Emotionen Scham und Stolz bei JudokämpferInnen als Spontanreaktion speziell beim Sieg und bei einer Niederlage beobachtet. ((13)) Es wurden Sehende und Blinde Sportler aus 37 Ländern aufgrund ihres nonverbalen Verhaltens beobachtet, nachdem sie ihren Wettkampf verloren oder gewonnen hatten. ((14)) Das Interessante dieser Forschung war, dass der Ausdruck von Stolz bei Sehenden sowie auch blinden SporterInnen im gleichen Maße zu beobachten war. ((15)) Die Emotion Scham mit nach unten fallenden Schultern und einer eingezogene Brust, trat im Allgemeinen bei allen Sportlern gleicherweise auf. ((16)) Eine Gruppe fiel jedoch stark auf: Sehende SportlerInnen aus „stark individualistischen Kulturen“ wiesen diese Emotion nicht auf, sie wichen in dem Falle ab.((17))Daraus stellt sich die Frage wieso grade sehende Sportler aus „stark individualistischen Kulturen“ nicht ein einheitliches Verhalten mit dem der anderen zeigen. Diese Frage dient dem Ausblick. | ||
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+ | Nun stellt sich die Frage, was für Körpergesten bzw. Sieges- und Verlierergesten im Sport bekannt sind. Welche Bedeutung wird ihnen zugeschrieben? | ||
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+ | Auf Abbildung 5 ist Christiano Ronaldo zu sehen, ein Fußballspieler, | ||
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+ | Inwieweit finden die Gesten im Sport als unbewusste Handlungen der Emotionen statt oder sind dies teilweise gezielte Marketing- und Inszenierungsstrategien, | ||
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+ | __Fußnoten__ \\ | ||
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+ | 10 Vgl. ebd. S. 265 \\ | ||
+ | 11 Vgl. http:// | ||
+ | 12 Vgl. PNAS, 2008 \\ | ||
+ | 13 Vgl. ebd.\\ | ||
+ | 14 Vgl. ebd.\\ | ||
+ | 15 Vgl. ebd.\\ | ||
+ | 16 Vgl. ebd.\\ | ||
+ | 17 Vgl. ebd.\\ | ||
+ | 18 Sentürk, Jan: Schulterblick und Stöckelschuh- Wie Haltung, Gestik und Mimik über unseren Erfolg entscheiden, | ||
+ | 19 Alkemeyer, Thomas: Zeitschrift für Semiotik, Band 19- Heft 4 (1997), Stauffenberg: | ||
+ | 20 Ebd. \\ | ||
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- | ===== Sport- & Siegesposen: | ||
- | Hochgereckte Arme, geschwellte Brust, der Kopf nach hinten geworfen- all die Merkmale zeigen eine „typische“ Sport-Siegespose dar. WissenschaftlerInnen der kanadischen Universität „University of British Columbia“ sind davon überzeugt, dass Körpergesten des Schams und des Jubels angeboren sind. Aufgrund einer Beobachtung von Olympischen und Paraolympischen Spielen im Jahr 2004 werden Sehende und Blinde SportlerInnen beobachtet. Es stellt sich heraus, dass in beiden Fällen die Körpergesten gleich ausfallen (Vgl. PNAS, 2008). | ||
- | Nun stellt sich die Frage, was für Körpergesten bzw. Sieges- und Verlierergesten im Sport bekannt sind. Welche Bedeutung wird ihnen zugeschrieben? | ||
- | Bei Bekannten Siegesgesten (Abb. 1) handelt es sich um sehr schnelle, unmittelbare und universelle Ausdrucke, die kulturüberspannend produziert werden. Die Arme werden in die Höhe geschossen und es wird Freude ausgestrahlt, | ||
- | " | ||
- | Dazu gehören alle bewusst oder unbewusst ausgeführten ebenso wie alle bewusst | ||
- | oder unbewusst unterlassenen Bewegungen und körpersprachlichen Äußerungen. Dabei | ||
- | ist es gleichgültig, | ||
- | genommen wird oder nicht“ (Sentürk, 2012, S.18). Somit senden Menschen Signale nach außen, dessen sie sich in erster Linie nicht bewusst sind. Die Freude und der Jubel, sind Darstellungen des inneren Befindens, welcher meist unbewusst stattfindet. Doch ist zu beachten, dass die im Sport eingesetzten Gesten auch Inszenierungen der Sporter_Innen sind. Es ist nicht zu bestreiten, dass der Jubel auch unbewusst auftreten kann, jedoch wird am nächsten Beispiel deutlich, inwiefern man sich selbst darstellen kann. | ||
- | Auf Abbildung 3 ist Christiano Ronaldo zu sehen, ein Fußballspieler, | ||
- | Die Frage, die hierbei aufkommt, ist, inwieweit die Gesten im Sport als unbewusste Handlungen der Emotionen stattfinden oder ob dies teilweise gezielte Marketing- und Inszenierungsstrategien sind, um den Zuschauer anhand von Emotionen an sich zu binden. | ||
- | __Verfasst von Saara Gheleyemi Hovizavi__ | ||
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- | **Literaturverzeichnis | ||
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- | • https:// | ||
- | • Jan Sentürk „Schulterblick und Stöckelschuh- Wie Haltung, Gestik und Mimik über unseren Erfolg entscheiden“, | ||
- | • Alkemeyer, | ||
===== Gesten im politischen Kontext! ===== | ===== Gesten im politischen Kontext! ===== | ||
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**Bilder sagen mehr als 1000 Worte – Sagen Bilder mehr als 1000 Worte? | **Bilder sagen mehr als 1000 Worte – Sagen Bilder mehr als 1000 Worte? | ||
- | Gesten begleiten unser tägliches Miteinander ständig. In jeder direkten und indirekten Konversation sind sie meist vorhanden. Gesten beeinflussen unser emotionales Auffassen der Kommunikation, | ||
- | Anhand des Beispiels des Willy Brandts Kniefall vor dem Denkmal für die ermordeten Juden in Warschau 1970 lässt sich wohl eine der emotionalsten und bedeutungsvollsten Gesten der Nachkriegsgeschichte beschreiben. Nach der Kranzniederlegung kniete Willy Brandt vor dem Denkmal und schwieg. (Behrens 2010, S. 9–11) Was bewegte diesen symbolischen Akt und warum hielt Willy Brandt nicht lediglich eine angemessene Rede? | + | Gesten begleiten unser tägliches Miteinander ständig. In jeder direkten und indirekten Konversation sind sie meist vorhanden. Gesten beeinflussen unser emotionales Auffassen der Kommunikation, |
+ | Anhand des Beispiels des Willy Brandts Kniefall vor dem Denkmal für die ermordeten Juden in Warschau 1970 lässt sich wohl eine der emotionalsten und bedeutungsvollsten Gesten der Nachkriegsgeschichte beschreiben. Nach der Kranzniederlegung kniete Willy Brandt vor dem Denkmal | ||
- | In der Politik ist die Übermittlung von politischen Inhalten und Standpunkten ein wichtiger Punkt. Um Emotionen und Sachverhalte einem/ | + | In der Politik ist die Übermittlung von politischen Inhalten und Standpunkten ein wichtiger Punkt um Emotionen und Sachverhalte einem/ |
- | Nicht nur in dem stark medialen Zeitalter des 20. und 21. Jahrhundert waren/ sind Gesten von Bedeutung einer schnellen opportunen Darstellungsweise. Bereits bei den Römern waren Gesten kulturell kodiert und mit einer bestimmten Emotion behaftet. „Politische Emotionen in Rom waren daher der rationalen Politik nicht entgegengesetzt. Sie waren deren Basis.“ (Flaig 2004, S. 121) Durch die Selbstinszenierung der Herrscher oder auch der Ergebenen und Besiegten wurden allgemeine emotionale Botschaften nur durch das Gesehene verbreitet und fungierten als Bestärkung des eigentlich geschehen. | + | |
- | Symbolisch gesehen sind Politiker_innen „eine | + | |
- | Neben der direkten nonverbalen politischen Kommunikation eines/r Politikers_in, | + | Überleitend von den Römern kann die Geste der Kranzniederlegung bereits als Respekt |
- | Neben der Bedeutung Dritter an einem Geschehen, deren Gestik und Mimik die Rezipienten beeinflussen, | + | |
- | Zur Gestik gehörend wird Mimik oft vereinnahmt. Die Mimik kann zudem auch als „der wichtigste Bereich der Körpers | + | Politikerinnen und Politiker sind bestenfalls vom Volke gewählt worden um Bedürfnisse, |
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+ | Der/ die BetrachterIn nimmt die Inszenierung somit als realer wahr, da das künstlich erzeugte Bild mit eigenen Augen gesehen | ||
- | Wie jedoch | + | Zur Gestik gehörend wird jedoch |
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+ | Dr. phil. Siegfried Frey, Professor für Kommunikations- und Medienpsychologie, | ||
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+ | Gerade im 21. Jahrhundert sind Medien jeglicher Form von enormer Bedeutung, unter anderem auch in der Politik. Das Weiterreichen von Botschaften gilt als elementar für das Erreichen von politischen Entscheidungen. Siller beschreibt diese Beeinflussung der Gesten und Bilder im politischen Kontext als „Mediendemokratie“. ((34)) Medien wie Online-Zeitschriften, | ||
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+ | __Fußnoten__ \\ | ||
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+ | 21 Behrens, Alexander, " | ||
+ | 22 Flaig, Egon, Ritualisierte Politik. Zeichen, Gesten und Herrschaft im Alten Rom, 2. Aufl., Göttingen 2004, S. 121.\\ | ||
+ | 23 Ebd. S. 121\\ | ||
+ | 24 Maurer, Marcus, Nonverbale politische Kommunikation, | ||
+ | 25 Laux, Lothar/ | ||
+ | 26 Maurer, Nonverbale politische Kommunikation, | ||
+ | 27 Ebd. S. 122.\\ | ||
+ | 28 Ebd., S. 124.\\ | ||
+ | 29 Flaig, Ritualisierte Politik [wie Anm. 2], 120 f.\\ | ||
+ | 30 Siller, Peter (Hg.), Politik als Inszenierung. Zur Ästhetik des Politischen im Medienzeitalter, | ||
+ | 31 Argyle, Michael, Körpersprache Kommunikation. Nonverbaler Ausdruck und soziale Interaktion, | ||
+ | 32 Maurer, Nonverbale politische Kommunikation, | ||
+ | 33 Frey, Siegfried, Die Macht des Bildes. Der Einfluss der nonverbalen Kommunikation auf Kultur und Politik, Bern/ | ||
+ | 34 Siller, Politik als Inszenierung, | ||
+ | 35 Ebd., S. 14.\\ | ||
- | ===== Themenvorschläge für Folge-Wikis ===== | ||
- | - Biomechanische Analyse bestimmter Gestenkombinationen | ||
- | - ... | ||
- | - ... | ||
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+ | ===== Fazit ===== | ||
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+ | Inwiefern partizipiert nun der menschliche Körper bei der Kommunikation im Alltag, Sport und der Politik? | ||
+ | „[als sich] Ronald Reagan vor den versammelten TV-Kameras auf der Schulbank eines Klassenzimmers mit Lehrern und Schülern ins Gespräch vertiefte und vor den Augen des Publikums leidenschaftliches Interesse am Bildungswesen zeigte, während seine Regierung gerade den Bildungsetat gekürzt hatte." | ||
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+ | So können durch nonverbale Verbildlichungen ambivalente Informationen mitsichtragen und nur ein Schein des eigentlichen Inhaltes sein um eventuell unangenehme Themen oder Informationen zu beschwichtigen, | ||
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+ | Ob nun Brandts Kniefall ein beabsichtigter oder wie er dementierte ein emotionales Überkommen seiner Gefühle war, werden wir nie mit Gewissheit bestätigen können. Jedoch ist dieser symbolische Akt ein Grundstein der emotionalen Darstellung Willy Brandts als Politiker gewesen und sendet bis heute noch Emotionen durch diese fotografierte nonverbale Geste! | ||
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+ | Dem gleichgestellt sind die Posen von Sportlerinnen und Sportlern beim Sieg oder auch bei einer Niederlage. Es sind stets Projektionen von nonverbalen Inhalten die durch das Sender-Empfänger Modell übertragen werden sollen. Die gesprochene Kommunikation lässt sich somit durch visualisierte Bilder wie Kraft, Protz oder auch Trauer verstärken. Es kann eine weitere Kommunikation, | ||
+ | Ein Zwischenspiel der verbalen und nonverbalen Kommunikation entsteht nicht nur als bestärkendes Hilfsmittel von zuvor Gesagtem oder Getanem, sondern auch als Hilfsmittel der emotional gewollten Übermittlung des Geschriebenem anhand von Emojis und weiteren Bildern. | ||
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+ | Somit gehört die nonverbale Kommunikation zum festen und wichtigen Bestandteil des zwischenmenschlichen Handelns und unterstützt somit das Übermitteln von bewussten und unbewussten Inhalten der Kommunikation. | ||
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+ | ===== Themenvorschläge für Folge-Wikis / Ausblicke / Ideen ===== | ||
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+ | Die Frage nach nonverbaler Kommunikation in verschiedenen Bereichen könnte mit den nachstehenden Fragen noch weiter vertieft und analysiert werde: | ||
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+ | * Inwiefern sind jedoch politische Gesten und Gesten von Politikern ineinander verschränkt oder kann man diese stets getrennt voneinander Bertachten? Sind nonverbale Darstellungen von Politikerinnen und Politikern ikonografisch und stellen sie eine Überhöhung der Person und ihrer Glaubwürdigkeit dar? | ||
+ | * Eine weiter wichtige Frage, die sich aus der Forschung von Jessica Tracy und David Matsumoto stellt, ist die Frage wieso grade sehende SportlerInnen aus „stark individualistischen Kulturen“ nicht ein einheitliches Verhalten mit dem der anderen zeigen. Ebenso könnte man im Ausblick auch die Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen SportlerInnen untersuchen. Inwieweit unterscheiden sich hierbei die Gesten und die nonverbale Kommunikation zum Publikum. | ||
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+ | * Welche Entwicklung hinsichtlich digitaler Kommunikation werden Körpergesten durchlaufen und wird es deutliche Veränderungen in deren intuitiven Einsatz geben? Werden sich Kommunikationsstrategien durch neuartige Plattformen digitaler Kommunikation entwickeln? | ||
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===== Literaturverzeichnis ===== | ===== Literaturverzeichnis ===== | ||
+ | Argyle, Michael (2013): Körpersprache Kommunikation. Nonverbaler Ausdruck und soziale Interaktion. 1. Aufl. s.l.: Junfermann. Online verfügbar unter http:// | ||
- | // | + | Alkemeyer, Thomas: Zeitschrift für Semiotik, Band 19- Heft 4 (1997), Stauffenberg: Verlag |
- | Argyle, Michael (2013): Körpersprache Kommunikation. Nonverbaler Ausdruck und soziale Interaktion. 1. Aufl. s.l.: Junfermann. Online verfügbar unter http:// | + | |
- | Behrens, Alexander (2010): " | + | |
- | Flaig, Egon (2004): Ritualisierte Politik. Zeichen, Gesten und Herrschaft im Alten Rom. 2. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (Historische Semantik, 1). \\ \\ | + | |
- | Frey, Siegfried (1999): Die Macht des Bildes. Der Einfluss der nonverbalen Kommunikation auf Kultur und Politik. 1. Aufl. Bern, Seattle: H. Huber.\\ \\ | + | |
- | Laux, Lothar; Schütz, Astrid (1996): "Wir, die wir gut sind". Die Selbstdarstellung von Politikern zwischen Glorifizierung und Glaubwürdigkeit. Orig.-Ausg. München: Dt. Taschenbuch-Verl. (Dtv, 4683).\\ \\ | + | |
- | Maurer, Marcus (2016): Nonverbale politische Kommunikation. Wiesbaden: Springer VS (Lehrbuch). \\ \\ | + | |
- | Meyer, Thomas (2006): Populismus und Medien. In: Frank Decker (Hg.): Populismus. Gefahr für die Demokratie oder nützliches korrektiv? Wiesbaden: VS Verlag | + | |
- | Siller, Peter (Hg.) (2000): Politik als Inszenierung. Zur Ästhetik des Politischen im Medienzeitalter. Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg; | + | |
+ | Aronson, Elliot/ Wilson, Timothy/ Akert, Robin: Sozialpsyschologie, | ||
+ | Behrens, Alexander (2010): „Durfte Brandt knien?“. Der Kniefall in Warschau und der deutsch-polnische Vertrag; eine Dokumentation der Meinungen. Bonn: Dietz. | ||
+ | Flaig, Egon (2004): Ritualisierte Politik. Zeichen, Gesten und Herrschaft im Alten Rom. 2. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (Historische Semantik, 1). | ||
+ | Frey, Siegfried (1999): Die Macht des Bildes. Der Einfluss der nonverbalen Kommunikation auf Kultur und Politik. 1. Aufl. Bern, Seattle: H. Huber. | ||
+ | Gofman, Erving: Interaktionsrituale. Über Verhalten in direkter Kommunikation. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1986. | ||
+ | Laux, Lothar; Schütz, Astrid (1996): „Wir, die wir gut sind“. Die Selbstdarstellung von Politikern zwischen Glorifizierung und Glaubwürdigkeit. Orig.-Ausg. München: Dt. Taschenbuch-Verl. (Dtv, 4683). | ||
+ | Maurer, Marcus (2016): Nonverbale politische Kommunikation. Wiesbaden: Springer VS (Lehrbuch). | ||
+ | Meyer, Thomas (2006): Populismus und Medien. In: Frank Decker (Hg.): Populismus. Gefahr für die Demokratie oder nützliches korrektiv? Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. | ||
+ | Nerdinger, Friedemann W.; Blickle, Gerhard; Schaper, Niclas (2014): Arbeits- und Organisationspsychologie. 3. Aufl. 2014. Berlin: Springer. | ||
+ | Siller, Peter (Hg.) (2000): Politik als Inszenierung. Zur Ästhetik des Politischen im Medienzeitalter. Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg; | ||
+ | |||
+ | Schlenzig Button, Nina: Das Fenster zum Geist. In: Zeit Online: Wissen. 2010. | ||
+ | |||
+ | Schonherr, Beatrix: Syntax – Prosodie – nonverbale Kommunikation. Empirische Untersuchungen zur Interaktion sprachlicher und paarsprachlicher Ausdrucksmittel im Gespräch. In: Henne, Helmut; Sitta, Horst; Wiegand, Herbert Ernst (Hrsg.): Germanistische Linguistik, Band 182. Tübingen: Niemeyer, 1997. | ||
+ | |||
+ | Sentürk, Jan: Schulterblick und Stöckelschuh- Wie Haltung, Gestik und Mimik über unseren Erfolg entscheiden, | ||
+ | |||
+ | Shannon, Claude; Weaver, Warren: The mathematical theory of communication. Illinois: University of Illinois Press, 1949. | ||
+ | |||
+ | Storch, Maja/ Tschechen, Wolfgang: Embodied Communication. Kommunikation beginnt im Körper, nicht im Kopf. Bern: Verlag Hans Huber, 2014. | ||
+ | |||
+ | |||
+ | ===== Abbildungsverzeichnis ===== | ||
+ | |||
+ | \\ | ||
+ | Abbildung 1: Whats-App: Gruppenchat-Auszug, | ||
+ | Abbildung 2: Handstand. Zgung, 13.08.2019 Instagram \\ | ||
+ | Abbildung 3: Handstand. Zgung, 13.08.2019 Instagram\\ | ||
+ | Abbildung 4: Alberto Cortador, 2017, Foto: Trek Segafredo, http:// | ||
+ | Abbildung 5: Christiano Ronaldo, 2017, Foto: Gerard Julien/ AFP/ Getty Images https:// | ||
+ | Abbildung 6: Behrens, Alexander (2010): „Durfte Brandt knien?“. Der Kniefall in Warschau und der deutsch-polnische Vertrag; eine Dokumentation der Meinungen. Bonn: Dietz. | ||
\\ | \\ | ||
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+ | Onlineverzeichnis\\ | ||
+ | • https:// | ||
+ | • https:// | ||
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