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fm:afm:afm02

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fm:afm:afm02 [07.09.2015 15:17] – [Hypothesen für die Theoriebildung] Christian Schumacherfm:afm:afm02 [28.11.2022 00:11] (aktuell) – Externe Bearbeitung 127.0.0.1
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-^ Lehrveranstaltung ^ Lernziele | +^ Lehrveranstaltung                                                                                                           ^ Lernziele                                                                                                                                                                                      ^ 
-| SE Quantitative Forschungsmethoden | - Sinn und Zweck einer Forschungshypothese kennen \\ - Vorgehen zum Aufstellen einer Forschungshypothese kennen und anwenden können \\ - Eigenschaften einer guten Forschungshypothese kennen | +PS Forschungsmethoden 2 &\\ SE Quantitative Forschungsmethoden                                                              | - Sinn und Zweck einer Forschungshypothese kennen \\ - Vorgehen zum Aufstellen einer Forschungshypothese kennen und anwenden können \\ - Eigenschaften einer guten Forschungshypothese kennen  
-| Es ist __nicht__ Ziel dieses Moduls, die Sportbiomechanik zu vermitteln. Diese dient der beispielhaften Veranschaulichung. ||+| Es ist __nicht__ Ziel dieses Moduls, die Sportbiomechanik zu vermitteln. Diese dient der beispielhaften Veranschaulichung.                                                                                                                                                                                                  ||
 ====== Einleitung ====== ====== Einleitung ======
  
-In der Forschung werden zuverlässige Aussagen über Zusammenhänge gesucht, welche möglichst unabhängig von der Person und von einem Ort bzw. Zeitpunkt wiederholt geprüft werden können. Dabei stellt sich die Frage, welche Erwartungshaltung an eine bestimmt Beobachtung gestellt wird. +In der Forschung werden zuverlässige Aussagen über Zusammenhänge gesucht, welche möglichst unabhängig von der Person und von einem Ort bzw. Zeitpunkt wiederholt geprüft werden können. Dabei stellt sich die Frage, welche Erwartungshaltung an eine bestimmte Beobachtung gestellt wird. 
  
-Die Forschungsfrage (siehe [[:fm:afm:afm01|AFM1]]begründet sich aus einem Interesse (z.B. wissenschaftlich, gesellschaftlich, wirtschaftlich, individuell). Die Forschungshypothese untersetzt nun diese Frage anhand einer Erwartungshaltung basierend auf dem bestehenden Vorwissen.+Die [[:fm:afm:afm01|Forschungsfrage]] begründet sich aus einem Interesse (z.B. wissenschaftlich, gesellschaftlich, wirtschaftlich, individuell). Die Forschungshypothese untersetzt nun diese Frage anhand einer Erwartungshaltung basierend auf dem bestehenden Vorwissen.
  
 Oft geht der Formulierung von Hypothesen eine Reihe von Beobachtungen voraus, welche die Erwartungshaltung begründen können. Dieses Schließen von Zusammenhängen aus Beobachtungen (induktives Vorgehen, Hussy u.a. 2010) ist jedoch noch sehr vage, da die dahinter liegenden Zusammenhänge noch nicht aufgeklärt sind. Hierzu ist die Bildung einer Theorie geeignet, d.h. eines konzeptionellen Ansatzes zur Ableitung eines beobachteten Zusammenhanges. Damit können erwartete Zusammenhänge (Hypothesen) formuliert werden, welche dann mit einem geeigneten Forschungsansatz geprüft werden können (deduktives Vorgehen, Hussy u.a. 2010). Oft geht der Formulierung von Hypothesen eine Reihe von Beobachtungen voraus, welche die Erwartungshaltung begründen können. Dieses Schließen von Zusammenhängen aus Beobachtungen (induktives Vorgehen, Hussy u.a. 2010) ist jedoch noch sehr vage, da die dahinter liegenden Zusammenhänge noch nicht aufgeklärt sind. Hierzu ist die Bildung einer Theorie geeignet, d.h. eines konzeptionellen Ansatzes zur Ableitung eines beobachteten Zusammenhanges. Damit können erwartete Zusammenhänge (Hypothesen) formuliert werden, welche dann mit einem geeigneten Forschungsansatz geprüft werden können (deduktives Vorgehen, Hussy u.a. 2010).
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 {{ youtube>large:70GimcubXgE }} {{ youtube>large:70GimcubXgE }}
  
-Nehmen wir das Beispiel des Prothesenläufers Oskar Pistorius. Er wollte 2008 bei den Olympischen Spielen in Peking starten. Daher musste geprüft werden, ob er durch die Verwendung von Sprintprothesen einen unfairen Vorteil gegenüber nichtamputierten Sportlern hat. Diese Forschungsfrage kann nun durch konkrete **Forschungshypothesen** untersetzt werden. Dafür benötigen wir ein Konzept (eine Theorie), wie sich die sportliche Leistung beim Laufen (bzw. Sprint) definieren lässt.+Als Beispiel soll der Prothesenläufer Oskar Pistorius betrachtet werden, der 2008 bei den olympischen Spielen in Penking starten wollte. Daher musste geprüft werden, ob er sich durch die Verwendung von Sprintprothesen einen unfairen Vorteil gegenüber nichtamputierten Sportlern verschaffen konnte. Diese Forschungsfrage kann nun durch konkrete **Forschungshypothesen** untersetzt werden. Dafür wird ein Konzept (eine Theorie) benötigt, wie sich die sportliche Leistung beim Laufen (bzw. Sprint) definieren lässt.
  
 Als limitierender Faktor für die maximale Sprintgeschwindigkeit bei nichtamputierten Läufern wurde z.B. die maximale Beinkraft ermittelt (Weyand u.a., 2000). Zur Entwicklung dieser Beinkräfte ist aktive Muskelarbeit (Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus des Muskels) notwendig, welche sich in den metabolischen Kosten (z.B. Sauerstoffverbrauch) niederschlägt. Als limitierender Faktor für die maximale Sprintgeschwindigkeit bei nichtamputierten Läufern wurde z.B. die maximale Beinkraft ermittelt (Weyand u.a., 2000). Zur Entwicklung dieser Beinkräfte ist aktive Muskelarbeit (Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus des Muskels) notwendig, welche sich in den metabolischen Kosten (z.B. Sauerstoffverbrauch) niederschlägt.
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 Folgende Eigenschaften sollten bei der Formulierung von Hypothesen berücksichtigt werden (Bös u.a., 2004; Bortz und Döring, 1995): Folgende Eigenschaften sollten bei der Formulierung von Hypothesen berücksichtigt werden (Bös u.a., 2004; Bortz und Döring, 1995):
  
-  * allgemeingültige Behauptung, die nicht nur ein einzelnes Ereignis / einen Einzelfall+  * allgemeingültige Behauptung, die nicht nur ein einzelnes Ereignis / einen Einzelfall mit einbezieht
   * Art des vermuteten Zusammenhanges zwischen Messgrößen klar formulieren (z.B. Ursache und Wirkung kennzeichnen)   * Art des vermuteten Zusammenhanges zwischen Messgrößen klar formulieren (z.B. Ursache und Wirkung kennzeichnen)
   * klare, eindeutige, logisch widerspruchsfreie Formulierung    * klare, eindeutige, logisch widerspruchsfreie Formulierung 
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   * durch Widerlegungen bzw. Bestätigen der Hypothese sollen neue Einsichten gewonnen werden können   * durch Widerlegungen bzw. Bestätigen der Hypothese sollen neue Einsichten gewonnen werden können
  
-Der Ursache einer Hypothese wird eine //unabhängige Variable (UV)//, und der Wirkung einer Hypothese eine //abhängige Variablen (AV)// zugeordnet. +Der Ursache einer Hypothese wird eine //unabhängige Variable (UV)//, und der Wirkung einer Hypothese eine //abhängige Variablen (AV)// zugeordnet. Diese müssen direkt messbar sein.
-<spoiler|> +
-<\spoiler>+
  
-Durch die Überprüfung der Hypothesen lassen sich bestehende Theorien durch Beobachtungen jedoch nicht begründen oder gar beweisen, sondern "nur" belegen bzw. bestätigen. Ebenso erfordern Theorien meist die Überprüfung durch eine Vielzahl von abgeleiteten Hypothesen. Für die Widerlegung einer Theorie genügt jedoch bereits ein Gegenbeispiel. Damit ist das "Scheitern" einer Hypothese oft ein "Sieg" für den Erkenntnisprozess. Gleichzeitig ist der **Begriff der Wahrheit** aus wissenschaftlicher Sicht in einem relativen Bezug zu verstehen (Singer und Willimczik., 2002). Dabei ist die Übereinstimmung von Aussagen (Hypothesen), welche sich aus einer Theorie ableiten lassen und experimentell überprüfen und bestätigen lassen ein wichtiger Indikator.+**Beispiel einer Forschungshypothese:** 
 +| Die maximale Sprintgeschwindigkeit [Wirkung, **AV**] einseitig beinamputierter Sprinter im Vergleich zu nichtamputierten Sprintern ist verringert, weil dieser aufgrund der fehlenden Muskulatur eine geringere Spitzen-Bodenreaktionskraft [Ursache, **UV**] erzeugen kann.| 
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 +<note tip>Durch die Überprüfung der Hypothesen lassen sich bestehende Theorien durch Beobachtungen jedoch nicht begründen oder gar beweisen, sondern "nur" belegen bzw. bestätigen. Ebenso erfordern Theorien meist die Überprüfung durch eine Vielzahl von abgeleiteten Hypothesen. Für die Widerlegung einer Theorie genügt jedoch bereits ein Gegenbeispiel. Damit ist das "Scheitern" einer Hypothese oft ein "Sieg" für den Erkenntnisprozess.</note> 
 +Gleichzeitig ist der **Begriff der Wahrheit** aus wissenschaftlicher Sicht in einem relativen Bezug zu verstehen (Singer und Willimczik., 2002). Dabei ist die Übereinstimmung von Aussagen (Hypothesen), welche sich aus einer Theorie ableiten lassen und experimentell überprüfen und bestätigen lassen ein wichtiger Indikator.
 ====== Zusammenfassung ====== ====== Zusammenfassung ======
  
  
-Forschungshypothesen sind ein wichtiges Werkzeug in einem theoriegetriebenem Forschungsprozess. Sie widerspiegeln einen Beitrag zur Beantwortung einer Forschungsfrage und damit zur Lösung eines Problems (Bös u.a., 2004). Hypothesen beinhalten überprüfbare Aussagen auf Basis von messbaren Größen, welche den Zusammenhang beschreiben. Damit bilden sie die Grundlage für die Versuchsplanung und die Interpretation der Ergebnisse als Grundlage für den Erkenntnisprozess. +Forschungshypothesen sind ein wichtiges Werkzeug in einem theoriegetriebenem Forschungsprozess. Sie widerspiegeln einen Beitrag zur Beantwortung einer Forschungsfrage und damit zur Lösung eines Problems (Bös u.a., 2004). Hypothesen beinhalten überprüfbare Aussagen auf Basis von messbaren Größen, welche den Zusammenhang beschreiben. Damit bilden sie die Grundlage für die Versuchsplanung und die Interpretation der Ergebnisse als Grundlage für den Erkenntnisprozess. Eine statistische Prüfung der Hypothesen versucht falsche Schlussfolgerungen aufgrund von falsch interpretierten Ergebnissen auszuschließen ([[fm:stat:stat08]]). 
  
 ====== Fragen zur Wiederholung ====== ====== Fragen zur Wiederholung ======
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 ====== Literatur ====== ====== Literatur ======
  
 +  * Bortz, J., & Döring, N. (1995). Forschungsmethoden und Evaluation. Springer-Verlag.
   * Bös, K., Hänsel, F., & Schott, N. (2004). Empirische Untersuchungen in der Sportwissenschaft. Hamburg: Czwalina.   * Bös, K., Hänsel, F., & Schott, N. (2004). Empirische Untersuchungen in der Sportwissenschaft. Hamburg: Czwalina.
   * Brüggemann, G. P., Arampatzis, A., Emrich, F., & Potthast, W. (2008). Biomechanics of double transtibial amputee sprinting using dedicated sprinting prostheses. Sports Technology, 1(4‐5), 220-227.   * Brüggemann, G. P., Arampatzis, A., Emrich, F., & Potthast, W. (2008). Biomechanics of double transtibial amputee sprinting using dedicated sprinting prostheses. Sports Technology, 1(4‐5), 220-227.
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fm/afm/afm02.1441631854.txt.gz · Zuletzt geändert: 28.11.2022 00:02 (Externe Bearbeitung)


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