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AFM7 Forschungsethik

Modul AFM7 Forschungsethik
Kategorie Allg. Forschungsmethodik
Autor Andre Seyfarth
Voraussetzung keine
Bearbeitungsdauer ca. 30 Minuten
Letzte Änderung 4. Dezember 2014
Status finalisiert
Lehrveranstaltung Lernziele
SE Quantitative Forschungsmethoden - Ethische Herausforderungen bei Untersuchungen am bzw. mit Menschen
- Vorgehensweise und Maßnahmen zur Sicherung ethischer Randbedingungen

Einleitung

Untersuchungen am Menschen bzw. mit Menschen bedürfen einer besonderen Sorgfalt, um die Interessen und Rechte der Versuchsteilnehmer zu wahren. Dabei können auch widersprechende Interessen auftreten, z.B. kann es in einem Versuch erforderlich sein, den Probanden nicht über ein Ereignis im Versuch zu informieren (z.B. gezielte Täuschung), um das Ergebnis nicht zu verfälschen. Gerade in diesen Fällen ist eine gute Vorbereitung, umfassende Information und eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre zwischen Versuchsleiter und Versuchsteilnehmer erforderlich. So muss der Proband z.B. über Ziele, Ablauf und Risiken eines Versuches informiert werden und dem Vorgehen zustimmen. Daher sollen in diesem Wiki die wichtigsten ethischen Grundlagen für Unterschungen mit Menschen dargestellt werden.

Ethische Anforderungen

Bei der Frage nach der ethischen Verwertbarkeit von Untersuchungen müssen folgende Anforderungen geprüft werden:

Anforderung Relevanz
1. Anonymität persönlicher Informationen Die Untersuchungsdaten sind so zu speichern und zu dokumentieren, dass (falls nicht explizit gewünscht) keine Rückschlüsse auf die Versuchsteilnehmer möglich sind.
2. Schutz vor Schäden Die Untersuchung ist so vorzubereiten und durchzuführen, dass der/die VersuchsteilnehmerInnen aber auch die beteiligten WissenschaftlerInnen keine körperlichen oder seelischen Schädigungen erfahren.
3. Umfassende Information und Zustimmung zu Versuchszielen und -ablauf Die Versuchsperson muss die wissenschaftliche Fragestellung und Motivation der Studie kennen lernen und dieser Untersuchung und dem erklärten Vorgehen schriftlich zustimmen.
4. Umfassende Informationen zu Anforderungen an die Versuchsteilnehmer und deren Rechte Der/die Versuchsleiter/in ist verantwortlich für die Schaffung der Voraussetzungen für eine vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit. So hat der/die Proband/in z.B. das Recht, einen Versuch ohne Angabe von Gründen jederzeit abzubrechen.
5. Schaffung einer geeigneten Untersuchungsatmosphäre Das erfordert vom/von der Versuchsleiter/in Sensibilität, Höflichkeit und Präsenz (Führungsfunktion). Jeder Missbrauch der Macht des/der Versuchsleitern/in gegenüber dem/der Versuchsteilnehmer/in muss vermieden werden (Bös u.a., 2004)


Grenzfälle

In Grenzfällen (Bauer et al., 2013) kann die Umsetzung von ethischen Anforderungen schwierig sein. Hier muss das Verhältnis von der Forschungsfrage mit den ethischen Anforderungen kritisch hinterfragt werden.

Beispiel: Der Proband darf nicht über ein geplantes Ereignis in der Untersuchung informiert werden, um das Forschungsergebnis nicht zu verfälschen. Hier müssen die ethischen Rahmenbedingungen besonders sorgfältig geprüft werden und Argumente für das gewählte Vorgehen gesucht werden. Z.B. sollte der Proband anschließend über den erfolgten Ablauf und die Auswirkungen auf die Untersuchung aufgeklärt werden.


Verletzungen ethischer Anforderungen

Bei Verletzungen der ethischen Anforderungen muss geprüft werden, ob diese durch den zu erwartenden Erkenntnisgewinn gerechtfertigt werden können. Hierbei kann das Votum der Ethikkommission helfen, um geeignete Vorgehensweisen zu vereinbaren und so die Risiken für den Probanden und für die Versuchsdurchführung im Allgemeinen zu reduzieren.

Die Aufgaben der Ethikkommission der TU Darmstadt (Ethikkommission TUDA, 2016):

  1. Die Hauptaufgabe der Ethikkommission ist die Prüfung und Beurteilung der ethischen Zulässigkeit von Forschungsvorhaben, die insbesondere Untersuchungen an Menschen, an vom Menschen genommenen Proben oder Forschungen mit personenbezogenen Daten von Probanden beinhalten.
  2. Daneben ist es Aufgabe der Ethikkommission, Bewertungen der Vereinbarkeit von ihr vorgelegten Vorhaben mit der Zivilklausel der TU Darmstadt vorzunehmen.


Abwägung der ethischen Werte

Bei der ethischen Abwägung zwischen Forschungsziel einerseits und den ethischen Anforderungen andererseits kann es zu Konflikten kommen. In diesen Fällen müssen die ethischen Werte gewichtet werden, so dass höherrangige Werte priorisiert werden. Hierfür kann z.B. die sog. Joanneum-Regeln verwendet werden (Bauer et al., 2013):

  1. Vorrang Menschenrechte vor Eigenrechte der Natur
  2. Vorrang Menschenrechte vor Nutzenserwägungen
  3. Vorrang öffentliches Wohl vor privaten Interessen
  4. Vorrang Sicherheit vor Funktionalität und Wirtschaftlichkeit


Ethikantrag

Folgende Informationen werden für einen Ethikantrag an die Ethikkommission benötigt:

  1. Verantwortlicher Wissenschaftler
  2. erwarteter Nutzen der Untersuchung
  3. Ethikvotum für Antragstellung?
  4. gesetzliche Vorgaben
  5. Forschungsvorhaben (ggf. Forschungsantrag)
  6. Einverständniserklärung für Versuchsteilnehmer / Probanden
  7. Versuchsaufbau, -design
  8. Risiken (und Maßnahmen zur Vermeidung dieser)


Fragen zur Wiederholung

<spoiler|Welche ethischen Anforderungen müssen bei Untersuchungen am Menschen in den Sportwissenschaften eingehalten werden?>Es müssen unbedingt Anonymität, Schutz vor Schäden, Umfassende Information und Aufklärung sowie die Schaffung einer geeigneten Untersuchungsatmosphäre eingehalten werden.</spoiler> <spoiler|Welche physischen oder psychischen Schäden können durch nicht einhalten dieser Anforderungen an Menschen entstehen?>Bei nicht einhalten der Anforderungen kann es zu physischen Verletzungen kommen. Parallel dazu kann Misstrauen entstehen, was Messungen massiv beeinflussen kann.</spoiler> <spoiler|In manchen Fällen darf ein Proband nicht das eigentliche Ziel der Forschung kennen. Was ist in solch einer Situation zu beachten?>Der Proband sollte sofort nach der Untersuchung über den eigentlichen Zweck der Forschung aufgeklärt werden.</spoiler>

Links

Literatur

  • Bauer, W., Bleck-Neurhaus, J., Dombois, R., Wehrtmann, I. (2013) Forschungsprojekte entwickeln - von der Idee bis zur Publikation: Ein Leitfaden für die Praxis, Nomos.
  • Bös, K., Hänsel, F., & Schott, N. (2004). Empirische Untersuchungen in der Sportwissenschaft. 2. Auflage. Hamburg: Czwalina.

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  • Heinrichs, B. (2006). Forschung am Menschen: Elemente einer ethischen Theorie biomedizinischer Humanexperimente (Vol. 3). Walter de Gruyter.


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