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WP1308 Fechten

FechtenWP 1308 - Fechten
Kategorie Biomechanik> Fechten
Autor Alejandra Cisneros
Voraussetzung -
Bearbeitungsdauer 40 min
Präsentationstermin 15.07.2013
Zuletzt geändert am 11.07.2013


Einleitung

Fechten ist eine olympische Sportart ohne physischen Kontakt. Sie ist durch ihre technische Dominanz geprägt. Es gibt drei Waffen, den Degen, den Säbel und das Florett. Je nach Gebrauch dieser Waffen gibt es drei verschiedene Schiedsverfahren.



Abhängig von der eingesetzten Waffe variieren die Berührungsfelder. Beim Florett konnen nur Punkte erzielt werden, wenn der Rumpfbereich getroffen wird. Fur den Kampf mit dem Degen ist die Trefferzone unbegrenzt. Hier können am kompletten Körper Punkte erzielt werden. Beim Säbel befindet sich die Trefferzone oberhalb der Hüfte. <imgref image1> veranschaulicht die drei Waffen aus der seitlichen Perspektive, sowie aus der Frontalansicht.

<imgcaption image1|Waffen und Berührungsfelder> Waffen und Berührungsfelder </imgcaption>

Schrittfolgen

Das En Garde bildet die Ausgangsstellung im Fechten. Hier liegen die Füße schulterbreit auseinander und die Knie sind leicht angebeugt, sodass das Körpergewicht inmitten der Füße liegt. Beide Beine bilden eine “L”-Form, das Vorderbein zeigt in Kampfrichtung, während das Hinterbein senkrecht dazu steht.
Damit der Fechter in der Horizontalen schnell und wendig ist, liegt das Hauptgewicht auf den Fersen und weniger auf den Fußballen. Die Angriffsfläche kann auf ein Minimum reduziert warden, indem der Rumpf seitlich vom Gegner gerichtet ist. Auch der gegnerferne Arm zeigt in Verlängerung zum Schultergürtel nach hinten, damit die Schulter nicht nach vorne ausweichen kann. Außerdem stabilisert der eingeknickte Arm während des Angriffs das Gleichgewicht, indem dieser kurzzeitig gestreckt wird.



Beinarbeit

Eine technisch korrekte Beinarbeit ist im Fechten von großer Bedeutung. Neben der korrekten Waffenhaltung, muss der Athlet in der Bahn bleiben und bestimmte Schrittfolgen verinnerlicht haben. Eine grundlegende Schrittfolge beginnt mit dem Hinterschritt, Vorderschritt, dem Ausfallschritt und dem Fléche. Der Fléche stellt dabei eine “pfeilschnellen” Armbewegung in Angriffsrichtung dar.
Bei dieser Schrittfolge ist darauf zu achten, dass die Kniegelenke leicht angebeugt sind, um den Körperschwerpunkt herabzusenken. Durch den erniedrigten Schwerpunkt kann das Gleichgewicht besser gehalten werden.



Im Vorschritt ist das vordere Fußgelenk angewinkelt und die Landung erfolgt simultan mit dem hinteren Bein. Der Abstand beider Beine bleibt sowohl im Vorschritt, als auch im Hinterschritt gleich.

Die Hinterschrittbewegung beginnt mit dem hinteren Bein. Dabei wird das Fußgelenk gestreckt, darf jedoch nicht den Boden streifen. Auch hier sind die Kniegelenke angebeugt und der Körperschwerpunkt liegt im Anschluss inmitten beider Beine. Während der Bewegungsausführung wandert der Körperschwerpunkt zwischenzeitlich auf das vordere Bein, um eine Ausfallbewegung nach hinten zu ermöglichen. Die Belastung beim Vorschritt liegt kurzzeitig auf dem hinteren Bein.




Der Fléche
Der Fléche ist eine schnellkräftige Bewegung und wird im Angriff ausgeführt. Dabei wird der Führarm vollständig ausgefahren. Es erfolgt eine Gewichtsverlagerung auf den vorderen Fuss, die Kniegelenke sind zunächst gebeugt. Passiert der Körperschwerpunkt das Vorderbein, erfolgt eine kontinuierliche Streckung der Kniegelenke. Um ein Überkippen nach vorne zu vermeiden beginnt der Athlet zu laufen. Eine visuelle Darstellung der Bewegung bietet das folgende Video.




Ausfallschritt
Das En Garde bildet die Ausgangslage für den Ausfallschritt. Der Angriff startet mit einer Streckung des Führarms und das vordere Fussgelenk ist angewinkelt. Der Körperschwerpunkt wird explosiv nach vorne verlagert und dabei das hintere Bein gestreckt. Dabei verlässt der hintere Fuß den Boden nicht. Simultan zur Streckbewegung des Beines erfolgt die Streckung des gegnerfernen Arms (ohne Degen). Das Gleichgewicht bleibt erhalten und der Fechter bietet dem Gegner eine sehr geringe Angriffsfläche. Charakteristisch für die Endposition des Ausfallschritts ist eine 90° Beugung des Knie- und Fussgelenks. Um das Knieglenk nicht all zu hohen Belastungen auszusetzen wird der Oberkörper in der Angriffsphase nur leicht nach vorne geneigt. Die genauen Winkel können in folgendem Video nachgesehen werden.



Die kinematische Kennlinie des Körperschwerpunktes verläuft nahezu geradlinig. Es wird versucht die Beschleunigungsarbeit in horizontaler Richtung zu maximieren und nur wenig nach oben bzw. unten auszuweichen. Sinn und Zweck des Ausfallschritts ist es den Gegner in unmittelbarer Zeit nach dem Ansetzen der Bewegung zu treffen. Im optimalen Fall trifft der Athlet bevor die Bewegung aufgefangen und gebremst wird.

Kinetische Kette

Jeder Sport lebt von dem Zusammenspiel aus Nerven, Muskeln und Knochen. Drehmomente im Körper erzeugen translatorische Bewegungen und unter diesen Krafteinwirkungen kann der menschliche Körper in Bewegung versetzt werden. Die Kinetik beschreibt das Bewegungsverhalten bereits beschleunigter Körper.
In einer kinetischen Kette arbeiten einzelne Körpersegmente im Muskel-Skelett-System zusammen, um eine Bewegung zu erzeugen. Beim Fléche arbeiten hauptsächlich die Arm- und Schultermuskulatur zusammen, wo eine schnellkräftige Ellbogenextension erreicht werden soll.
In der Regel ergeben sich zwei Erscheinungstypen kinetischer Ketten:

  • Offene kinetische Kette
  • Geschlossene kinetische Kette

Bei der offenen Kette sind viele Gelenke aneinandergereiht, lediglich das letzte Element der Kette ist frei. In einer geschlossenen kinetischen Kette ist das distale Element fixiert. Die Beinstellung im En Garde bildet eine geschlossene Kette, wohingegen die Führhand das letzte Glied einer geöffneten Kette darstellt.
Die kinetische Kette beruht auf den biomechanischen Prinzip der koordinierte Teilimpulse. Hierbei soll eine fließende Kraftübertragung ausgehend von einer Anfangsbewegung bis in den Endeffektor (hier: Säbel, Degen, Florett) erreicht werden.

Das Prinzip der kinetischen Kette kann mit Hinblick auf ihre Funktion in zwei weitere Bereiche klassifiziert werden:

  • Sequenzielle kinetische Kette
  • Drückende kinetische Kette

Erster Bereich beabsichtigt eine hohe Endgeschwindigkeit des distalen Segments. Innere Kräfte (Muskeln) des proximalen Segments initiieren die Bewegung, welche in den fortlaufenden Segmenten beschleunigt wird. Die drückende kinetische Kette kommt im Ausfallschritt zum Vorschein. Werden die einzelnen Körpersegmente gleichmäßig beschleunigt, so kann die Zielgenauigkeit erhöht und Widerstände stärker überwunden werden. Die proximale Muskulatur übernimmt hier eine stabilisierende Funktion.

Messtechniken

Dieser Abschnitt behandelt die Messtechniken zur Erfassung kinematischer und dynamischer Daten in unterschiedlichen Fechtsituationen. Ein sehr gängiges Verfahren zur Bewegungsanalyse ist das Motion Capturing. Es handelt sich um den “Prozess, Bewegungen einer Person im realen Raum aufzunehmen – praktisch als eine Abfolge von drei-dimensionalen Koordinaten” (Horber, 2002, S. 3). In den optischen Systemen werden an den wichtigen Positionen des Körpers reflektierende Marker angebracht. Dies sind insbesondere die Gelenke, da sie die Zentren der Bewegungen sind. Spezielle Kameras nehmen das von den Markern reflektierte Licht, bei manchen Systemen sogar Infrarot, auf und geben es an den Rechner per modernster FireWire und Ethernet Technologie weiter.

In der Dynamometrie können Reaktionskräfte aus den ableitbaren Messgrößen (Drehmoment, -impuls, etc.) erfasst werden. Die Kenntnis dieser äußeren Kräfte ist notwendig für die Abschätzung der inneren Kräften. Dabei werden entweder die Verformung einer Messfeder oder die Ladungsverschiebungen innerhalb eines Piezokristalls aufgezeichnet und verarbeitet.

Die Elektromyographie signalisiert die willentliche Muskelaktivität, welche mit zunehmender Anspannung ansteigt. Weitere Einflussfaktoren für die Erhöhung der Muskelaktivität sind (vgl. Seyfarth, S. 6):

  • Verkürzungs- bzw. Dehnungsgeschwindigkeit des Muskels
  • Anspannungsrate
  • Ermüdungszustand des Muskels
  • Einfluss von Reflexen

Die Accelerometrie ist eine Methode der Bewegungsmessung durch Auswertung des von einem Beschleunigungs-Sensor gelieferten Signals. Dieses Verfahren ist beispielsweise zur exakten Ermittlung der Beschleunigungsarbeit beim Fléche geeignet.
Um von den Auswirkungen der Körpergröße auf das technische Verhalten schließen zu können bedient sich die Wissenschaft der Anthropometrie. In diesem Verfahren steht die Ermittlung der Maße des Menschen im Vordergrund.

Fragen

  1. Wie hängen der Fléche und der Ausfallschritt zusammen?

Literatur

Horber, E. (2002). Motion Capturing. Paper im Rahmen des Seminars Modelling & Rendering im SS 2002. Ulm: Fakultät für Informatik.

Seyarth, A. (2012). Messwertaufnahme und -verarbeitung. Gebündelte Präsentationsfolien aus dem SS 2012. Darmstadt: Institut für Sportwissenschaft.



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