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WP2124 Verhaltensänderung durch körperliche Aktivität

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Modul-Titel WP2124
Veranstaltung PS Biomechanik
Autor P. Ganß, M. Heubl, M. Poser, S. Schröter
Bearbeitungsdauer 45 Min (21885 Zeichen)
Präsentationstermin 3.2. oder 10.2.22
Status in Bearbeitung
Zuletzt geändert 18.11.2021

Einleitung

Jeder Mensch hat sein eigenes Verhalten. Positive als auch negative Angewohnheiten. Manche Menschen stehen früh auf, manche Rauchen und manche treiben Sport. Aber was ist genau dieses Verhalten?

Verhalten bezeichnet, zumindest laut Psychologen und verschiedener Lexika, verschiedenste physische Aktivitäten lebender Organismen, die aber von Dritten feststellbar sein müssen. Diese Aktivitäten sollten auch wahrnehmbar und messbar sein.

Letztendlich gibt es nicht DIE eine Definition von Verhalten, sondern dieser begriff variiert auch in den verschiedenen Teildisziplinen der Psychologie. Der Duden z.B. sagt dazu: Verhalten sei nur die Art und Weise, wie ein Lebewesen in bestimmten Situationen reagiert.

In unserem Wiki soll sich der Frage, was denn nun Verhalten genau ist, nicht angenommen werden. Vielmehr soll es darum gehen, welche Schritte bei einer gewollten Verhaltensänderung durchlaufen werden müssen. Diese Schritte sollen anhand des Transtheoretischen Modells der Verhaltensänderung erklärt werden. Dieses Modell beinhaltet einzelne Stufen, welche die motivationale Bereitschaft, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen, erklären sollen; aber dazu später mehr. Des Weiteren wollen wir auf einzelne Prozesse der Verhaltensänderung eingehen sowie dies an Beispielen erläutern. Auch Kritik, die an diesem Modell laut geworden ist wollen wir aufzeigen. Das alles soll mit einem Bezug zur körperlichen Aktivität stattfinden.

Das Transtheoretische Modell

Das Transtheoretische Modell der Verhaltensänderung ist ein Modell, welches auf sechs verschiedenen Stufen basiert. Jede dieser Stufen beschreibt ein bestimmtes Verhalten bezogen auf die motivationale Verhaltensänderung. Aufbauend auf diesen sechs Stufen gibt es 10 Veränderungsstrategien, welche Menschen in den einzelnen Stadien benutzen können um sich selbst, ihre Erfahrungen oder ihre Umwelt modifizieren zu können. Auf diese Strategien soll aber in diesem Wiki nicht näher darauf eingegangen werden. In den niedrigeren Stufen des Modells wird es in naher Zukunft keine Verhaltensänderung geben bzw. die Menschen sind sich ihres Fehlverhaltens nicht bewusst und wollen dieses auch nicht ändern. Je höher eine Person in den Stufen klettert, desto höher wird die motivationale Bereitschaft sein Verhalten zu ändern und dieses auch langfristig beizubehalten.

So gibt es aufsteigend die Absichtslosigkeitsstufe, die Absichtsbildungsstufe, die Vorbereitungsstufe, die Handlungsstufe, die Aufrechterhaltungsstufe und die Stabilisierungsstufe.

Besonders zu nennen sind drei dieser sechs Stufen: Zum einen die Absichtslosigkeitsstufe die unterste Stufe. Diese ist meistens die Stabilste aller Stufen. Hier ordnet man Menschen ein, die sich in ihrem Alltag sehr wenig bewegen und auch nicht darüber nachdenken ihr Verhalten dahingehend zu verändern.Zum anderen gibt es die Vorbereitungsstufe. Hier wird konkret beabsichtigt in naher Zukunft mit dem gewünschten Verhalten zu beginnen. Aber auch Planungen hinsichtlich der Umsetzung werden getroffen. Als letztes zu nennen ist die Aufrechterhaltungsstufe. Diese bezeichnet das Stadium in dem das gewünschte Verhalten seit mindestens sechs Monaten beibehalten wird (sog. 6-Monats-Kriterium). Allerdings ist dieses Verhalten noch nicht so gefestigt, dass es beibehalten werden kann. So kann es z.B. durch Ausfälle, wie Urlaub oder Krankheit einen Rückschritt in eine frühere Stufe geben. Es gilt zu beachten, dass das Verhalten Habitualisiert werden muss um es langfristig zu erhalten.

Abb. 1: Das Transtheoretische Modell der Verhaltensänderung

Erst in der letzten Stufe, der Stabilisierungsstufe können solche Ausfälle kompensiert werden und es kann da weitergemacht werden, wo man vor dem Ausfall aufgehört hat.

Dieses Modell der Verhaltensänderung beinhaltet außerdem verschiedene Veränderungsprozesse. Das sind verdeckte Strategien, die es der jeweiligen Person ermöglichen soll in den einzelnen Stufen aufzusteigen. Dabei werden unter zwei verschiedenen Gesichtspunkten unterschieden: den kognitiv-affektiven Prozessen der Verhaltensänderung und den verhaltensorientierten Prozessen der Verhaltensänderung. Des Weiteren gibt es noch zwei andere wichtige Bausteine des Transtheoretischen Modells. Das sind die Entscheidungsbalance und die Selbstwirksamkeit.

kognitiv-affektive Prozesse der Verhaltensänderung

Insgesamt gibt es fünf innere Prozesse der Verhaltensänderung.

1.0 Die Steigerung des Problembewusstseins „increasing knowledge“ beschreibt die Ermutigung zum Reden und Nachdenken über die körperliche Aktivität. Hierbei erfolgt eine Festigung der Veränderungsabsicht durch eine bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Person. Dadurch wird das Bewusstsein für Gründe, Konsequenzen und die Möglichkeit einer Verhaltensänderung geschärft. Interventionsmittel: Rückmeldungen zum Problemverhalten und das Vermitteln von Informationen.

2.0 Emotionales Erleben „beeing aware of risks“ beschreibt das bewusste Wahrnehmen der Risiken, die durch ein gesundheitsriskantes Verhalten eingegangen werden. Dabei spielt die emotionale Wirkung auf das aktuelle Verhalten eine Rolle. Welche Konsequenzen entstehen durch das Ändern meiner Inaktivität. Interventionsmittel: Das Rollenspiel und Aufarbeitung von emotionalen Aspekten nennen

3.0 Neubewertung der eigenen Umwelt „caring about consequences to others“ beschreibt das Bewusstsein, ob die eigene Person als Rollenmodell einen positiven oder negative Einfluss bewirkt. Die Wahrnehmung kognitiver als auch affektiver Aspekte des Problemverhaltens für das soziale Umfeld ist damit gemeint. Interventionsmittel: Förderung von Empathie, Führung von Protokollen und das der Kommunikation mit Personen des unmittelbaren Umfeldes.

4.0 Durch die Selbstneubewertung „comprehending benfits“ beschreibt die Vorteile von körperlicher Aktivität zu erkennen. Die eigene Person soll sich mit den eigenen Werten auseinandersetzten, dem Zielverhalten bewusstwerden und sich dich Frage stellen „wie sehe ich mich als Person, die das Zielverhalten angenommen hat“. Interventionsmittel: Reflexion der persönlichen Wertevorstellungen

5.0 Das Wahrnehmen förderlicher Umweltbedingungen „increasing healthy opportunities“ beschreibt die bewusste Wahrnehmung für Gelegenheiten zur Ausübung von körperlichen Aktivitäten. Hierbei dienen Umweltbedingungen, welche eine Verhaltensänderung erleichtern, als Möglichkeit diese besser umzusetzen. Das Zielverhalten wird durch ein stärkeres Bemühen erleichtert und es kann zu einem gesteigerten Selbstwertgefühl kommen, welches den Prozess der Verhaltensänderung stärkt. Interventionsmittel: Lenkung und Aufmerksamkeit auf sich ändernde soziale Normen und die Sensibilisierung für Personen oder Bedingungen, die das Zielverhalten begünstigen.

(Prochaska & Velicer 1997, S.39ff.; Prochaska et al. 1994a, S.28-31; Keller et.al 2001, S. 106; Markus & Forsyth 2003, S. 18)

Verhaltensorientierte Prozesse der Verhaltensänderung

1.0 Hilfreiche Beziehungen „enlisting social support“ beschreibt die Ermutigung durch Familie und Freundeskreisen, die angestrebte körperliche Aktivität zu unterstützten. Demnach sollte die Fähigkeit Unterstützung einzufordern und anzunehmen gegeben sein.

2.0 Selbstverpflichtung „committing yourself“ beschreibt die öffentliche Absicht, eine Verpflichtung einzugehen und körperlich aktiv zu werden. Durch eine öffentliche Bekanntgabe stellt man sich der Veränderung und beweist Willensstärke, was wiederum die Selbstverpflichtung erhöht.

3.0 Selbstverstärkung „rewarding yourself“ beschreibt, dass die eigene Belohnung wichtig ist. Lob und Anerkennung durch das engere soziale Umfeld spielen dabei eine wichtige Rolle. Es können aber auch andere Belohnungen eingesetzt werden, wenn ein Ziel erreicht wurde. 4.0 Kontrolle der Umwelt

„reminding yourself“ beschreibt der eigene Hinweis durch Erinnerungshilfen, die auf die körperliche Aktivität hinweisen. Die Kontrolle der Umwelt erwägt jedoch auch Punkte wie, Vermeidung von Orten oder Gruppen, die einen Rückfall auslösen könnten. Die Person sollte sich in unterstützenden Umgebungen aufhalten. Es ist demnach von enormer Wichtigkeit sein Umfeld umzugestalten, damit die Wahrscheinlichkeit zur Erreichung des neuen Zielverhaltens steigt.

5.0 Gegenkonditionierung „substituting alternatives“ beschreibt, dass die Handlung nach Stresssituation bedacht gewählt werden sollte. Anstatt der alten Verhaltensweise zu verfallen, sollte man sich an sein Ziel Erinnern und körperlich aktiv werden. Es ist demnach wichtig für die Person gesündere Verhaltensweisen zu erlernen, die das Problemverhalten ersetzten.

(Prochaska & Velicer 1997, S.39ff.; Prochaska et al. 1994a, S.28-31; Keller et.al 2001, S. 106; Markus & Forsyth 2003, S. 18)

Entscheidungsbalance und Selbstwirksamkeit

Entscheidungsbalance und Selbstwirksamkeitserwartung spielen im Transtheoretischen Modell eine sehr große Rolle.

Die Entscheidungsbalance befasst sich mit den wahrgenommen Vor -und Nachteilen einer Verhaltensänderung mit denen ein Mensch zu einem gewünschten/bestimmten Verhalten in Berührung kommt. Werden den Vorteilen eine höhere Gewichtung als den Nachteilen zugesprochen wird die sogenannte Aufnahmewahrscheinlichkeit für ein bestimmtes Verhalten erhöht. Man kann also durchaus sagen, dass die Vorteile “minus” die Nachteile die Entscheidungsbalance eines Verhalten sind. Sind die Vorteile nun also überwiegender als die Nachteile begünstigt das positiv die Aufnahme eines Verhaltens. Die Entscheidungsbalance steigt ebenfalls über die Stufen der Verhaltensänderung an, was es in höheren Stufen ermöglicht leichter ein gewünschtes Verhalten auszuführen. Als Beispiel kann hierbei für die Vorteile die Aussage “Wenn ich mindestens 3 mal pro Woche aktiv bin, dann fühle ich mich in meinem Körper wohler.” verwendet werden und für die Nachteile “Wenn ich mindestens 3 mal pro Woche aktiv bin, muss ich jedesmal einen großen organisatorischen Aufwand betreiben.”.

Die Selbstwirksamkeit hingegen ist die Zuversicht bzw. das Vertrauen in sich selbst das gewünschte Verhalten auch unter widrigen Umständen ausführen zu können. Sie spielt also eine zentrale Rolle bei der Aufnahme körperlicher Aktivität. Die Selbstwirksamkeit kommt hauptsächlich dann zum Einsatz, wenn das gewünschte Verhalten nicht über Routinen gelingt, sondern Anstrengung und Ausdauer nötig sind um diese Situation zu meistern. Sie steigt ebenfalls über die Stufen der Verhaltensänderung an und ist am stärksten in der Handlungs -und Aufrechterhaltungsstufe ausgeprägt, also bei denjenigen Personen, die ein bestimmtes/gewünschtes Verhalten schon als Routine in ihr Leben integriert haben. Vorkommenden Vor -und Nachteile wird nun eine andere Gewichtung zuteil. Vorteile werden als deutlich wichtiger als Nachteile empfunden, was es leichter macht ein gewünschtes Verhalten umzusetzen. Es entsteht ein positives Negativ-Positiv-Verhältnis. Diese umkehr des Negativ-Positiv-Verhältnisses ist in etwa der Vorbereitungsstufe anzusetzen. Also im Übergang von der Absicht etwas zu tun hinzu der eigentlichen Aktivität der körperlichen Aktivität.

Es wird weiterhin angenommen, dass es charakteristische Verläufe der Entscheidungsbalance und Selbstwirksamkeit in den verschiedenen Stufen gibt.

Probandenbasiertes Beispiel (Der Weg zur Verhaltensänderung)

Beispiel

Im folgenden möchten wir die Thematik anhand eines Beispiel näher erklären. In unserem Beispiel handelt es sich um einen Probanden Namens Marc. Steckbrief über Marc:

Alter: 50 Jahre

Größe: 180cm

Gewicht: 110 kg-( Starkes Übergewicht)

Ist-Zustand BMI: 34.0

Soll-Zustand BMI: 22-27 (70-90kg)-Normalgewicht

Marc möchte sein Wunschgewicht von 85 Kg erreichen. Neben einem neuen Ernährungsplan, möchte Marc fit und gesund bleiben und mit Sport anfangen. Marc möchte nicht mehr im Alltag durch sein starkes Übergewicht beeinträchtigt sein und sein Lebensstil ändern.

Ein großer Vorteil für den Probanden Marc ist die bewusste Auseinandersetzung mit seiner Übergewichtigkeit. Die Zielsetzung für Marc ist klar. Demnach befindet sich der Proband bereits in der Absichtsbildungsstufe und nicht mehr in Stufe eins, der Absichtslosigkeitsstufe (siehe TTM).

Das Problembewusstsein der Personen ist hier zwar vorhanden und Vorteile einer Verhaltensänderung werden für den Probanden klar erkennbar, aber dennoch überwiegen die Nachteile einer Verhaltensänderung. Ein sogenanntes negatives positiv-negativ-Verhältnis tritt hier auf. Erst wenn die wahrgenommenen Vorteile überwiegen, steigt der Proband in die Vorbereitungsphase auf. Für die Umsetzung ist es sehr wichtig, dass Marc sich seiner Entscheidungsbalance bewusst ist. Er muss seine jetzige, sowie zukünftige Situation analysieren und aktiv sein Problem lösen wollen. Ein positiv beeinflussender Aspekt sind die Kognitiv-affektiven Prozesse, welche vor allem in den frühen Änderungsstadien auftreten (siehe….).

In der nächsten Phase, der Vorbereitungsstufe werden Planungen für die Umsetzung der neuen Ziele getroffen. Die Anschaffung von Laufschuhen, die Anmeldung in einem Fitnessstudio begünstigen den fortlaufenden Prozess. Es erfolgt eine langsame Umkehr des negativen positiv-negativ-Verhältnisses zugunsten der Vorteile. Ebenso verändert sich die Entscheidungsbalance zum Ausgeglichenen bzw. zum Positiven. Der Proband schafft es jedoch immer noch nicht mit dem gewünschten Verhalten zu beginnen.

Es folgt die Handlungsstufe. Erst hier schafft es unser Proband aktiv zu werden und anzufangen. Da diese Stufe die meisten Anstrengungen und Bemühungen beinhaltet, entsteht hierin die größten Herausforderungen. Demnach folgt ein hohes Rückfallrisiko. Welche Möglichkeiten es für Marc gibt, um sein Risiko zu minimieren, folgt im nächsten Punkt.

Im weiteren Verlauf kommt die Selbstwirksamkeit in der Handlungsstufe zum Einsatz. Da sich das gewünschte Verhalten noch nicht über Routinen, in das Leben des Probanden integrieren lässt, sind Anstrengungen und Ausdauer nötig, um das Verhalten beibehalten zu können. Für eine erfolgreiche andauernde Verhaltensänderung, sind die verhaltensorientierten Prozesse wichtig. Freunde oder auch Familie, können als Unterstützung mit eingebunden werden, um die Zuversicht und das Vertrauen, in das eigene Verhalten zu unterstützen. Eine öffentliche Absichtserklärung, “aktiv zu werden”, erhöht ebenfalls die eigene Selbstverpflichtung.

Die nächste Stufe, die es zu erreichen gilt, ist die Aufrechterhaltungsstufe. Hier ist unser Proband schon seit mindestens sechs Monaten körperlich aktiv (6-Monats-Kriterium) und hat sein Trainingsprogramm zu seiner Gewohnheit gemacht und in seinen Alltag integriert. Allerdings kann er immernoch in eine vorherige Stufe zurückfallen. Das Rückfallrisiko ist ein stetig zentraler Punkt, welcher fast nie verschwinden wird. Selbstwirksamkeit, Entscheidungsbalance und das negativ-positiv-Verhältnis sind positiv zugunsten des neu eingeführten Verhaltens.

Um in der Letzten Phase anzukommen, muss Marc vor allem im Rahmen seiner Planung und Zielbindung/Zielerreichung Strukturen gebildet haben. Die volitionale Planung spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Planung wird Marc dabei helfen, die Aufrechterhaltung der sportlichen Aktivität und die Intentionsbildung umzusetzen. Hier werden zwischen Handlungs- und Bewältigungsplänen unterschieden.

Handlungspläne haben die Struktur von Wenn-dann-Beziehungen: Wenn ich von der Arbeit nachhause komme, gehe ich nach dem essen direkt in den Park zum joggen. Die Reizsituation (Wenn), soll den (Dann-Teil) auslösen. Desto präziser die Planungen, desto einfacher die Umsetzung. Strategie und Struktur sind nun ein wichtiger Aspekt für Marc.

Bei den Bewältigungsplänen sind Risikosituationen, die immer wieder auftreten, können mit eingebunden. Es folgt eine weitere Wenn-Dann Struktur: Wenn ich nachhause komme und es regnet, gehe ich anstatt zu joggen, schwimmen. Sich selbst einen Plan zu machen und Strategien zur Umsetzung zu entwickeln, sind weitere Key Elemente zur langfristig erfolgreichen Umsetzung.

(Sniehotta, Scholz & Schwarzer 2006, S. 73-81); Ziegelmann & Lippke 2006, S.82-90) Die letzte Stufe, die unser Proband nun noch erreichen kann, ist die Stabilisierungsstufe. Hier ist das Verhalten so weit habitualisiert, dass auch durch Rückfälle bzw. Ausfälle des Verhaltens, wie z.B. Krankheit oder Urlaub, diese schnell wieder angenommen werden können. Die der motivationale Aspekt, ist mittlerweile sehr hoch, auch nach Ausfall wieder mit dem Sport anzufangen.

Kritik des TTM

Trotz dem Lob und der Übersichtlichkeit des Modells ist bei diesem, wie fast bei jedem Modell, eine gewisse Kritik nötig. Die Kritik des TTM liegt bereits im Urspruch seines Kontextes. Das TTM wurde für die Verhaltensänderungen im Suchtbereich entwickelt. Veränderungsstrategien oder Prozesse der Verhaltensänderungen sind für den Weg zum Nichtrauchen verwendet worden. In weiteren Auswertungen und Forschungsarbeiten sind die Stufen der Verhaltensänderung entstanden. Dabei haben sich noch die Selbstwirksamkeit und die Entscheidungsbalance als weitere Kern Konstrukte für den Prozess der Veränderung erwiesen. Zunehmend wird deutlich, was für das Rauchen entwickelt worden ist, muss nicht gültig für andere Verhaltensweisen sein. Das TTM is als dynamisches Stadienmodell einzustufen und grenzt sich somit von den statischen Modellen, wie der Theorie der gesundheitlichen Überzeugung ab. Das Konzept von Stadienmodellen beruht darauf, dass die Prozesse für jeden Stufenübergang klar beschrieben werden müssen, während bei dem TTM die Prozesse nur in einer angemessenen Weise beschrieben sind. Ein weit verbreiteter Kritikpunkt bezieht sich auch auf die qualitative Unterschiedlichkeit der Stufen der Verhaltensänderung, jede einzelne Stufe wird als in sich abgeschlossen angesehen. Zwischenstufen gibt es in diesem Sinne nicht und ein kontinuierliches Verhalten, welches auch zwischen den einzelnen Stufen ablaufen kann wird somit nicht berücksichtigt. Zudem ist es nicht vollständig definiert, mit welchen Stadienübergängen die Entscheidungsbalance und Selbstwirklichkeit in Verbindung gebracht werden. Dass die Stufen der Verhaltensänderungen in charakteristischerweise mit POCs, der Entscheidungsbalance und der Selbstwirksamkeit zusammenhängen wird aber in vielen Querschnittsstudien bestätigt.

Kritische Betrachtung des TTM im Kontext körperlicher Aktivität:

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Definition der körperliche Aktivität. Es muss definiert werden, ob es um körperliche Aktivität oder um das Sporttreiben im engeren Sinne geht. Da körperliche Aktivität ein komplexes Verhalten ist, muss davon ausgegangen werden, dass die Aufnahme und Aufrechterhaltung von körperlicher Aktivität in den unterschiedlichen Kontexten einer eigenen „Logik“ unterliegt. Die körperliche Aktivität wird in dem Modell nur als moderate Aktivität, wie z.B das Fahrradfahren zur Schule oder das Spazieren gehen mit dem Hund angesehen. Dadurch wird das Modell dahingehend verfälscht, dass nicht genau eingegrenzt wird, was denn nun alles zu körperlichen Aktivität zählt. Die Probanden werden außerdem durch einen Fragebogen zu ihrer körperlichen Aktivität abgefragt. Dieser Fragebogen ist aber sehr umfangreich, was eine Ermüdung mit einhergehenden Konzentrationsschwächen der Probanden gegen Ende des Fragebogens sehr wahrscheinlich werden lässt. Dadurch sind insbesondere die Fragen, die am Ende des Fragebogens gestellt wurden nicht mehr so aussagekräftig als solche, die am Anfang des Fragebogens gestellt wurden. Des Weiteren wurde eine Querschnittsstudie durchgeführt. Das bedeutet, dass die Probanden nur zweimal befragt wurden und zwar einmal vor dem durchlaufen der Stufen und einmal danach. Das verzerrt die Ergebnisse. Besser wäre eine Längsschnittstudie gewesen. Diese befragt die Probanden auch während einer Studie, was die Ergebnisse deutlich aussagekräftiger macht. Im Weiteren wird auf einige Probleme bei der Erhebung der vier TTM-Konstrukte hingewiesen. Es gibt verschiedene Messinstrumente für alle Konstrukte. Dieses macht eine Vergleichbarkeit fast unmöglich. Es fehlen aber vor allem Longitudinaluntersuchungen und experimentelle Studien um einen Veränderungsprozess adäquat abzubilden. In diesem Modell wird ein verändertes Verhalten erst als angenommen angesehen, wenn die jeweilige Person diese seit mindestens sechs Monaten aufrechterhalten kann (6-Monats-Kriterium). Warum erst nach sechs Monaten. Kann es nicht Menschen geben bei denen eine solche Aneignung schneller oder langsamer von statten geht? Zusammenfassend lassen sich für das TTM bis jetzt lediglich vier Studien finden, die einen ausreichenden experimentellen Ansatz verfolgen. Aus diesen resultiert nur schwache bis keine Evidenz für das TTM. Trotz dieser Einschränkung gilt das TTM als geeignetes Rahmenmodell für die Entwicklung gesundheitsbezogener Interventionen auch für die körperliche Aktivität.

Fazit

Für viele Menschen ist es von großer Bedeutung einen gesunden Lebensstil zu haben und dabei den Körper fit zu halten. Für die Menschen bei denen dieses Verlangen nicht so stark ausgeprägt ist kann das Transtheoretische Modell sehr hilfreich sein. Zum einen gibt es einem so etwas wie einen Leitfaden an die Hand, welche Schritte man unternehmen kann oder muss um sein gewünschtes Verhalten zu erlangen. Zum anderen zeigt es einem konkret auf, was man tun muss und was man eher meiden sollte und wie man sich aus misslichen Situationen (z.B. man befindet sich in einer der unteren Stufen und möchte aufsteigen) wieder befreien kann.

Da das TTM aber fürs Rauchen bzw. dem Aufhören von Rauchen entwickelt wurde ist fraglich inwiefern man das TTM auf auf eine Verhaltensänderung mit Bezug zur körperlichen Aktivität anwenden kann, obwohl dieser Umstand schon häufig Gebrauch gefunden hat. Alles in allem ist das TTM dennoch eine sehr gute Orientierung um Verhaltensänderungen zu veranschaulichen und aufzuzeigen was Ist -und Soll-Zustand ist.

Literaturverzeichnis

Marcus,BH; Forsyth,L (2003). Motivating people to be physically active. Champagin: Human Kinetics. S. 18.

Keller, S Kaluza, G, Basler HD (2001). Motivierung zur Verhaltensänderung - Prozessorientierte Patientenedukation nach dem Transtheoretischen Modell der Verhaltensänderung. Psychomed, 13, S.101-111

Prochaska, JO; Norcross, JC; DiClemente CC; (1994). Changing for good. New York: HaperCollins, a, S. 28-31.

Prochaska, JO; DiClemente CC; Velicer, WF; Rossi, JS (1997). Standardzied, individualized, interactive, and personalized self-help programs for smoking cessation. Health Psychol. 13, S.399-405

Scholz, U. & Sniehotta, F. (2006). Langzeiteffekte einer Planungs- und Handlungskontrollintervention auf die körperliche Aktivität von Herzpatienten nach der Rehabilitation. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 14, S. 73-81.

Ziegelmann, J.P. Lippke (2006).Selbstregulation in der Gesundheitsverhaltensänderung: Strategienutzung und Bewältigungsstrategie bei Erwachsenen im jungen, mittleren und höheren Alter. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie. Berlin: Springer, S. 291-301.

Bildnachweise

Abbildung Rechte Name Studierender
Abb. 1. selbst erstelle Abbildung P. Ganß
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