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AFM8 Wissenschaftliches Dokumentieren

Modul AFM8 Wissenschaftliches Dokumentieren
Kategorie FORSCHUNGSMETHODEN
Autor Christian Schumacher
Voraussetzung AFM4 Literatur-Recherche
Weiterführende Wiki AFM9 Wissenschaftliches Präsentieren
LAK02 Review
Bearbeitungsdauer ca. 45 Minuten
Letzte Änderung 28.11.2014
Status finalisiert
Lehrveranstaltung Lernziele
SE Quantitative Forschungsmethoden - Welche Publikationsformen gibt es?
- Wie ist eine Publikation aufgebaut?
- Welche Inhalte gehören in das jeweilige Kapitel?
PS Forschungsmethoden 2 - Wie ist eine Publikation aufgebaut?
- Welche Inhalte gehören in das jeweilige Kapitel?

Einleitung

Neben der Generierung von Wissen ist die Nutzbarmachung und Verbreitung der neu erzielten Erkenntnisse ein wichtiges Ziel der Wissenschaft. Dabei stellen die Dokumentation, also die (wiederauffindbare) Ablage von Informationen, und die Wissensvermittlung, wichtige Bausteine der wissenschaftlichen Forschungsmethodik dar. Diese Arbeitsschritte sollen daher in diesem Wiki-Modul beschrieben werden. Dabei erfolgt eine Übersicht der Möglichkeiten des wissenschaftlichen Dokumentierens mit Hilfe von Publikationen. Beispielhaft dafür wird der Aufbau eines Zeitschriftenartikels vorgestellt.

Die Dokumentation der Forschungsergebnisse ermöglicht anderen Interessierten Einblicke in die Untersuchung und den daraus gewonnenen Erkenntnisgewinn. Durch eine entsprechende Dokumentation wird das Gesamtwissen, um den jeweiligen Beitrag erweitert. Wird nicht publiziert, werden das Forschungsvorhaben und die beteiligten Wissenschaftler langfristig keinen Erfolg haben: „Wenn ein Wissenschaftler seine Forschung durchführt, ohne die Ergebnisse zu publizieren, wäre es so, als ob eine Firma etwas produzieren, aber nicht verkaufen würde.“ (Ascheron, 2007). Das Publizieren stellt dabei die Dokumentation wissenschaftlicher Erkenntnisse für die aktuelle und nachfolgende Generationen dar.

Einführendes Beispiel

Welche sind die meistzitiertesten Papers der Welt? Hierzu ein kleines Video:

Weiterführend: nature.com: 'The top 100 papers'

Publikationsformen

Um die eigenen Forschungsergebnisse zu dokumentieren und zu verbreiten gibt es mehrere Möglichkeiten. In Tabelle 1 werden verschiedene Publikationsformen und deren Verwendung zusammengefasst

Tabelle 1: Übersicht der Publikationsformen, (Aschern, 2007)
Publikationsart Verwendung Anmerkung
1.
eigene Homepage
Ankündigungen, oberflächliche Informationsvermittlung, im Rahmen der Lehre schnell, günstig und einfach, keine Qualitätssicherung (reviewing), geringe Sichtbarkeit / Anerkennung in der wissenschaftlichen Welt
2.
Konferenzbände
Zusammenstellung der Vortrags- und Posterpräsentationen einer Konferenz nur einer geringen Anzahl an Wissenschaftlern zugänglich
3.
Publikationen in Zeitschriften
effektivste Weg der schnellen Dokumentation Qualitätssicherung durch peer reviewing (Gutachtensystem)
3.1
Kurzpublikationen
schnelle Dokumentation der Forschungsergebnisse, Interesse für Arbeit wecken geringer Aufwand, schnelle Verteilung der Ergebnisse
3.2
Originalarbeiten
umfassende wissenschaftliche Dokumentation der Forschungsergebnisse, Darstellung der Erkenntnisse und Interpretation dieser hohe Substanz / fachliche Tiefe
3.3
Übersichtsartikel
geben einen zusammenfassenden Überblick über den Stand der Forschung sehr gut für den Einstieg in ein Forschungsthema geeignet, weniger Dokumentation der eigenen Forschungsergebnisse als Darstellung von anderen Arbeiten, sehr hoher Aufwand
4.
Publikation in Büchern
detaillierte Dokumentation und umfangreiche Zusammenstellung eines Forschungsgebiets beinhaltet Grundlagen und Standardwissen (verfestigtes Wissen)
4.1
Nachschlagewerke, Handbücher
strukturierte Darstellung von Methoden, Daten und Wissen sehr umfangreich, sehr breites Spektrum
4.2
Editierte Mehrautorenbücher
Bericht des wissenschaftlichen Standes, jedes Kapitel ähnlich eines Übersichtsartikels inkl. Grundlagen
4.3
Lehrbücher
lehrhafte Einführung und strukturierte Aufarbeitung teilweise sind Übungen und Fragen zur besseren Erarbeitung der Inhalte enthalten
4.4
Monographien
sehr detaillierte Darstellung des Wissens auf einem Forschungsgebiets kleine Autorenzahl, Autoren sind Experten auf dem Gebiet

Die Auswahl der geeigneten Publikationsform erfolgt situationsbedingt. Natürlich sollten unerfahrene Autoren nicht mit der Erstellung eines Buchkapitels oder eines Lehrbuchs beginnen.

Struktur eines Zeitschriftenartikels

Damit die Dokumentation im internationalen Umfeld übersichtlich und einheitlich erfolgt, gibt es eine Struktur, in der die Publikationen verfasst werden. Diese unterscheidet sich je nach Zeitschrift in der Abgrenzung der Abschnitte, umfasst jedoch die gleichen Inhalte. Anhand einer Originalarbeit (Seyfarth et. al, 2002) wird im Folgenden die allgemeine Struktur eines Zeitschriftenartikels vorgestellt:

  1. Header
  2. Einführung (Begründung und Relevanz der Untersuchung, „Leidensdruck“)
  3. Methoden / Experiment (Forschungsansatz und angewandte Methoden und Vereinfachungen zur vollständigen Reproduzierbarkeit der Untersuchung)
  4. Ergebnisse (Darstellung der Forschungsergebnisse und Daten etc., kritisches Hinterfragen der Ergebnisse und Vergleich mit Literatur)
  5. Diskussion (Schlussfolgerungen aus den Forschungsergebnissen, Einordnung in Forschungskontext)
  6. Zusammenfassung
  7. Anerkennungen
  8. Literaturangaben

Im Anschluss werden die einzelnen Teile genauer erklärt.

Hier erfolgt eine kurze Übersicht aller relevanten Informationen: Titel, Autoren und deren Kontaktadresse, Abstract, Schlagwörter. Mit Hilfe des Titels wird die Neugier des Lesers gewonnen. Der Abstract dient dazu sich einen schnellen Überblick über die Inhalte zu verschaffen: Was wird wie untersucht? Was ist das Hauptergebnis? Weitere Informationen dienen dazu den Artikel einzusortieren. Zusätzlich kommt dem Abstrakt eine weitere wichtige Rolle zu: er weckt das Interesse des Lesers, sodass dieser den gesamten Artikel lesen möchte.

2. Einführung

In der Einführung erfolgt die Heranführung an das Thema der Untersuchung. Dafür werden relevante Erkenntnisse anderer Publikationen zitiert, die im Zusammenhang mit dieser Untersuchung stehen (Stand des Wissens zum Thema). Aus dem Stand des Wissens wird die Notwendigkeit und Relevanz (der „Leidensdruck“) der eigenen Untersuchung abgeleitet bzw. begründet (fehlendes Wissen), sodass dem Leser die Beantwortung der Forschungsfrage brennend interessiert. Zusätzlich wird die eigene Untersuchung abgegrenzt und (teilweise) die Struktur des Artikels vorgestellt.

3. Methoden / Experiment

Im Abschnitt der Methoden bzw. des Experiments werden der Forschungsansatz und die angewandten Methoden sowie die getroffenen Vereinfachungen und Annahmen. Dabei muss der Leser in der Lage sein das Vorgehen vollständig nachvollziehen zu können bzw. die Untersuchung in der gleichen Art und Weise durchführen zu können. Nur so lässt sich eine Überprüfbarkeit und eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse ermöglichen. Dazu werden eigens entwickelte Methoden, die methodischen oder theoretischen Grundlagen, verwendete Rechenverfahren, genutzte Messmittel, die Datenauswertung sowie statistische Größen angeben und beschrieben und eventuell erklärt.

4. Ergebnisse

Bei diesem Abschnitt handelt es sich um den Hauptteil des Artikels. Ziel ist es, die Ergebnisse in einer leicht verständlichen Form darzustellen. Dafür werden übersichtliche Darstellungen oder Tabellen notwendig. Eine entsprechende Aufbereitung und Visualisierung der Ergebnisse ist von großer Bedeutung für die Lesbarkeit und die Verständlichkeit des Artikels. Sehr wichtig ist hier der Vergleich der eigenen Ergebnisse mit bereits publizierten Ergebnissen: Was ist in Übereinstimmung mit der Literatur? Was sind gegensätzliche Ergebnisse? Was ist überraschend? Hier zeigt sich, ob eventuell angenommene Theorien überarbeitet oder angepasst werden müssen.

<spoiler | Häufig werden bei ähnlichen Untersuchungen unterschiedliche Ergebnisse gemessen, auch wenn diese korrekt durchgeführt werden. Wie kommt der Unterschied der Ergebnisse zustande? > Die Unterschiede lassen sich häufig durch verschiedene Versuchsdesigns beziehungsweise abweichenden Methoden erklären. Daher ist der Methodikabschnitt sehr wichtig, um eine Vergleichbarkeit der Studien herzustellen. </spoiler>

5. Diskussion

Die Diskussion der Ergebnisse interpretiert die aufgeführten Ergebnisse und leitet Schlussfolgerungen beziehungsweise Erkenntnisse aus diesen ab. In manchen Zeitschriften wird dieser Abschnitt mit den Ergebnissen zusammengeführt. Ziel der Diskussion ist die Darstellung der neuen Hypothesen und der Erkenntnisse, die über den bisherigen Wissenstand hinaus gehen. Hierbei wird die Rolle der Arbeit in den größeren Forschungskontext einsortiert, sodass ein Ausblick für weitere Untersuchungen gegeben wird.

6. Zusammenfassung

In der Zusammenfassung werden die wichtigsten Inhalte des Artikels prägnant aufgeführt, sodass der Leser einen Überblick über den Artikel erhält. Dabei werden keine neuen Informationen gegeben. Teilweise wird die Zusammenfassung am Ende der Diskussion vorgenommen.

7. Anerkennungen

Die Anerkennungen dienen dazu, den an der Arbeit beteiligten Kollegen zu danken, die nicht als Co-Autoren aufgeführt sind. Darüber hinaus werden die die Forschung finanzierenden Projektgeber sowie die entsprechende Projektnummer genannt.

8. Literaturangaben

In der abschließenden Literaturübersicht werden alle Literaturquellen aufgeführt, auf die im Artikel zitiert wurde. Je nach Zeitschrift werden hierfür verschiedene Zitierstile und Sortierungen verwendet.

Qualitätssicherung

Damit sichergestellt werden kann, dass die wissenschaftlichen Veröffentlichungen einen gewissen Qualitätsstandard erfüllen, durchläuft jede wissenschaftliche Publikation, die durch Verlage bereitgestellt wird, einen Reviewprozess. Die Sicherstellung der Qualität des dokumentierten Wissens ist unerlässlich für die Schaffung von neuem Wissen. Dabei überprüfen wissenschaftliche Gutachter die inhaltlichen Arbeiten sowie die Form und den Nutzen der Veröffentlichung. Für eine detaillierte Übersicht des Reviewprozesses wird auf folgendes Wiki-Modul verwiesen: LAK02 Review. Darüber hinaus muss einiges beachtet werden, um eine entsprechende Forschungsqualität zu gewährleisten: Vorschläge zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis

Zusammenfassung

Damit Forschungsergebnisse nicht in Vergessenheit geraten und der Welt zugänglich gemacht werden, ist eine den wissenschaftlichen Standards entsprechende Dokumentation von Nöten. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, die in Abschnitt Publikationsformen vorgestellt wurden. Welche Form gewählt wird, muss je nach Situation gewählt werden. Die am häufigsten angewandte Form des Publizierens stellt das Verfassen eines Zeitschriftenartikels dar. Anhand eines Beispiels wurde die allgemeine Struktur eines solchen Artikels vorgestellt. Abschließend wurde das Konzept der Begutachtung kurz vorgestellt.

Fragen zur Wiederholung

<spoiler | 1. Warum ist das wissenschaftliche Dokumentieren wichtig? > Die wissenschaftliche Dokumentation stellt die Schaffung von Wissen dar und macht der Weltgemeinschaft dieses Wissen zugänglich. </spoiler> <spoiler | 2. Welche Unterschiede weist ein Buchartikel gegenüber einem Zeitschriftenartikel auf? > - Grundlagen und Standardwissen zu dem Forschungsthema
- detailliertere und umfangreichere Betrachtung </spoiler> <spoiler | 3. Warum sind die kritische Auseinandersetzung und der Vergleich der eigenen Ergebnisse mit bereits publizierten Ergebnissen wichtig? > Theorien bzw. Hypothesen werden bestätigt oder widerlegt. </spoiler>

Referenzen

  • Ascheron, C. (2007). Die Kunst des wissenschaftlichen Präsentierens und Publizierens: ein Praxisleitfaden für junge Wissenschaftler. Elsevier, Spektrum Akad. Verlag.
  • Seyfarth, A., Geyer, H., Günther, M., & Blickhan, R. (2002). A movement criterion for running. Journal of biomechanics, 35(5), 649-655.

Weiterführende Quellen

Verbesserung des Wiki-Moduls

Datum Bewertung durch… Überarbeitung
08.06.2015 3,60 SE Quantitative Forschungsmethoden -

Vorschläge zur Verbesserung des Wiki-Moduls können an unser Wiki Team geschickt werden.

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