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QFM31 Vorbereitung auf das Karriereende I

Modul-Icon QFM 31
Veranstaltung Quantitative Forschungsmethoden
Autor Dominik Stuckmann, Anette Ludwig, Max Schöber
Bearbeitungsdauer ca. 45 Minuten
Präsentationstermin 07.07.2016
Zuletzt geändert 30.06.2016
Lehrveranstaltung Lernziele
SE Quantitative Forschungsmethoden - Einblick in die Problematik des Karriereendes
- Überblick über die aktuelle Studienlage


Einleitung

Die Spitzensportlerkarriere ist für viele der große Traum von Ruhm, Ehre und Reichtum. Mit Mitte 30 ausgesorgt zu haben, als TV-Experte zu den großen Sportturnieren auf der ganzen Welt zu fahren, oder nach dem Karriereende gemütlich den wohlverdienten Ruhestand genießen, so stellt man sich das Leben eines Spitzensportlers vor. Doch die Realität sieht anders aus. Nur die wenigsten schaffen es, durch ihre sportliche Karriere ausgesorgt zu haben. Besonders Athleten aus Randsportarten müssen Spitzensport und Ausbildung unter einen Hut bekommen. Laut einer Studie der Deutschen Sporthilfe fühlen sich ca. 91 Prozent der A-Kader-Athleten nicht ausreichend auf das Leben nach dem Sport vorbereitet (Obmann, 2014). Oft ist der Einstieg in den klassischen Beruf dagegen ohne Hilfe oder eine Portion Glück nur selten zu meistern (Obmann, 2014). Ein Phänomen was aus dieser Tatsache resultiert ist, das viele Sportler mittlerweile ihre Karriere beenden, ohne das sie den Höhepunkt erreicht haben. Ebenfalls eine Studie der Deutschen Sporthilfe zeigt, das nicht mehr Verletzungen, Müdigkeit oder Alter die Hauptgründe für ein Karriereende sind, sondern das Studium und Beruf oftmals als Gründe genannt werden (Reinsch, 2015). Durch diese Erkenntnisse wurde das Interesse geweckt wie es Professionellen Sportlern nach dem Karriereaus tatsächlich ergeht. Schaffen die Sportler den Sprung in eine Karriere nach der Karriere? Haben sie Vorteile bei der Berufsfindung gegenüber nicht Leistungssportlern und gibt es diesbezüglich Unterschiede zwischen verschiedenen Sportarten? Daher haben wir uns entschieden, die aktuelle Wissenschaftliche Lage durch ein Review (Studienvergleich) in diesem Wiki herauszuarbeiten, zu diskutieren und mögliche Anregungen zu geben.



verfasst von Max Schöber


Aktueller Forschungsstand

Zuerst einmal soll ein kleiner Einblick gegeben werden auf welchen verschiedenen Ebene sich die Wissenschaft mit dem Thema des Karriereendes befasst hat.

Betrachtet man den aktuellen Forschungsstand beschäftigen sich seit geraumer Zeit einige Forschungsarbeiten mit dem Karriereende von professionellen Sportlern. Die Lebens- bzw. Karriereabschnitte, welche überwiegend Beachtung finden, sind jedoch nicht der Übergang in das nachfolgende Berufsleben oder das Zurechtkommen im Beruf allgemein. Ein Großteil der Studien beschäftigt sich vielmehr mit den Gründen für das Karriereende sowie Problemen bzw. den Bewältigungsstrategien für den Übergang in ein Leben nach dem Karriere-Aus.

Eine der ersten bedeutenden Studien zu dieser Thematik wurde 1968 von Mihovilovic veröffentlicht. In dieser Studie wird das Karriereende von 44 jugoslawischen Fußballspielern behandelt. Mihovilovic (1968) kommt zu dem Schluss, das das Beenden der Karriere einen traumatischen Einschnitt im Leben der Sportler bedeutet und sie in eine Krise stürzen kann. Unterstützt wird diese Erkenntnis von den Ergebnissen weiterer Studien, wie bei der Studie von McPherson (1977), welche das Ende der Karriere durch starke psychische Krisen begleitet sieht. Diese Krisen können sich in dem Verlust des Selbstwertgefühls (Sinclair & Orlick, 1993), dem Missbrauch von Drogen (Svoboda & Vanek, 1982, McPherson 1977) oder auch in einem negativ empfundenen Lebensgefühl wiederspiegeln (Grove et al. 1996, Baillie, 1993, Parker, 1994, Lavalee, 2005). Wherthner & Orlick´s (1986) Ergebnissen zufolge haben 78% der Athleten ernstzunehmende Probleme nach dem Beenden der sportlichen Laufbahn. Einen weiteren Aspekt brachten Warriner & Lavallee (2008), sie führten eine Studie mit ehemaligen Leistungsturnerinnen durch, bei denen das Beenden der Karriere oft mit der Adoleszenz einhergeht. Gezeigt wurde unter anderem wie die Einflussgröße Alter und der Zeitpunkt des Ausscheidens ein mögliches negatives Erleben und eine dadurch krisenhafte Identitätsentwicklung beeinflussen können.

Doch obwohl Milohvilovic eher eine negative Richtung in der Wahrnehmung vorgab, gibt es durchaus Studien, die das Erleben des Karriereendes nicht durchgehend negativ bewerten. Bei einer Studie von Sinclair & Orlick (1993) mit 199 pensionierten Hochleistungssportlern waren 74% mit ihrem Leben nach dem „Ruhestand“ zufrieden und davon gaben 63% an, dass es eine positive Veränderung war. Höchstens 20% der Befragten bei der Studie von Lavallee et al. (1997) hatten Anpassungsprobleme. Auch Coakley (1998) zeigte auf, dass das Karriereende durchaus als Chance empfunden werden kann und nicht nur als Niedergang.

Eine neutralere Ansicht vertritt McPherson (1984), indem er die individuelle Wahrnehmung hervorhebt und somit nicht ein zwangsläufig negatives oder positives Erlebnis dem Karriereeende zuordnet.

Franke & Bötcher (1999) bemängeln das sehr breite Spektrum der Art und Weise in welcher das Thema Karriereende von Spitzensportlern diskutiert wird. Da ein schlüssiges theoretisches Konzept fehlt, wird auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Modellen oder Einzelergebnissen zurückgegriffen, welche jedoch oft kontrovers sind. Daher werden häufig aus den Bereichen der Gerontologie, der Thanatologie, der Rollentheorie oder der Entwicklungspsychologie Modelle herangezogen, welche einzelne Aspekte erklären sollen, die allerdings ein eigenes, auf das Karriereende von Sportlern ausgelegtes, theoretisches Konzept, nicht ersetzen (Franke & Bötcher 1999).

Ein weiteres in der Theorie oft behandeltes Thema ist die Möglichkeit einer Förderung und Verbesserung der Ausbildungsmöglichkeiten der Sportler während Ihrer Laufbahn. Dazu sind zahlreiche Studien erschienen, wie auch bereits laufende Förderprogramme. Auf diese Thematik hier im Detail einzugehen, würde den Bereich dieses Wikis sprengen, ist aber genauer nachzulesen im WiKi QFM 30. Durch die herangezogene Literatur kam das Interesse auf, genaueres über den tatsächlichen Erfolg der Sportler nach dem Übergang in eine Berufskarriere herauszufinden.

verfasst von Anette Ludwig


Literaturrecherche

Zur Literaturrecherche wurden die Suchmaschinen Google Scholar, Sportpilot sowie die Suchmaschine der ULB Darmstadt verwendet. Ergänzend dazu wurde in weiterer Literatur nach Quellen gesucht.

Das Ziel der Literatursuche war es, Studien zu finden, welche sich auf Karriereverläufe bei ehemaligen professionellen Sportlern in Anschluss an ihre Sportkarriere beziehen. Der Fokus lag hierbei vor allem bei messbaren Ergebnissen für Erfolg wie Finanzielle Absicherung, Berufliche Neuorientierung nach Karriereende bei verschiedenen Sportarten auch im Vergleich zu nicht-Sport-Karrieren.

Die Schlagwörter die zur Suche Verwendet wurden waren:

  • Karriereende Sportler
  • Career Transition
  • Sportler Beruf
  • Athlet professional occupation
  • Athlet salary

Um die Hauptthematik erfassen zu können, wurden die gefunden Studien nach Kriterien sortiert.

Kriterien, die zum Einschluss geführt haben, waren:

  • Ein Bezug zu der Beruflichen Karriere
  • Förderung der Karrierechancen
  • Quantitativer Forschungsansatz

Kriterien, die bei der Recherche zum Ausschluss geführt haben, waren:

  • Ausschließlicher Bezug auf das emotionale, psychische Befinden nach dem Karriereende
  • Keinerlei Bezug zur Berufswahl oder Karrierechancen nach dem Sport

Da nur ein sehr geringer Teil an Studien diese Kriterien erfüllt haben, wurde die Auswahl auf einige Studien erweitert, die auch qualitative Methoden zur Erhebung verwendeten, jedoch trotzdem die anderen Kriterien erfüllten. Nach dieser Erweiterung konnten 10 für relevant befundene Studien aufgeführt werden.



verfasst von Anette Ludwig


Studiendarstellung

Tabelle 1: Übersicht aktueller Studien

Studie Inhalt Forschungsfrage Stichprobe Datenerhebung Datenauswertung
Conzelmann, A. & Nagel, S. (2003)
Professional Careers of the German Olympic athletes
Kategorisierung der beruflichen Laufbahn der Top-Leistungssportler.
Verbindung mit subjektiven Bewertungen.
N = 616 Nomothetisch orientierte Fragebögenstudie

Retrospektive Langzeitstudie
Cohortenanalyse

Entwicklung einer Klassifizierung der beruflichen Laufbahn mit Hilfe einer Clusteranalyse (11 Cluster)
Moser, T. (2004)
Zum beruflichen Werdegang ehemaliger Spitzensportler der Sportart Ski alpin
Was sind die derzeitigen
Berufe ehemaliger Spitzensportler der Sportart Ski alpin und welche Ausbildungen haben sie
genossen?
Ist es möglich, an eine Karriere im Spitzensport eine erfolgreiche berufliche
Karriere zu knüpfen?
N = 96
ehemalige Skifahrer
mind. eine Saison B-Kader, A-Kader oder
Nationalmannschaft des Österreichischen Skiverbandes
Karriere zwischen 1990-2002 beendet
Geschlossener Fragebogen Datenauswertung mit SPSS
Pfaff, E. (2004)
Zum Umstieg vom Sport in den Beruf
Welche Erfolgsfaktoren und weiteren Einflüsse bewirken einen erfolgreichen Umstieg vom Sport ins Berufsleben? N = 37
Hohes Niveau national+ international
Leichtathletik = 9, Radsport = 6, Ski Alpin = 10 , Tennis = 12
Einzelsportarten welche im öffentlichen Interesse stehen und Verdienstmöglichkeiten bieten
Mind. 2 Jahre Karriere vorbei
Problemzentrierte Interviews nach Witzel, 1982
Kurzfragebogen
Sportbezogene Leistungsmotivationsfragebogen nach Allmer (SLM)“
Stressbewältigungsfragebogen nach Janke (SVF)
Auswertungsskalen
Mcknight et al. (2009)
Athletic career transition and transferable skills
Die Übertragung sportlicher Fähigkeiten von Profihockeyspielerin auf eine Karriere außerhalb des Sports. N = 300 , alle weiblich
Eine von 3 Leven (High school, n= 140 University/College = 100 und National/Elite = 60)
Empirischer Fragebogen
Conzelmann et al. (2001)
Hochleistungssport – persönlicher Gewinn oder Verlust? Lebensläufe von Olympioniken
Einfluss des Leistungssports
auf die Ausbildung des Sportlers
und die spätere berufliche Beschäftigung.
N = 482 Retrospektive Langschnittbefragung
Sport- und Berufskarriere wurden dabei in lebenszeitlichen Verlauf ermittelt.
Clusterbildende Variablen wurden bestehenden Clustern zugeordnet. Dies erfolgte mit
dem Softwarepaket „ClustanGraphics“ das die Objekte so
klassifiziert, dass die Fehlerquadratsumme minimal erhöht wird.
Nagel, S. & Conzelmann, A. (2006)
Zum Einfluss der Hochleistungssport-Karriere auf die Berufskarriere – Chancen und Risiken
Auswirkungen eines Engagements im Hochleistungssport auf die Berufskarriere. N = 616 quantitativ orientierten Kohortenanalyse Clusteranalytische Verfahren
Curtis, J. & Ennis, R. (1988)
Negative Consequences of Leaving Competitive Sport?
Comparative Findings
for Former Elite-Level Hockey Player
Vergleich einer durchgeführten Befragung von Wettkampf-Sportlern der Sportart Hockey mit einer repräsentativen Stichprobe von Männern des gleichen Alters einer Kanadischen Studie. N = 192 Einbezogen N=109 Alter: 17-40 Jahre Ehemalige Hockey Spieler 3 Fragen welche aus der “Canadian Quality of Life Study” entnommen wurden, um einen Vergleich mit den Ergebnissen dieser durchführen zu können.
Hackfort, D. & Birkner, H. (2003)
Werdegang von BGS-Sportlern
Erfassung des Erfolges, objektiv auf beruflich-aggregierter Ebene und
subjektiv auf individualpsychologischer Ebene. Parallele berufliche und sportliche Förderung gelungen?
Bei quantitativer Befragung N = 202, ehemalige Athleten Resonanz von N = 100

Qualitative Methode N = 16 ehemalige Athleten
N = 6 aktive Athleten
Fragebogen an ehemalige Athleten, des BGS Modells
von 1978-2003, versendet.

5 Stellige Skala von „gar nicht zufrieden“ bis „voll zufrieden“

Ziel: objektiver Nachsportstatus, soziale, organisatorische Bedingungen
innerhalb des Modells.

Halbstruckturiertes Interview
Ziel:
Analyse subjektiver
Belastungs-Beanspruchungs-Wahrnehmungen und -Verarbeitungen der Athleten.
quantitative Daten: deskriptive, inferenzstatistische Auswertung.

qualitative Daten: Computergestützt inhaltsanalytisch mit
AtlasTi® ausgewertet.
Mayrhofer, W., Meyer, W.,
Pucher, M. & Rameder, P. (2005)
Berufsrelevante Kompetenzprofile im österreichischen Spitzensport
Wie ist das extrafunktionale Kompetenzprofil ausgewählter österreichischer Spitzensportlerinnen und Spitzensportler im Hinblick auf einen erfolgreichen Eintritt in das Erwerbsfeld nach Ende der sportlichen Laufbahn zu beurteilen? N = 269 Fragebogen Standartnormalverteilung ermöglicht, für alle erhobenen Persönlichkeitsmerkmale, einen direkten Vergleich über die Grenzen der einzelnen Skala hinweg.
Schmidt, S. L. et. al (2013) Kollege Spitzensport Kann die Gruppe der Spitzensportler ein interessanter Talent-Pool für die Wirtschaft sein? N = 25 Personalchefs, führende Personalberater, Recruiting-Experten von Großunternehmen

N = 1.006 Stiftung Deutsche Sporthilfe geförderten Top-Athleten,

N > 7.700 Fachkräfte

N = 117 EBS-Studenten verglichen sowie die in den Interviews aufgestellten Hypothesen getestet
explorative Gespräche mit den Chefs um Hypothesen bezüglich Einsatz von Spitzensportlern in der Wirtschaft zu bekommen.

Online-Befragung berufsrelevanter Persönlichkeitsmerkmale der Athleten, Fachkräfte, Studenten.
Einfaktorielle ANOVA als multivariates Analyseverfahren.

verfasst von Dominik Stuckmann & Anette Ludwig




Methode

Um festzustellen, ob Spitzensportler sich auf ihr Karriereende vorbereitet fühlen und Vor- bzw. Nachteile bei der Berufsfindung gegenüber nicht Leistungssportlern haben, können verschiedene Methoden angewandt werden. Die am Häufigsten verwendete Methode wird anhand der für uns relevantesten Studie Kollege Spitzensport im Folgenden näher erläutert.

Beschreibung der Methode

Um die Frage nach der Zukunftsplanung und finanziellen Absicherung nach dem Karriereende zu erforschen, wurde in den meisten Studien ein Onlinefragebogen gewählt um Daten zu erheben, da er sich als besonders praktikabel und zeitsparend erwies. Ein weiterer Vorteil der quantitativen Befragung mittels Onlinefragebogen, sind die niedrigen Erhebungs- und Auswertungskosten des Verfahrens zu erwähnen. Auf Grund der Anonymität der Teilnehmer ist mit ehrlicheren Antworten der Befragten zu rechnen. Die resultierenden Ergebnisse können exakt miteinander verglichen werden.

Die für uns relevanteste Studie „Kollege Spitzensportler“ beinhaltete zwei verschiedene Fragebögen. Der erste Fragebogen wurde mittels der Befragungssoftware Survey Monkey programmiert und umfasste 25 Fragen zu verschiedenen Parametern wie zum Beispiel: Alter, Schulabschluss, Berufsinteressen, Anzahl der Jahre im Spitzensport. Der zweite Fragebogen wurde nach dem Verfahren „BIP-6F“ erstellt und beinhaltete 48 Fragen zum berufsbezogenen Verhalten der Sportler. Die Einzelfragen werden hierbei in Form von Selbstbeschreibungen dargestellt, welche die Teilnehmer mit einer 6-stufigen Antwortskala von „trifft voll zu“ bis trifft „überhaupt nicht zu“ beantworteten. Alle Befragten erhielten die gleichen festgelegten Fragen und die gleichen festgelegten Antwortmöglichkeiten.

Zielgruppe

Um eine möglichst repräsentative Zielgruppe zu finden, wurden von der DSH (deutschen Sporthilfe) geförderte Spitzensportler ausgewählt. Rund 1006 Spitzensportler, sowie 117 Studenten der EBS Business School beantworteten die 25 deskriptiven Fragen des ersten Fragebogens. Weitere 560 Spitzensportler sowie 67 EBS-Studenten haben auch den zweiten Fragebogen beantwortet. Das Durchschnittsalter der Spitzensportler lag dabei knapp unter 21 Jahren. Des Weiteren standen Ergebnisse von Vergleichsgruppen des Bochumer Inventars zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung (BIP-6F) mit insgesamt 7.757 berufstätigen Fach- und Führungskräften zur Verfügung.

Auswertung

Um Vergleiche zwischen den Spitzensportlern, den Studenten und den berufstätigen Fachkräften zu ermitteln wurden t-Tests verwendet. „Der t-Test ist eine Entscheidungsregel auf einer mathematischen Grundlage, mit deren Hilfe ein Unterschied zwischen den empirisch gefundenen Mittelwerten zweier Gruppen näher analysiert werden kann“ (http://www.quantitative-methoden.de/Dateien/Auflage2/leseprobe.pdf) Für die Analyse der Gruppen mit unterschiedlichen Faktoren, stellte sich der t-Test nicht mehr als geeignete Auswertungsmöglichkeit dar. Es wurde mit Hilfe der Varianzanalyse gearbeitet. Hierbei wurde auf das einfaktorielle ANOVA als multivariates Analyseverfahren zurückgegriffen. Um Zusammenhänge zwischen Schulnoten, Persönlichkeitsfaktoren sowie die Anzahl der Jahre im Spitzensport festzustellen, wurden bivariate Korrelationsverfahren verwendet. Abschließend wurde eine Clusterzentrenanalyse mit der gesamten Spitzensportlergruppe durchgeführt.

verfasst von Dominik Stuckmann


Ergebnisse

Tabelle 2: Ergebnisse der ausgewählten Studien

Studie Ergebnisse
Conzelmann, A. & Nagel, S. (2003)
Professional Careers of the German Olympic athletes
Höhere Qualifikationen und Positionen im Beruf bei Top- Leistungssportlern.
Hohe Individuelle Karrieremuster mussten Beachtung finden.
Moser, T. (2004)
Zum beruflichen Werdegang ehemaliger Spitzensportler der Sportart Ski alpin
Geringe Anzahl an Akademikern unter den befragten.
Zusammenfassen eher positives Bild.
Pfaff, E. (2004)
Zum Umstieg vom Sport in den Beruf
30 Erfolgreicher Umstieg = Früher Zeitpunkt der Berufswahl/ während oder nach der Berufskarriere, Mehrzahl freiwilliges Retiremen, mehrheitlich sportnahe berufe
3 Teilweise erfolgreicher Umstieg= Fokus auf Sport Karriere, späte Berufswahl, Dropout
4 Nicht erfolgreicher Umstieg= nicht zufrieden mit beruflichen Beschäftigungen. Unfreiwilliges Karriereende (Verletzungen/Finanziell)
Mcknight et al. (2009)
Athletic career transition and transferable skills
37% der Sportler denken während ihrer Karriere nicht über das Karriereende nach, da es eventuell nicht förderlich für ihren Erfolg ist. Ein Großteil der Sportler ist sich sicher, dass die sportlichen Fähigkeiten einen positiven Einfluss auf die spätere Karriere haben.
Conzelmann et al. (2001) Hochleistungssport – persönlicher Gewinn oder Verlust? Lebensläufe von Olympioniken Der Anteil an Aufstiegskarrieren
von ehemaligen Hochleistungssportlern ohne Abitur ist bei den Nicht-Olympioniken deutlich geringer, insbesondere tritt das Berufskarrieremuster
„Aufstiegsmobile mittlere Angestellte im Leistungssport“ gar nicht auf. Offensichtlich
bestätigt sich hierbei die Annahme, dass nur bei erfolgreichen Olympioniken fehlende
schulische Bildungsabschlüsse durch Bekanntheit und Popularität kompensiert werden
können, während bei Nicht-Olympioniken ohne Abitur kaum Aufstiegsmöglichkeiten
bestehen.
Nagel, S. & Conzelmann, A. (2004)
Zum Einfluss der Hochleistungssport-Karriere auf die Berufskarriere – Chancen und Risiken
Ehemalige Leistungssportler:

„Normalkarriere mit hohem Prestige“
=werden nicht beeinflusst
„Spät-Akademikern„
= keine negative auswikrung auf berufsverlauf
„Normalkarriere im Sport“
= Tätigkeit im Berufsfeld Leistungssport.
Curtis, J. & Ennis, R. (1988)
Negative Consequences of Leaving Competitive Sport?
Comparative Findings
for Former Elite-Level Hockey Player
Geringere leitungssportliche Beanspruchung
Hackfort, D. & Birkner, H.A. (2003)
Werdegang von BGS-Sportlern
Sportliche Erfolge parallel zur Berufsausbildung 50% der Athleten A oder B Kader.

2/3 ergreifen nach Beendigung der Sportkarriere Ausbildungs gemäßen Beruf.

1/3 scheiden zu gleichen Teilen freiwillig wie unfreiwillig aus dem Polizeidienst aus.
Siedeln sich sehr weit gefächert in andere Berufen an z.B.
Kaufmännische, selbstständige, sportbezogene Berufe.

Ausscheiden aus dem Förderprogram 90% wegen Verletzung.
Mayrhofer, W., Meyer, W.,
Pucher, M. & Rameder, P. (2005)
Berufsrelevante Kompetenzprofile im österreichischen Spitzensport
Auswirkung des Spitzensports:

Steigerung der Flexibilität, der Führungsmotivation und der emotionalen Stabilität.

Senkung des Strebens nach Geld/Prestige und Suche nach Verbündeten.

Besondere Stärken:

-gute Nerven
-hohe Selbstdisziplin
-große Bereitschaft
Schmidt, S.L. et al. (2013) Kollege Spitzensport Spitzensportler sind besonders leistungsmotiviert, diszipliniert und emotional stabil. Im Vergleich zu deutschen Fachkräften sind sie ähnlich sozial kompetent aber im Durchschnitt weniger durchsetzungsfähig und kooperativ

Vier Spitzensportlertypen konnten aufgrund der Studienergebnisse identifiziert werden: „Einzelgänger“, „Kämpfer“, „Teamplayer“ und „Meister aller Klassen“

verfasst von Dominik Stuckmann & Anette Ludwig




Diskussion

Wie der Studienvergleich zeigt, konnte ein Großteil der Studien hohe Probandenzahlen für ihre Stichprobe gewinnen und daher sind die Studien auch relativ repräsentativ. Hierbei besonders hervorzuheben sind die beiden Studien von Conzelmann und Nagel (2003,2006) wo über 600 Sportler befragt wurden. Festzustellen ist, das je spezieller und eingegrenzter die Forschungsfrage ist, desto geringer fiel die Stichprobe aus. Besonders gut zu sehen ist dies an den Studien von Moser (2004) und Pfaff (2004), die 96 bzw. nur 37 Sportler befragt haben. Während der Recherche wurde recht schnell deutlich, das sich ein Großteil der Studien mit den Gründen für das Karriereende und den Problem bzw. Bewältigungsstrategien für den Übergang in eine Berufskarriere danach befassen. Ein Großteil der Studien befasst sich mit aktiven Sportlern, leider nicht wie wir es gerne gehabt hätten, mit Sportlern, die schon ihre aktive Karriere beendet haben und schon einen normalen Beruf nachgehen. Die nachsportlichen Phasen des Umstiegs ins Berufsleben und des längerfristigen Berufsverlaufs sind deutlich weniger in Studien untersucht worden. Pfaff (2004) nennt als mögliche Ursachen, das mit dem beenden des aktiven Leistungssportes die Sportler aus dem Blickwinkel der Sportinteressierten geraten. Auch hier ist wieder die Studie von Moser (2004) zu nennen, die sich als einzige mit unserer gewünschten Thematik befasst hat. Hackford et al. (1997) und Conzelmann et al. (2001) beschäftigten sich zum Beispiel mit dem Thema, wie der Leistungssport die Ausbildung und Entwicklung der Sportler beeinflusst. Auch Mcknight et al. (2009) gehen auf die Frage ein, wie die sportlichen Fähigkeiten eine mögliche Karriere außerhalb des Sports beeinflussen. Fast ausschließlich alle Daten wurden mit Hilfe von Fragebögen gewonnen. Hackfort und Birkner (2001) nutzen zur Unterstützung noch Interwies. In unseren Augen sind die beiden Arten der Datengewinnung ebenfalls die zielführendsten. Beide sind zwar enorm aufwendig, dennoch können auf diese Weise bestmöglichst Daten erhoben werden. Hackfort (1997, 2001) arbeitete darüber hinaus noch mit einer 5-stelligen Skala, um die Zufriedenheit der Athleten messen zu können. Bei der Untersuchung der Ergebnisse kann festgestellt werden, das nahezu jede Studie zu der Erkenntnis kommt, das sich der Spitzensport positiv auf die Fähigkeiten und den Einstieg in den Beruf nach der Karriere auswirkt. Hackfort und Birkner (2001) haben herausgefunden, dass ca. 50% ihrer befragten Probanden sogar eine Berufsausbildung parallel zu ihren sportlichen Erfolgen absolvieren konnten. Conzelmann et al. (2001) kamen zu der Erkenntnis, wie auch wir sie schon vermutet hatten, dass die meist fehlenden Bildungsabschlüsse durch Bekanntheit und Popularität kompensiert werden können. Pfaff (2004) kamen durch ihre Studie zu der Erkenntnis, dass die Mehrheit der Probanden sportnahe Berufe nach ihrer sportliche Karriere nachgehen. Bei diesen Ergebnissen ist nur zu beachten, dass wie schon vorher erwähnt, die Studie mit einer sehr geringen Stichprobe durchgeführt wurde.

verfasst von Max Schöber


Ausblick

Wie anfangs schon beschrieben, beschäftigt sich ein Großteil der Studien mit dem persönlichen Befinden und der Zufriedenheit, den Gründen für das Karriereende oder der Vorbereitung auf das Karriereende. Persönlich hätten wir gerne Informationen darüber gehabt, wie Sportler nach ihrer Karriere im Berufsleben aufgestellt sind. In welche Branche arbeiten sie, sind sie in ihrer Sportart oder dem Sport allgemein weiter verwachsen oder haben sie sich in ein einer andere Branche etablieren können? Was verdienen Sportler nach ihrer Karriere? Haben Kontakte die während der Karriere geknüpft werden konnten, den Einstieg erleichtert? Vorgestellt hätten wir uns einen Vergleich zwischen einer Randsportart und einer führenden Sportart in Deutschland. Sind beispielsweise Fußballer erfolgreicher als Eishockeyspieler in ihrem späteren Beruf? Den Erfolgsgrad könnte man möglicherweise an dem Gehalt festmachen. Wichtig wäre es für die Untersuchung, dass die Sportler ungefähr den gleichen Trainingsaufwand, die gleiche schulische Bildung (Abschluss) und möglichst aus der gleichen Generation (gleiches Alter) kommen, damit die Daten repräsentativ sind. Wie der Vergleich schon gezeigt hat, ist ein mögliches Problem höchstwahrscheinlich, ausreichend geeignete Personen für die Stichprobe zu finden, sodass die Ergebnisse repräsentativ sind. Die Datenerhebung könnte durch einen Fragebogen erfolgen. Dieses Versuchsdesign sollte natürlich von Forschern mit mehr Erfahrung überarbeitet und möglichweise verbessert werden. Dennoch ist es in unseren Augen eine Möglichkeit die Daten zu erheben und ein interessanter Ansatzpunkt für eine Studie. Eine weitere Alternative wäre es, die Daten Moser (2004) zu verwenden und durch eine Studie mit ähnlichem Studiendesign eine Sportler einer führenden Sportart zu befragen und diese Ergebnisse zu vergleichen. Wie schon in der Zusammenfassung beschrieben, wurde in dieser Studie ein Thema untersucht, welches unserem Anliegen sehr nahe kommt. Insgesamt lässt sich auch festhalten, dass die hier behandelten Studien etwas älter sind und durch eine aktuellen Studie könnte Alternativen zu den bisherigen Erkenntnissen gefunden werden und weitere Zusammenhänge erforscht werden.

verfasst von Max Schöber


3 Fragen zum Wiki

<spoiler| 1.Was sind mittlerweile häufige Gründe für das vorzeitige Karriereende? > Mittlerweile zählen zu den häufigsten Gründen das Studium und der Beruf. </spoiler> <spoiler| 2.Welche Methode zur Datengewinnung wird in den Studien über das Karriereende am häufigsten verwendet und gehört diese Methode der quantitativen oder qualitativen Forschung an?> Am häufigsten werden Fragebögen verwendet. Diese Methode kann im quantitativen als auch in qualitativen Forschungsbereich verwendet werden. Mit einem Fragebogen ist das erreichen einer großen Stichprobe möglich.</spoiler> <spoiler| 3. Was würde man sich für das Forschungsthema Karriereende & Beruf in der Zukunft erhoffen?> Wünschenswert wäre es wenn die Forschung sich in Zukunft expliziter mit der Folgekarriere der Sportler befassen würde und dadurch vergleiche zwischen verschiedenen Sportarten gezogen werden können. </spoiler>

Literatur

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Coakley, J.J. (1983). Leaving competitive sport: Retirement or rebirth? Quest, 35, 1-11.

Conzelmann, A., Gabler, H. & Nagel, S. (2001). Hochleistungssport, persönlicher Gewinn oder Verlust?. Tübingen: Attempo-Verlag.

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