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QFM26 Motivationsaspekte zur Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM)

Modul-Icon QFM26
Veranstaltung Seminar Quantitative Forschungsmethoden
Autor Thorben Burger, Joana Piron, Marcus Wigh
Bearbeitungsdauer 45 Minuten
Präsentationstermin 07.07.2016
Zuletzt geändert 24.06.2016
Status Finalisiert
Lehrveranstaltung Lernziele
SE Quantitative Forschungsmethoden - Erster Einblick in die Produktpalette von Nahrungsergänzungsmitteln
- Einblick in objektive Studien hinsichtlich der Benutzung und der Effekte von Nahrungsergänzungsmitteln
- Motivationsaspekte zur Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und die Differenzierung in positive und negative Motivation zur Einnahme

1 Einleitung

Abb. 1: Die Auswahl an Nahrungsergänzungsmitteln nimmt immer weiter zu.

In unserer heutigen Gesellschaft, die sich immer weiter ausdifferenziert, ist der Sport zu einer immer mehr präferierten körperlichen Praxis herangewachsen, die physische Attraktivität, Leistungsfähigkeit und Gesundheit verspricht (Bette, Gugutzer, 2012, S. 107). Somit sind die Motive und Ziele für das Sporttreiben individuell abhängig. Die Zielsetzung variiert von Person zu Person. Dennoch stellen sich die Voraussetzungen zur Realisierung meistens als äußerst komplex heraus. Wird versucht, sich diese Komplexität einmal bildhaft vorzustellen, so kann sie als Puzzle verstanden werden. Durch die Zusammensetzung der richtigen Puzzleteile ergibt sich dieses Konstrukt zu einem großen Ganzen. Einzelne Puzzleteile sind beispielsweise durch physische Voraussetzungen, eisernen Willen zum Training, richtige Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel charakterisiert (Mettler, 2010,S. 7). Anhand dieses Beispiels wird verdeutlicht, dass, je nach Ziel, andere Motive und andere Puzzles entstehen können, in denen jeder Baustein, wie z. B. Nahrungsergänzungsmittel (auch NEM genannt), eine andere Rolle spielen. Wie es der Name Nahrungsergänzungsmittel verrät, gehören diese in den Bereich der Ernährung. Innerhalb des Ernährungskomplexes bilden diese NEM nur einen kleinen Anteil - bildhaft vorgestellt, etwa die Spitze einer Pyramide. Trotz dieses geringen Stellenwertes sind NEM, sowohl bei Sportlern als auch Nichtsportlern, beliebter als je zuvor. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass diese vermeintlichen Wundermittel ein Millionengeschäft darstellen. Vor allem bei Sportlern ist der Griff nach der magischen Pille oder dem magischen Pulver enorm (Mettler, 2010, S. 7ff). Das folgende Wiki hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, durch die Aufbereitung von Studien und Texten herauszufiltern, aus welchen Gründen und Motiven Personen zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen und gibt weiterhin einen Ausblick auf mögliche zukünftige Forschungsfelder der noch recht jungen Forschung zu dieser Thematik. Das prinzipielle Vorgehen hierbei ist, dass zu Beginn erst eine Definition des Begriffes „Nahrungsergänzungsmittel“ vorgenommen wird, anschließend wird der aktuelle Forschungsstand näher beleuchtet. Daraufhin wird auf die Thematik der Motivation bzw. der Motive zur Einnahme von NEM eingegangen. Zu guter Letzt folgen eine Zusammenfassung und ein Ausblick.

<note tip>Definition:

„Nahrungsergänzungsmittel sind konzentrierte Quellen von Nährstoffen oder anderen Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung, die dazu bestimmt sind, die normale Ernährung zu ergänzen. Nahrungsergänzungsmittel werden in dosierter Form in den Verkehr gebracht, d. h. in Form von Pillen, Tabletten, Kapseln oder Flüssigkeiten in abgemessener, kleiner Menge usw. Nahrungsergänzungsmittel können eingesetzt werden, wenn ernährungsspezifische Mängel auszugleichen oder eine angemessene Aufnahme von bestimmten Nährstoffen zu gewährleisten.“ (EFSA, 2010;). Neben dieser sehr umfangreichen Definition wird auch häufig zwischen zwei Kategorien unterschieden: Einerseits Supplements, welche auch als Sportnahrungsmittel charakterisiert werden. Hierzu zählen vorwiegend Kohlenhydratgels, Energieriegel und Regenerationsmahlzeiten, welche als Nährstofflieferanten dienen sollen (Mettler, 2010, S. 10). Andererseits gibt es neben dieser ersten primären Energieliefergruppe auch jene Supplements, welche Vitamine, Spurenelemente oder andere Nährstoff liefern sollen, um die Leistung oder die Gesundheit zu verbessern. Dazu zählen unter anderem Koffein oder Kreatin (Mettler, 2010, S. 10). Anhand dieser zwei Kategorien ist zu erkennen, dass eine exakte Zuordnung oder Trennung von bestimmten NEM nicht immer einfach ist. </note>

verfasst von T. Burger

1.1 Präferenzen

Auf normaler Ebene bietet die nationale Verzehrstudie II erste Ergebnisse zum Thema Nahrungsergänzungsmittel und deren Konsum. Nach Ergebnissen dieser Studie konsumieren ca. 28 % der Deutschen NEM. Differenziert betrachtet greifen Frauen eher auf NEM zurück als Männer (30,9% der Frauen gegenüber 24,2 % der Männer) (NVS II, 2008, S. 121). Weitere Daten beschreiben, dass bei deutschen Nachwuchsleistungssportlern eine Einnahmehäufigkeit von etwa 80 % besteht. Diese Zahl stieg in Abhängigkeit davon, wann und aus welcher Sportart die Olympiaathleten kommen, noch weiter an (Braun, Köhler, Geyer, 2010, S. 18). Zu berücksichtigen ist, dass auf unterschiedliche Erhebungsmethoden eine Vergleichbarkeit von Datensamples nicht immer einfach ist.

verfasst von T. Burger

1.2 Forschungsstand

In dem folgenden Teil, wird ein kleiner Überblick über die Studienlage und deren mögliche Effekte aufgezeigt. Zu berücksichtigen ist, dass viele Studien ähnlich zueinander sind und es nur minimalste Unterschiede in der Zusammensetzung der Gewichtsangaben der NEM gibt. Hierzu wurden sowohl aktuelle als auch ältere Studien dargestellt, um aufzuzeigen, ob es Veränderungen gibt oder ob sich gewisse Trends abzeichnen. Zusätzlich wurde darauf geachtet, dass möglichst hohe Standards bezüglich Gütekriterien eingehalten wurden.

Tabelle 1: Übersicht des Forschungsstands.

Studie Effect of a pre-workout energy supplement on acute multi-joint resistance exercise. The acute effects of multi-ingredient pre-workout ingestion on strength performance, lower body power, and anaerobic capacity. Creatine supplementation enhances muscular performance during high-intensity resistance exercise. A whey-protein supplement increases fat loss and spares lean muscle in obese subjects: a randomized human clinical study.
Inhalt/Hypothese Einfluss des „Amino Impact-Boosters“ (Aminosäuren, Koffeein, Creatin, Alanin) beim Bankdrücken oder der Kniebeuge im Hinblick auf eine Steigerung des Trainingsvolumens in Form von mehr Wiederholungen. Einfluss von MIPS (vergleichbar mit Boostern, Multi-ingredient pre-workout supplements,) auf die Kraft und die anaerobe Kapazität. Einfluss von Kreatin Monohydrat auf die muskuläre Performance bei hoch intensiven Übungen. Durch ein Whey Protein eine Gewichtsreduktion zu fördern, durch Reduktion von Kohlehydraten und Erhöhung von Proteinen.
Zeitraum/Studiendesign 3 separate Testtage; randomisiert, double-blind. 2 separate Testtage. Randomisiert, double-blind, Plazebo-kontrolliert. 3 Testtage, welche durch 6 tägige Pausen gekennzeichnet sind. Randomisiert und double-blind, Plazebo-Gruppen kontrolliert. 12 Wochen; randomisiert, double-blind.
Probanden 8 trainierte männl. Probanden im Collegealter. 12 männl. Probanden, welche im Schnitt 19 Jahre alt waren. 14 aktive männl. Probanden, welche im Schnitt 4-6 mal pro Woche trainieren. 185 Probanden im Alter zwischen 25 bis 50 mit einem BMI von 30 - 42kg/m².
Messmethode/Durchführung Feststellung des 1-RM der Probanden. Eigentliche Erhebung durch Feststellung der durchschnittlichen und maximalen Kraft während 4 Sätze mit 80 % vom 1-RM bei 90 sec Satzpause. Einnahme des Amino Impact, 10 min vor Belastung. Feststellung des 5-RM bei Kniebeugen und Bankdrücken. Einnahme des NEM oder des Placebos 30 min vor Belastung. Durchführung Counter Movement-Jump, danach 5 Sätze a 5 Wdh. bei 85 % des 5-RM. Danach 1 Satz bis zur Erschöpfung. Als letztes ein anaerober Sprungtest. Vor dem 1. Testtag erhielt niemand eine Supplementierung. Zwischen dem 1. und 2. Testtag erhielten beide Gruppen eine Plazebosupplementierung. Zwischen Testtag 2 und 3 erhielt eine Gruppe 25g Kreatin und die andere Gruppe ein Plazebo. Es wurden 5 Sätze beim Bankdrücken bis zur Erschöpfung durchgeführt. Gewicht wurde am 10-RM bemessen. Anschließende Jump Squat Übungen. Gewichtskontrolle alle 4 Wochen. Kalorienreduktion um 500 kcal. Eiweißshakeeinnahme 20 Minuten vor dem Frühstück und Abendessen.
Ergebnisse Signifikant mehr Wiederholungen bei den supplementierten Probanden (26,3 Whd +/- 9,2Whd).
Der durchschnittliche Kraftwert war ebenfalls erhöht.
Bei den Probanden mit NEM mehr Wdh. im letzten Satz, bis zur Erschöpfung (9,.8 +/- 1,7) vs keine NEM-Einnahme (9,1 +/-2) subjektiv weniger empfundene Ermüdung bei NEM-Einnahme sowie ein Anstieg bei mittlerer Leistung beim anaeroben Sprint-Test. Bei den Probanden mit Kreatin: Signifikante Verbesserung der maximalen Kraft während den 5 Sprungsätzen. Signifikante Verbesserung in der Wieder-holungsanzahl während des Bankdrückens. Sowohl Kontrollgruppe als auch Eiweißshakegruppe verloren Körpergewicht. Dennoch wurde kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen festgestellt. Eiweißshakegruppe verlor aber signifikant mehr Körperfett und weniger Muskulatur.

Die in der obigen Tabelle dargestellten Studien belegen objektiv, dass NEM die Leistung steigern bzw. die Gewichtsreduktion fördern können. Dennoch gilt es zu berücksichtigen, dass diese Studien höchst intraindividuell sind und eine Pauschalisierung der Erkenntnisse auf das breite Spektrum der Bevölkerung nur schwer möglich ist. Eine kritischere Betrachtung erfolgt abschließend im Ausblick.

verfasst von T. Burger & M. Wigh




Die Wahrheit über Supplements - Eine subjektive Ansicht und ein Erklärungsversuch



2 Motivation

Motive und Motivation liegen nah beieinander. Sie werden im Folgenden genauer erklärt und anhand des Beispiels der Einnahme von NEM verdeutlicht. Motiviert sein bedeutet ein Ziel mit Ausdauer zu verfolgen und sich nicht von Widerständen und Misserfolgen negativ beeinflussen zu lassen. Zudem wird das Handeln von Emotionen begleitet (wie etwa Freude). Aus der Wechselwirkung von Personenmerkmalen (Motive) und bestimmten Situationen (Anreize, Erfolgsaussicht) resultiert das motiviert-Sein. Dabei geht es darum, willentlich Entscheidungen zu treffen und aus mehreren Alternativen die für sich persönlich erfolgversprechendste auszuwählen. Laut Rheinberg & Vollmeyer (2012, S. 13-14) bezieht „[…]sich der Motivationsbegriff auf eine Größe, die in ihrer Stärke variieren kann.“ Das hat Einflüsse darauf, warum einige Menschen motivierter sind und einige nicht. Dabei wird unter anderem zwischen intraindividuellen und interindividuellen Unterschieden differenziert. Motivation ist also eine Sammelbezeichnung für Aktivierung, Zielausrichtung und Intensität. Anhand von Zielstrebigkeit, Ausdauer, Anstrengungsinvestition und Emotionen lässt sich erkennen, wie motiviert jemand ist. Darunter ist auch zu verstehen, dass Motivation der aktuelle Zustand ist, der das Handeln oder eine Handlung aktiviert und auf ein Ziel hin ausrichtet (z.B. ins Fitnessstudio gehen). Des Weiteren lässt sich die Motivation in intrinsische Motivation, was so viel wie „innerlich“ bedeutet und in extrinsische Motivation, was in etwa „äußerlich“ bedeutet, einteilen. Dabei definieren Rheinberg & Vollmeyer (2012) diese Begriffe wie folgt:

Am ehesten läßt sich die Begriffsverwendung noch so zusammenfassen, daß ein Verhalten als ‚intrinsisch motiviert‘ bezeichnet wird, wenn es um seiner selbst willen geschieht, oder weiter gefaßt: Wenn die Person aus eigenem Antrieb handelt. Entsprechend wird ein Verhalten dann als ‚extrinsisch motiviert‘ bezeichnet, wenn der Beweggrund des Verhaltens außerhalb der eigentlichen Handlung liegt, oder weiter gefaßt: wenn die Person von außen gesteuert erscheint (S. 149).
Abb. 2: Motivation ist der aktuelle Zustand, der das Handeln oder eine Handlung aktiviert und auf ein Ziel hin ausrichtet.

Für ein besseres Verständnis wird dies nun auf Grundlage unserer Thematik erläutert. Nimmt nun eine Person NEM um seiner selbst willen ein, weil nur diese Person das möchte, um die eigenen Ziele zu erreichen, dann handelt es sich um intrinsische Motivation. Der eigene Antrieb führte zum Griff zu NEM. Hat jedoch eine Person keinen eigenen Antrieb, NEM einzunehmen oder sich damit in irgendeiner Form auseinander zu setzen und wird z.B. durch den Trainingspartner dazu gebracht, handelt es sich um extrinsische Motivation. Dabei wirkt der in diesem Falle angenommene Trainingspartner von außen auf den Sportler ein und lenkt dessen Verhalten. Dadurch wird die Motivation unterschiedlich gesteuert und kann im Laufe der Zeit variieren. Thomas (1978, S. 23) nach zu Folge ist eine Bewegungsausführung nicht ohne psychische und psychophysische Prozesse möglich. Damit ist gemeint, dass vor, während und nach der Bewegungsausführung etwas „passiert“. Dies gilt auch für Handlungen aller Art und wird somit jeder Zeit vom Individuum reflektiert. Somit kann die Motivation zur Einnahme von NEM entsprechend variieren.

<note important>Um Näheres über das Thema Motive und Motivation zu erfahren, verweisen wir hiermit auf die Wiki-Module QFM21 Motivationssteigerung durch Apps & QFM34 Motive im Lauftreff!</note>

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Motive (z. B. Leistungsmotiv) und bestimmte Situationen ( z.B. beim Sport, nach dem Sport) Auswirkungen auf die Motivation haben. Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Entdeckt jemand, dass ein bestimmtes Aussehen gesellschaftliche Anerkennung erlangt, kann dies z.B. das Leistungsmotiv bestärken und diese Person geht motivierter ins Training. Da die Motivation unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann, führt dies bei manchen auch dazu, auf die Ziele, welche man sich gesetzt hat, mit hohen Anstrengungsinvestitionen und Zielstrebigkeit hin zu arbeiten. Dabei haben auch wieder viele Situationen und weitere Motive Einfluss auf die Motivation und lassen Menschen somit auch zu NEM greifen.

<note tip>Bei der Einnahme von NEM geht es um die Maximierung der Leistungsfähigkeit auf natürlichem Wege ohne zu Dopingsubstanzen zu greifen. Das Leistungsstreben steht im Mittelpunkt der Gesellschaft und steht somit für einen Lifestyle oder auch einen gewissen Körperkult. Es geht um das Erreichen von Schönheits- und Schlankheitsidealen. Die Fitness- und Wellnessbewegung ist maßgeblich daran beteiligt, das Gesundheitsbewusstsein zu beeinflussen. Weiterhin ist der Zugang zu NEM leicht und wird durch Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und verschiedenste Werbestrategien an die Sportler gebracht.</note>

verfasst von J. Piron



2.1 Konkrete Motive zur Einnahme von NEM

In den USA ist der Absatz von NEM zwischen den Jahren 1994 und 2006 explosionsartig gestiegen und hat den Unternehmen einen Gewinnanstieg von über 17,3 Milliarden Dollar garantiert. Während der Gewinn im Jahre 1994 noch bei 4 Milliarden lag, so hat sich dieser im Hinblick auf das Jahr 2006 auf 21,3 Milliarden erhöht. Dies suggeriert eine deutliche Zunahme der Nachfrage nach NEM. Doch welche Ziele verfolgen Konsumenten solcher NEM konkret?

Natürlich gibt es auch bei NEM von diversen Sportlern und Personen Bedenken bezüglich der Einnahme aus Angst vor enthaltenen illegalen Substanzen, die sich positiv auf einen eventuellen Doping- oder Drogentest auswirken könnten. Aus einer Untersuchung kam hervor, dass von 634 nichthormonellen Supplements (von 215 Herstellern und aus 13 Ländern stammend) 14,8% verunreinigt waren und bei einem eventuell anstehenden Doping- oder Drogentest zu einem positiven Ergebnis bei den Sportlern führen würden (Lutz & Arent, 2007, S. 34). Diese Kontraindikation verhindert, dass der Gewinn der Unternehmen noch höher ausfällt. Allerdings steigen die Zahlen der NEM-konsumierenden Personen weiterhin stetig an.

Zur Einnahme von NEM nennen die Konsumenten mehrere verschiedene Gründe und Motivationen. In der folgenden Tabelle sind diese Aussagen aus einer repräsentativen Umfrage veranschaulicht. In der Summe der Antworten ergeben sich mehr als 100%, da die Befragten mehrere Antworten geben konnten.

Tabelle 2: Beweggründe zur Einnahme von NEM (modifiziert nach Lutz & Arent, 2007, S. 37).

Beweggründe zur Einnahme von NEM Energie/Leistung verbessern Gewichtsverlust Fettverbrennung Auf Supplements aufgebaute Diät Muskelaufbau Positive Beeinflussung der Einstellung/Laune
Prozentuale Verteilung 61,2% 38% 36,1% 35% 27,8% 24,7%

Dominant war die Aussage, dass die befragten NEM-Konsumenten ihre Energie beziehungsweise deren Leistung verbessern wollten. Die Kategorien Gewichtsverlust, Fettverbrennung und eine auf Supplements aufgebaute Diät folgen in großem Abstand, sind jedoch untereinander sehr nah beisammen. Den Abschluss bilden die Kategorien Muskelaufbau und der positive Einfluss der Einstellung beziehungswiese der Laune. Hierbei sind auch Aussagen, dass man NEM zum Geschmack einnimmt, enthalten. Die Gründe zur NEM-Einnahme werden zu den drei Kategorien Muskelaufbau, Gewichtsreduktion und Generierung athletischer Benefits summiert (Lutz & Arent, 2007, S. 40). Wichtig ist nun noch zu betrachten, inwieweit die Konsumenten in Kontakt mit Supplements kommen und wie diese die Motive zur Einnahme beeinflussen.

Nach Lutz & Arent (2007, S. 40ff) gibt es diverse Gründe, warum Sportler zu NEM-Konsumenten werden. Die Beeinflussung durch Trainer ist ein maßgebender Faktor, aber auch Erfolg wird als Einstieg aufgeführt. Wenn ein Sportler zum ersten Mal NEM zu sich nimmt und beim nächsten sportlichen Wettkampf Erfolg hat, bestärkt ihn dieser Erfolg in der Einnahme von NEM – egal, wie viel die NEM tatsächlich am Erfolg beteiligt sind. Der Erfolg im Wettkampf wird mit Mehreinnahmen assoziiert und veranlasst den Sportler somit dazu, auch mehr Geld in NEM zu investieren. Des Weiteren versuchen die Hersteller, die Beeinflussbarkeit der Menschen auszunutzen indem die Produkte entsprechend vermarktet werden. Den Konsumenten wird suggeriert, dass nur das firmeneigene Produkt die gewünschten Veränderungen herbeiführen kann. Je leichter die Konsumenten zu beeinflussen sind, desto einfacher ist es für die Produzenten, die Produkte abzusetzen. Dass die Konsumenten den NEM offener gegenüberstehen wird durch den Anstieg der Gewinne der Hersteller zwischen 1994 und 2006 gestützt. Andererseits wird den Produzenten unethisches Vorgehen vorgeworfen, da Studien bezüglich der tatsächlichen Wirkung der NEM nur veröffentlicht werden, wenn dort positive Ergebnisse erzielt wurden. Der Produzent nimmt hierdurch immensen Einfluss auf die Kaufentscheidung der Konsumenten, allerdings wird diese Strategie eher dem Marketing, als der Manipulation zugeschrieben. Fakt ist jedoch, dass auch hierbei die Beeinflussbarkeit der Konsumenten der ausschlaggebende Faktor ist.

Die Empfänglichkeit für die Beeinflussung entsteht laut Lutz & Arent (2007, S. 47 - 50) weitestgehend aus drei Beweggründen:

1.) Achievement-Goal-Theory: Hierbei handelt es sich um Ziele, die ein Sportler erreichen will. Diese sind allerdings nicht objektiv festgelegt, sondern werden subjektiv bestimmt und unter Umständen auch entsprechend verändert. Je egozentrierter ein Sportler ist, desto empfänglicher ist er für die Einnahme von NEM und auch weitergehenden illegalen Substanzen, um eben seine Ziele zu erreichen.

2.) Body-Image: Das Body-Image steht schlichtweg für gutes Aussehen. In den letzten Jahren hat die Gewichtszunahme in den USA akut zugenommen, das Idealbild hat sich vor allem bei Frauen jedoch kaum geändert. Durch die Einnahme von NEM wollen Menschen ihr Body-Image dem allgemeinhin anerkannten Ideal angleichen und entsprechend Gewicht verlieren.

3.) Adonis-Komplex (Bigorexia): Beim Adonis-Komplex handelt es sich, wie bereits im Namen enthalten, um einen Komplex der Sportler. Ziel ist es, die höchst verfügbare Muskelmasse aufzubauen, möglichst viel Fett zu reduzieren und bis auf das Minimum zu kriegen und letztendlich ein Streben nach einem sehr hochgesteckten Ideal. Die Hauptgruppe beim Adonis-Komplex wird von den Bodybuildern gestellt, da diese aufgrund ihrer Wettkämpfe genau diese Ziele verfolgen.

Abschließend ist festzuhalten, dass die Einnahme von NEM bis zum Jahre 2006 deutlich zugenommen hat und einen aufwärtszeigenden Trend zeigte. Begünstigt wird dieser Konsum durch die einzelnen Motive der Sportler und Menschen, entweder einem subjektiv gesetzten Ziel nachzueifern, abzunehmen oder das Streben nach einem utopischen Schönheitsideal. Des Weiteren werden Kunden durch die Einfachheit der Einnahme der diversen NEM zum Kauf angeregt. Auch im Leistungssport beheimatete Vorbilder, die NEM zu sich nehmen und für diese werben, beeinflussen den positiven Zuspruch zu NEM seitens der Konsumenten deutlich. Weiterhin ist der Zugang zu Supplements nicht besonders schwierig, da in der heutigen Zeit alle benötigten Ergänzungsmittel über das Internet oder in diversen Geschäften in größeren Städten erworben werden kann. Hinsichtlich der Entwicklung ist ein deutlich positiver Trend zu verzeichnen, was den Konsum in den folgenden Jahren weiterhin wachsen lassen wird (Lutz & Arent, 2007, S. 62f).

<note important>Adonis-Komplex (Bigorexia): Wie soeben aufgezeigt wurde, existiert der sogenannte Adonis-Komplex, der auch als Bigorexia geläufig ist. Wie bereits im vorangegangenen Absatz erwähnt, handelt es sich primär um Bodybuilder, wie man in diesem kurzen Video sehen kann:</note>



verfasst von M. Wigh

3 Zusammenfassung

Nahrungsergänzungsmittel bzw. NEM sind so beliebt wie nie zuvor. Knapp 30% der Deutschen greifen auf sie zurück wobei das Spektrum der Konsumenten weit über den Sportler hinaus reicht (NVS 2, 2008, S. 121). NEM gehören in die Kategorie der Ernährung, in welcher sie jedoch nur einen minimalen Anteil ausmachen (Mettler, 2010, S. 7ff). Die häufigste Form dieser konzentrierten Nährstoffquellen in Form von NEM sind Tabletten, Pulver oder Kapselformen (EFSA, 2010). Die positive Wirkung einzelner Nährstoffkombinationen wurde im Studienteil dargestellt und resultierte meist darin, dass eine höhere Wiederholungszahl erreicht wurde oder darin, dass ein Präparat den Abnehmprozess positiv beeinflusst (siehe Kapitel 1.2).

Die Motivation und Motive zur Einnahme von NEM variieren von Individuum zu Individuum. Die Motivation stellt hierbei die momentane Ausrichtung des aktuellen Lebensstandards auf ein positives Ziel in der Zukunft dar (Rheinberg & Vollmeyer, 2012, S. 13f. NEM können hierbei unterschiedliche Stellenwerte im Prozess des Erreichens der individuellen Ziele sein, wodurch die Empfänglichkeit für die Einnahme von NEM variiert. Diese Empfänglichkeit lässt sich durch drei verschiedene Beweggründe, die Achievement-Goal-Theory, Body-Image und den Adonis-Komplex näher beschreiben (Lutz & Arent, 2007, S. 47-50). Diese eben angesprochenen Ziele, auch Motive genannt, lassen sich in Oberkategorien einteilen. Hier sind die Hauptgründe, warum Personen zu NEM greifen, vor allem die Verbesserung der Energie und Leistung, Gewichtsreduktion, Fettverbrennung, Muskelaufbau bis hin zur bloßen Einnahme zur Verbesserung der Laune (Lutz & Arent, 2007, S. 37).

Neben Befürwortern der NEM-Einnahme gibt es aber auch Gegenstimmen. Die Befürworter argumentieren mit einer hohen Nährstoffdichte bei gleichzeitig kleinem Nahrungsvolumen. Die Gegenargumente bestehen in der möglichen Nicht-Kontrolle der NEM und der Gefahr, vor allem bei Sportlern, verunreinigte Substanzen zu sich zu nehmen, welche einen positiven Dopingtest mit sich führen können (Mettler, 2010, S. 11).

Alles in allem wird der Absatz von Nahrungsergänzungsmitteln aufgrund vereinfachter Verfügbarkeit und vereinfachtem Zugang weiterhin steigen. Werbung mit Leistungssportlern und Idolen fördert zudem den Absatz von NEM in der Bevölkerung (Lutz & Arent, 2007, S. 62f). Im folgenden Teil reflektieren wir das Thema kritisch und geben einen Ausblick, was dahingehend mögliche Veränderungen wären.

verfasst von T. Burger

4 Kritik und Ausblick

Im letzten Teil wird das Erarbeitete noch einmal kritisch betrachtet und es werden Verbesserungsvorschläge sowie mögliche neue Forschungsprojekte aufgezeigt. Innerhalb der gelesenen Texte und analysierten Studien, welche zu der Entstehung dieses Wikis beigetragen haben, sind immer wieder die verschiedensten Definitionen von Nahrungsergänzungsmitteln aufgetaucht. Aufgrund der Vielzahl von Autoren kommt es somit zu mindestens einer gleichen Anzahl an Definitionen. Im Hinblick auf Verständnis und auch weitere anstehende Studien wäre eine allgemeingültige Definition sehr hilfreich. Die Autoren würden sich dadurch Arbeit ersparen und Leser wären nicht durch eine Menge an unterschiedlichen Definitionen verwirrt, sondern hätten durch eine allgemeingültige Aussage bei jeder das Thema aufgreifenden Literatur denselben Einstieg.

Werden die Studienlage und die dargestellten Studien kritisch reflektiert, so fällt auf, dass die Probandenzahlen nahezu aller NEM-Studien immer sehr klein ausfallen. Dies macht eine Übertragung der Ergebnisse nahezu unmöglich. Zusätzlich waren die Probanden meistens langjährige Sportler mit einem enormen Trainingspensum pro Woche, sprich die Heterogenität war nicht gegeben. Des Weiteren waren die Interventionszeiträume der einzelnen Studien ebenfalls sehr klein gehalten, sprich die meisten Studien sind Querschnittsstudien. Das Fehlen von Review Papers erschwerte die Arbeit zusätzlich.

Anschließend an die Kritik über die fehlenden Reviews bietet sich natürlich neues Arbeitspotential für neue Wiki-Projekte an, indem ein Review-Wiki beispielsweise zum Thema NEM verfasst wird. Weitere Forschung müsste dahingehend durchgeführt werden, dass man Längsschnittstudien durchführt, die mit sehr hoher und heterogener Probandenzahl arbeiten, um allgemeingültige Ergebnisse und Effekte zu generieren.

<note warning>Es wird deutlich drauf hingewiesen, dass diese verfasste Kritik nicht bedeutet, dass die aufgezeigten Studien falsch sind. Sie sind vielmehr mit Vorsicht zu genießen und sollten nicht als Argumentationsgrundlage für einen NEM-Konsum dienen.</note>


Themenvorschläge für Folge-Wikis

  1. Review von Querschnittsstudien bezüglich der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln
  2. Nahrungsergänzungsmittel: Hilfsmittel oder Allheilmittel?
  3. Die dunkle Seite von Nahrungsergänzungsmitteln - Einstieg zum Doping


verfasst von T. Burger & M. Wigh


5 Fragen

  1. Worin besteht die Schwierigkeit bei der Definition von NEM?
  2. Was stellen Motive zur Einnahme von NEM dar?
  3. Welche Rolle könnte die Gesellschaft bei NEM spielen?


6 Quellen

6.1 Literatur

Bette, K. H. & Gugutzer, R. (2012). Sport als Sucht. Zur Soziologie einer stoffungebundenen Abhängigkeit. Sport und Gesellschaft 9 (2), 107 - 130.

Braun, H., Köhler, K., Geyer. H. (2010). Verunreinigungen von Nahrungssupplementen – eine Quelle verbotener Substanzen? Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 2010 (4), 18 - 21

Mettler, S. (2010). Supplemente und Nahrungsmittel im Sport – grundsätzliche Überlegungen. Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 2010 (4), 7 - 14.

Lutz, R. & Arent, S. (2007). Psychology of Supplementation in Sport and Exercise Motivational Antecedents and Biobehavioral Outcomes. In M. Greenwood, D. S. Kalman & J. Antonio (Hrsg.), Nutritional Supplements in Sports and Exercise (S. 33 - 71). Totowa New Jersey: Humana Press.

Rheinberg, F. & Vollmeyer, R (2012). Motivation. Grundriss der Psychologie Band 6. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer, 13-14, 149.

Thomas, A. (1978). Einführung in die Sportpsychologie. Göttingen: Verlag für Psychologie, 23.

6.2 Onlinequellen

Bundesinstitut für Ernährung und Landwirtschaft (2008). Ergebnisbericht Teil 1, Zugriff am 23. Mai 2016 unter http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Ernaehrung/NVS_Ergebnisbericht.pdf;jsessionid=-EF031044D49D19ABC502BCE21A51EE63.2_cid296?__blob=publicationFile

European Food Safety Authority (2010). Nahrungsergänzungsmittel, Zugriff am 23. Mai 2016 unter https://www.efsa.europa.eu/de/topics/topic/supplements

Frestedt, Joy L., Zenk, John L., Kuskowski, Micheal A., Ward, Loren S. & Bastian, Eric, D. (2008). A whey-protein supplement increases fat loss and spares lean muscle in obese subjects: a randomized human clinical study. Zugriff am 9. Juni 2016 unter http://download.springer.com/static/pdf/415/art%253A10.1186%252F1743-7075-5-8.pdf?originUrl=http%3A%2F%2Fnutritionandmetabolism.biomedcentral.com%2Farticle%2F10.1186%2F1743-7075-5-8&token2=exp=1465486638~acl=%2Fstatic%2Fpdf%2F415%2Fart%25253A10.1186%25252F1743-7075-5-8.pdf*

Gonzalez, Adam M., Walsh, Allyson, L., Ratamess, Nicholas A., Kang, Jie & Hoffman, Jay R. (2011). Effect of a pre-workout energy supplement on acute multi-joint resistance exercise. Zugriff am 9. Juni 2016 unter http://www.jssm.org/vol10/n2/3/v10n2-3text.php

Jagim, Andrew R., Jones, Margaret T., Wright, Glenn A., St.Antoine, Carly, Kovacs, Attila & Oliver, Jonathan M. (2016). The acute effects of multi-ingredient pre-workout ingestion on strength performance, lower body power, and anaerobic capacity. Zugriff am 9. Juni 2016 unter http://download.springer.com/static/pdf/773/art%253A10.1186%252Fs12970-016-0122-2.pdf?originUrl=http%3A%2F%2Fjissn.biomedcentral.com%2Farticle%2F10.1186%2Fs12970-016-0122-2&token2=exp=1465487335~acl=%2Fstatic%2Fpdf%2F773%2Fart%25253A10.1186%25252Fs12970-016-0122-2.pdf*

Volek, Jeff S., Kraemer, William J., Bush, Jill A., Boetes, Mark, Incledon, Thomas, Clark, Kristine L. & Lynch, James M. (1997). Creatine supplementation enhances muscular performance during high-intensity resistance exercise. Zugriff am 9. Juni 2016 unter https://www.researchgate.net/profile/James_Lynch2/publication/14002113_Creatine_Supplementation_Enhances_Muscular_-Performance_During_High-Intensity_Resistance_Exercise/links/5458f2a00cf26d5090acfad5.pdf



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